Spannung und Entspannung zum Jahresende
Zwar scheinen sich die Märkte auf einen ruhigen Jahresausklang einzustellen, doch viele Fragen bleiben offen. Leider auch immer noch, was die Fed tun wird.
So zweideutig wie die Fed ist auch die wirtschaftliche Lage.
Eigentlich müsste man sich gerade einige Themen genauer anschauen: Ob die relativ soliden Quartalszahlen aus China ausreichen, um die Angst vor einer harten Landung zu dämpfen; und ob die Plethora staatlicher Stützungsmaßnahmen kurzfristig sogar für positive Überraschung sorgen könnte. Ob überhaupt bei den Schwellenländern das Überraschungspotenzial aufgrund der Stabilisierung der Rohstoffpreise und des zuletzt schwächelnden US-Dollars eher auf der positiven Seite liegt. Oder ob dies nur eine kurze Erholung ist, während sich die strukturellen Probleme einiger dieser Länder noch weiter in Wirtschaft und Gesellschaft fräsen. Man könnte auch über Europas Migrationsströme sprechen, die nicht zuletzt als Katalysator für weitere Strukturreformen dienen müssten. Andernfalls drohen neben wirtschaftlichen auch politische Anspannungen, wie das besorgniserregende Erstarken rechter Gruppierungen zeigt. Der so aufflammende Patriotismus und Protektionismus könnte über neue Handelsbarrieren sogar die Inflation befeuern. Auch der Volkswagen-Skandal bleibt diskussionswürdig, allein schon da er bewirken könnte, dass ESG -Kriterien (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) bei Anlageentscheidungen künftig mehr Beachtung finden.
Auf all das wären wir gern näher eingegangen, aber nach wie vor dominiert die Fed (US Federal Reserve Board) die Märkte, trotz eines sitzungsfreien Novembers. Wegen der Nicht-Entscheidung im September verharren die Anleger im Rätselratemodus. Und sezieren jedes von der Fed stammende Zitat, vor allem seit offenkundig ist, dass selbst das Board of Governors inhaltlich gespalten ist. Aber wen darf das wundern, angesichts der gespaltenen Daten? Für eine Zinserhöhung sprechen der Arbeitsmarkt und die 2016 wohl endende inflationshemmende Wirkung sinkender Rohstoffpreise. Gegen die Erhöhung sprechen aktuelle Inflationszahlen und die Dämpfung der globalen Wachstumserwartungen. Ebenfalls dagegen spricht, dass die Fed die Zinsen noch nie änderte, wenn das nicht den breiten Markterwartungen entsprach. Doch wie zuverlässig sind historische Muster, wenn sich die Fed ohnehin auf unbekanntem Terrain befindet? Und inwieweit ist sie noch Herr der Lage? Folgende Kette wird von einigen Marktteilnehmern schon durchgespielt: Im Dezember bleibt die Zinswende aus, falls kurz zuvor die Haushaltssperre verhängt wird. Im Frühjahr unterbleibt sie aufgrund des schwachen Winterquartals. Und im Sommer kommt sie nicht, weil dies zu nah an den US-Wahlen läge. Und schon sind wir bei 2017. Dass solche Spekulationen überhaupt die Runde machen, ist schon Zeugnis der Führungsschwäche der Fed. Wir bleiben beim Dezember-Termin, doch sind uns bewusst, dass einige Prognosen verändert werden müssten, sollte sich die Wende tief ins nächste Jahr ziehen. Die Fed bleibt nun mal die wichtigste Zentralbank der Welt. Ihrer jetzigen Passivität müssen sich Anleger daher aktiv stellen.
Asoka Wöhrmann
Chief Investment Officer und Mitglied des Deutsche AWM Executive Committee
Mit 160 Milliarden Euro betreutem Kundenvermögen ist DWS Investments im Publikumsfondsgeschäft Marktführer in Deutschland*. 1956 gegründet, ist DWS Investments heute integraler Bestandteil der Deutschen Asset & Wealth Management, die weltweit fast eine Billion Euro** treuhänderisch für ihre Kunden verwaltet und eine der vier strategischen Säulen der Deutschen Bank ist.
Als aktiver Vermögensverwalter ermöglicht die DWS Kunden den Zugang zu einer umfassenden Palette an Anlageprodukten. Mehr als 500 Research- und Investment-Experten weltweit identifizieren Markttrends und setzen diese zum Nutzen unserer Anleger um. Führende Positionen in Rankings unabhängiger Ratingagenturen und Auszeichnungen belegen unseren Erfolg, die überdurchschnittliche Performance der DWS-Produkte und den herausragenden Service.
*Quelle: BVI, Stand 31. Mai 2013, inkl. DB-Produkte
**Stand: 30. Juni 2013