Die 5 größten ETF-Mythen
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ETFs erfreuen sich unter Anlegern immer größerer Beliebtheit. Trotzdem wird zu Unrecht immer wieder behauptet, ETFs seien ein Risiko für die Kapitalmärkte.
Einige ETF-Mythen halten sich dabei besonders hartnäckig. Wir stellen diese auf den Prüfstand und erklären, was wahr ist und was nicht.
1. Mythos: ETFs wirken in der Krise wie Brandbeschleuniger
2. Mythos: ETFs gefährden die Markteffizienz
3. Mythos: ETFs eignen sich nicht für Anleihen
4. Mythos: ETFs sind nicht krisenerprobt
5. Mythos: ETFs sind risikoreicher als aktiv verwaltete Fonds
Mythos 1: ETFs wirken in der Krise wie Brandbeschleuniger
Was wird behauptet?
Sollte es während einer wirtschaftlichen Krise zu starken Kursverlusten an den Aktienmärkten kommen, würden massenhafte Verkäufe von ETF-Anteilen dazu führen, dass die in ETFs enthaltenen Wertpapiere noch weiter an Wert verlieren. Je mehr Anleger in ETFs investiert sind, desto größer sei die Gefahr, dass gleichzeitig dieselben Wertpapiere verkauft werden.
Was ist wahr?
Dass besonders viele Anleger während einer Krise Wertpapiere verkaufen und dadurch Kursstürze weiter verschlimmern, ist ein typisches Anlegerverhalten, das jedoch bei fast jedem Anlageprodukt auftritt. Es handelt sich hierbei also nicht um ein ETF-spezifisches Problem. Tatsächlich ließ sich in der Corona-Krise sogar ein gegensätzlicher Effekt beobachten: ETFs fungierten als Puffer und konnten Kursverluste sogar ein Stück weit abfedern.
Um dieses Phänomen besser verstehen zu können, bedarf es eines Blicks auf die Handelsmechanismen von ETFs. Die überwältigende Mehrheit des ETF-Handels findet am Sekundärmarkt statt.
Was ist der Sekundärmarkt?
Auf dem Sekundärmarkt werden schon bestehende Anteile an ETFs gehandelt. Beim Sekundärhandel sind die unterliegenden Wertpapiere vom ETF-Handel also gar nicht betroffen. Da der Handel von ETFs hauptsächlich unabhängig vom Handel einzelner Wertpapiere stattfindet, bieten ETFs Marktteilnehmern zusätzlich Liquidität.
Damit der Handel schnell und effizient funktioniert, ist ein transparenter und liquider Sekundärmarkt unbedingt notwendig. Genau dieser Sekundärmarkt hat bei ETFs während der Corona-Krise sehr gut funktioniert.
Dieser Effekt war sogar so stark, dass Investoren in dieser Zeit lieber ETFs als die in den ETFs enthaltenen Aktien handelten. Laut der Bank of England wurde das Risiko von massenhaften Aktienverkäufen durch die zusätzlich bereitgestellte Liquidität durch ETFs reduziert. ETFs haben also in der Corona-Krise allen Unkenrufen zum Trotz die Krise nicht verstärkt, sondern im Gegenteil den Crash sogar abgefedert.
Mythos 2: ETFs gefährden die Markteffizienz
Was wird behauptet?
Weil es sich bei ETFs um passive Produkte handelt, investieren Anleger immer in einen Index. Die Analyse der einzelnen im Index enthaltenen Titel hinsichtlich wichtiger Faktoren wie Wachstum, fairer Bewertung und Ertragsaussichten bleibt dabei jedoch aus. Laut der Markteffizienzhypothese sollen alle für Investoren verfügbaren Informationen bei allen im Markt erhältlichen Wertpapiere eingepreist sein. Wenn diese Informationen aber nicht in den Preisen enthalten sind, kann man nicht mehr von effizienten Märkten sprechen.
Was ist wahr?
Kritiker sprechen ETFs in diesem Zusammenhang eine viel zu dominante Rolle zu. Obwohl ETFs in den letzten Jahren enorm an Popularität gewonnen haben, müssten diese ein viel höheres Investitionsvolumen ausweisen, um die Markteffizienz tatsächlich gefährden zu können. ETFs machen aktuell nur einen relativ kleinen Teil des in Fonds investierten Vermögens aus.
Laut einem Bericht der Bundesbank entfielen Ende 2018 von insgesamt 37,1 Billionen US-Dollar, die weltweit in Investmentfonds investiert waren, lediglich 5,1 Billionen US-Dollar auf ETFs. Die Bundesbank kommt ebenfalls zu dem Schluss, dass der ETF-Sektor hinsichtlich der Preisfindung am Markt aktuell lediglich eine geringe Rolle spielt. Der Löwenanteil, des in Investmentfonds investierten Vermögens, befindet sich weiterhin in klassischen aktiv gemanagten Fonds. Diese stellen also ein starkes Gegengewicht gegenüber ETFs dar. Weil es gerade die Aufgabe aktiver Fondsmanager ist, im Markt auftretende Ineffizienzen auszunutzen, würden etwaige durch den ETF-Handel ausgelöste Ineffizienzen sofort durch aktive Investoren korrigiert werden. Würde ein bestimmtes Wertpapier zum Beispiel fälschlicherweise überbewertet sein, würden aktive Investoren dieses Wertpapier in großer Stückzahl so lange verkaufen, bis der Kostenvorteil nicht mehr besteht und das Wertpapier wieder als "effizient" bezeichnet werden kann.
Insgesamt ist der ETF-Markt zu klein, um die Markteffizienz nachhaltig zu gefährden. Kurzfristige Markteffizienzen würde im Markt nicht bestehen bleiben, da Fehlbewertungen von aktiven Investoren ausgenutzt würden. Tatsächlich gibt es sogar Studien, nach denen ETFs sogar positiv zur Markteffizienz beitragen. So fand zum Beispiel die Analysefirma Axioma, die als Teil der Deutschen Börse Marktanalysen bereitstellen, im Jahr 2019 heraus, dass sich durch ETFs der sogenannte "Index-Effekt" deutlich verringert hat.
Damit bezeichnet man den Effekt, dass Aktien, die in einen großen Index wie zum Beispiel den DAX aufgenommen werden, allein durch die Indexaufnahme im Wert steigen. Gleichzeitig kann man häufig beobachten, dass Werte, die den Index verlassen, fallen. Da die Zugehörigkeit zu einem Index wenig bis gar nichts mit der Solidität des Unternehmens zu tun hat, wurde dieser Effekt schon lange als irrationale Markt-Ineffizienz betrachtet. Laut Axioma hat das Wachstum von ETFs dazu beigetragen, diese Ineffizienz in den letzten Jahren immer weiter zu verringern.
Mythos 3: ETFs eignen sich nicht für Anleihen
Was wird behauptet?
Während es sich bei Aktien empfiehlt, mithilfe von ETFs in ein breit diversifiziertes Portfolio zu investieren, sollte man bei Anleihen besser in einzelne Anleihen investieren.
Was ist wahr?
Tatsächlich ist der Markt für Anleihen sehr unübersichtlich. Deutlich unübersichtlicher als der Aktienmarkt.
Als Beispiel: Möchte ein Anleger in die Deutsche Bank investieren, hat er dafür genau eine Aktie zur Auswahl, jedoch über 43.000 verschiedene Anleihen. Diese Anleihen unterscheiden sich sehr stark in ihrer Struktur und Laufzeit. Hinzu kommt, dass viele Anleihen einen hohen Mindestinvestitionsbetrag erfordern, erfordern, sodass viele Anleihen für Anleger gar nicht zugänglich sind. Die eigenständige Auswahl von Anleihen gestaltet sich also noch schwieriger als bei Aktien. Anleihen-ETFs bieten hingegen einen kostengünstigen und effizienten Zugang zu Anleihen. Die Auswahl der Anleihen übernimmt der ETF-Anleger. Zeitaufwändige Depotumschichtungen wie sie bei einer Investition in einzelne Rententitel notwendig sind, bleiben Anlegern ebenfalls erspart. Oft können Anleger mit einem Anleihen-ETF schon ab 50 Euro investieren.
Ähnlich wie ein Aktien-ETFs bildet ein Anleihen-ETF einen Rentenindex ab. Anleger investieren so in ein breites Spektrum von Anleihen verschiedener Laufzeiten und Bonität und profitieren dabei ebenfalls von Diversifikation. Wissenschaftliche Studien haben darüber hinaus gezeigt, dass der traditionell relativ illiquide Anleihenmarkt durch ETFs mit zusätzlicher Liquidität versorgt wird. Zudem ermöglicht der Handel mit ETFs eine aktuellere und damit effizientere Bepreisung von Anleihen.
Denn tatsächlich sind die angezeigten Marktkurse von Anleihen häufig veraltet. Die meisten Anleihen handeln nämlich nur sehr selten bis gar nicht. Laut einer Studie der amerikanischen Börsenaufsicht SEC aus dem Jahre 2018 handeln nur 20% aller US-Unternehmensanleihen mindestens einmal pro Tag und nur 3,5% handeln häufiger als zehnmal pro Tag. Anleihen-ETFs hingegen können täglich im Sekundentakt gehandelt werden.
Mythos 4: ETFs sind nicht krisenerprobt
Was wird behauptet?
Weil es sich bei ETFs um vergleichsweise neue Anlageprodukte handelt, kann man keine Aussage über ihre Krisenbeständigkeit treffen.
Was ist wahr?
Obwohl ETFs erst seit ca. 10 Jahren einem größeren Publikum bekannt sind, gibt es sie schon seit dem Jahre 1990. Dies bedeutet, dass ETFs sowohl während der Finanzkrise 2007 als auch der Eurokrise 2010 existiert haben. Besonders in der Finanzkrise 2007 zeigten sich ETFs als krisenresistent. Während zahlreiche andere Fonds vorübergehend geschlossen oder gar abgewickelt werden mussten, fiel kein einziger ETF in dieser Zeit aus. Während Anleger anderer Finanzprodukte große Verluste erlitten, fielen diese bei ETFs geringer aus.
Auch die aktuelle Corona-Krise überstanden ETFs relativ gut. Tatsächlich stieg die Nachfrage nach ETFs gemessen am täglichen Handelsvolumen in der Hochphase der Krise deutlich an. Zugleich blieb der ETF-Markt ausreichend liquide. Dies verdeutlicht, dass Investoren in dieser Zeit sogar besonders auf ETFs vertrauten. Experten sprechen sogar davon, dass ETFs zusätzlich Liquidität bereitgestellt haben und somit das Risiko massenhafter Abverkäufe verringert haben. Dieser Mythos sollte also spätestens seit der Corona-Krise als widerlegt gelten.
Mythos 5: ETFs sind risikoreicher als aktiv verwaltete Fonds
Was wird behauptet?
Kritiker behaupten, dass ein Investment in ETFs für Anleger mit einem höheren Risiko als bei einem aktiv gemanagten Fonds verbunden sei. Schließlich könne ein aktiver Manager in Krisenphasen ja aktiv umschichten und so das Risiko des Fonds reduzieren, was bei ETFs nicht möglich ist.
Was ist wahr?
Tatsächlich gibt es keinerlei wissenschaftliche Erkenntnisse, die darauf hinweisen, dass ETFs risikoreicher als aktiv gemanagte Fonds sind. Das Risikoprofil jedes Investmentfonds wird immer durch die in ihm enthaltenen Wertpapiere bestimmt. Dies trifft sowohl auf passive ETFs als auch aktive Fonds zu. Ein pauschaler Unterschied zwischen aktiven und passiven Fonds lässt sich hier also auch gar nicht feststellen.
Vielmehr bestimmen die folgenden Faktoren die Volatilität und das Risiko eines Fonds:
• Die Wertentwicklung und Volatilität der zugrunde liegenden Wertpapiere
• Das Risikoprofil der Märkte, in die der Fonds investiert
• Die Anlagestrategie des Fonds.
Ein aktiv gemanagter Fonds und ein ETF, die aus den gleichen Wertpapieren bestehen, weisen auch ein identisches Risikoprofil aus.
Zudem handelt es sich bei der Behauptung, dass aktive Fonds Anleger in Krisen besser schützen, um einen weiteren Trugschluss. Untersuchungen der University of Pennsylvania zeigen, dass aktive Fonds während der Finanzkrise von 2007 nicht signifikant besser abschnitten als der Markt. Während des "Flash Crash" von 2015 verloren aktive Fonds sogar noch mehr als der Markt.
Als Chief Investment Officer leitet Fabian Knigge den Bereich Investment & Wealth Management bei Ginmon. Zuvor war er im Portfolio Management im Bereich Aktien Europa bei Union Investment tätig. Er hält einen Masterabschluss in Finance von der Bocconi-Universität Mailand und ist CFA Charterholder.