Kolumne

Corona - die Zweite (oder Dritte?)

12.11.20 14:35 Uhr

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Corona - die Zweite (oder Dritte?) | finanzen.net

Neuer Lockdown - neuer Crash? 

Dem ein oder anderen Anleger dürfte der März dieses Jahres wohl noch lebhaft in  Erinnerung sein. Die Ausbreitung von Covid-19 hat nicht nur uns alle kalt erwischt,  sondern auch die globalen Finanzmärkte. Durch die erneut steigenden Fallzahlen vor  allem in Europa steigt auch wieder die Angst vor einem erneuten Crash an den Märkten.  Zusätzlich belasten die neuen Regelungen für Lockdowns die Gemüter der Anleger. Dieses  Mal scheint jedoch etwas anders zu sein, denn trotz der deutlich höheren täglichen  Neuinfektionen als im ersten Lockdown, ist bislang kein Crash in Sicht.    

Doch wieso reagieren die Börsianer dieses Mal so entspannt? Ein Blick nach Amerika kann  zur Erklärung helfen: Durch die sprunghaft ansteigenden Fallzahlen in Europa ist nun die  zweite Welle angekommen, die USA sind aber bereits in der ​dritten Welle​. Im Kontrast zu  Europa konnten sich die USA nie von der ersten Welle erholen, die täglichen  Neuinfektionen befanden sich das ganze Jahr über auf einem konstant hohen Niveau. Das  konnte die Stimmung an den Börsen jedoch nicht trüben. 

Quelle: Ginmon, WHO; Stand 25.10.2020   

Auch haben die meisten Anleger bereits mit wieder steigenden Infektionszahlen  gerechnet, wodurch die "überraschenden" Ankündigungen von Lockdowns an den  Märkten bereits eingepreist gewesen waren. Die neuen Restriktionen sind nicht so radikal  wie zu Beginn des Jahres, weshalb auch die volkswirtschaftlichen Einbußen für die einzelnen Länder nicht so dramatisch ausfallen dürften. Nicht zuletzt waren nun auch die  Notenbanken deutlich besser auf die möglichen Verläufe der Pandemie vorbereitet. Die  EZB und die amerikanische Federal Reserve konnten die Märkte in den vergangenen  Monaten durch groß angelegte Hilfsprogramme stabilisieren und sind auch bereit, dies  weiterhin zu tun.   

Sind die Märkte immun gegen Corona?   

Das Risiko von Abschwüngen an den Börsen ist natürlich immer gegeben und vollkommen  immun gegen Corona sind die Märkte nicht. Jedoch sollte die Lage möglichst von Emotionen befreit betrachtet werden: Staaten, Notenbanken und Anleger sind auf steigende Fallzahlen und weitere Lockdowns vorbereitet.   

Das lässt sich auch sehr gut an der Entwicklung der globalen Aktienindizes erkennen. Der Corona-Crash im ersten Quartal 2020 hat für heftige Kurseinbrüche gesorgt, da die Börsen dieses unerwartete Ereignis erst einmal verdauen mussten. Die nachfolgenden  Interventionen der einzelnen Staaten sowie der globalen Notenbanken haben die Märkte  jedoch stabilisieren können. Wieder steigende Fallzahlen bzw. eine rasch folgende zweite  Welle in den USA konnten die Märkte nicht sonderlich beeindrucken. Denn dies war  bereits erwartet worden. Auch die sich anbahnende dritte Welle in den USA scheint kaum  eine Reaktion hervorzurufen.   

Zudem dürfen Anleger trotz der recht ordentlichen Erholung nicht vergessen, dass die  meisten Aktienmärkte ihr Vorkrisen-Niveau immer noch nicht erreicht haben. So befinden  sich Europa und der pazifische Raum in 2020 nach wie vor im Minus. Auch andere  Regionen bewegen sich erst seit kurzer Zeit über der Null-Linie. 

Quelle: Ginmon, S&P 500, STOXX Europe 600, MSCI World EM IMI, MSCI Pacific ex Japan; Stand 25.10.2020

Als Chief Investment Officer leitet Fabian Knigge den Bereich Investment & Wealth Management bei Ginmon. Zuvor war er im Portfolio Management im Bereich Aktien Europa bei Union Investment tätig. Er hält einen Masterabschluss in Finance von der Bocconi-Universität Mailand und ist CFA Charterholder.

Bildquellen: Ginmon, Ginmon