Strategien mit ETFs: Eine clevere Anlageidee
Passive Indexfonds sind eine Erfolgsgeschichte. €uro am Sonntag hat drei Musterdepots für jeden Anlegertyp konzipiert.
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von Christoph Platt, Euro am Sonntag
In der Finanzbranche gibt es Stars - und es gibt Legenden. John Bogle zählt zu Letzteren. Bereits 1999 kürte ihn das US-Magazine "Fortune" zu einem der vier Giganten der Investmentszene des 20. Jahrhunderts. Der mittlerweile 86-jährige US-Anleger blickt auf ein bewegtes und äußerst erfolgreiches Berufsleben zurück. 1974 gründete er die Investmentgesellschaft The Vanguard Group, heute einer der bedeutendsten Anbieter von passiven Indexfonds in den USA. Damit gilt Bogle als Vater des ETFs. Stets warb er dafür, dass die indexnahe Geldanlage mit niedrigen Kosten einem aktiven Fondsmanagement langfristig überlegen sei.
Der Siegeszug der ETFs in den vergangenen Jahren bestätigt Bogles Überzeugung. Exchange Traded Funds, auf Deutsch börsengehandelte Indexfonds, wuchsen rasant. In den 90er-Jahren waren die passiven Fonds, die einem Börsenindex eins zu eins folgen, noch ein Exoteninvestment. Doch seit 2004 schossen das verwaltete Vermögen und die Zahl der angebotenen Produkte nach oben. Im Jahr 2009 fiel die Marke von einer Billion US-Dollar, Anfang 2013 waren bereits zwei Billionen weltweit in passiven börsengehandelten Produkten investiert. Vor drei Monaten wurde schließlich mit drei Billionen Dollar ein weiterer Meilenstein erreicht.
Mehr Infos für Anleger
Regelmäßig berichtet €uro am Sonntag über ETFs und Indexprodukte wie Exchange Traded Notes (Währungen) oder Exchange Traded Commodities (Rohstoffe), die unter dem Kürzel ETPs (Exchange Traded Products) zusammengefasst werden. Künftig bietet der Finanzen Verlag für seine Abonnenten eine weitere Publikation an, die sich Woche für Woche mit der Welt der Indexprodukte auseinandersetzt: Ab Dienstag, 12. Januar, startet der €uro am Sonntag EXPRESS.
Neben aktuellen Nachrichten aus der Branche und Porträts aussichtsreicher Produkte enthält der Newsletter drei Musterdepots, die unterschiedliche Strategien verfolgen und wöchentlich aktualisiert werden. Diese stellen wir Ihnen nachfolgend erstmals vor.
Das Offensive Depot richtet den Fokus auf renditestarke, teils ausgefallene Marktsegmente und geht klare Wetten ein. Zusammen mit seinem Aktienschwerpunkt ist es für Anleger mit einer hohen Risikobereitschaft gedacht.
Das Ausgewogene Depot mischt Aktien- und Renten-ETFs und Rohstoff-ETPs. Es stellt eine Art Basisinvestment dar, das sich dank breiter Streuung an sämtliche Anlegertypen mit Ausnahme sehr konservativer Investoren wendet. Es deckt alle wichtigen Märkte weltweit ab.
Besseres Rendite-Risiko-Profil
Das Innovative Depot enthält ausschließlich Smart-Beta-ETFs. Diese Untergruppe der Indexfonds setzt auf Indizes, die sich von den herkömmlichen Börsenbarometern unterscheiden, beispielsweise indem große und kleine Unternehmen gleichgewichtet werden. Auf diese Weise soll das Rendite-Risiko-Profil verbessert werden.
Jedes Musterdepot besteht aus acht Produkten, die zu Beginn jedes Jahres gleichgewichtet werden. Bei Bedarf werden diese ausgetauscht. Der Schwerpunkt liegt auf ETFs, doch auch ETPs können zum Einsatz kommen. Um die Wertentwicklung besser verfolgen zu können, werden ausschließlich thesaurierende Fonds verwendet.
Offensives ETF-Depot
€uro am Sonntag präsentiert drei neue Musterdepots mit Indexprodukten, die zu Beginn gleichgewichtet sind. Das Offensive Portfolio setzt auf Spezialmärkte und richtet sich an risikobereite Anleger.Wetten auf Exoten und Trendumkehr
Anleger, die in das Offensive Depot investieren, müssen risikobereit sein. Denn das Musterportfolio bezieht klar Stellung und setzt auf teils exotische Märkte. Eine wichtige Rolle spielen außerdem Wetten auf Gegenbewegungen in Regionen oder Branchen, die zuletzt extrem schlecht gelaufen sind. Die offensive Ausrichtung wird auch in der Verteilung der Anlageklassen deutlich: Aktien-ETFs machen fast 90 Prozent des Depots aus.
Regionale Schwerpunkte setzt die Redaktion auf Spanien, Skandinavien, Lateinamerika und Vietnam. Mit dem ComStage MSCI Spain können Anleger vom Aufschwung auf der Iberischen Halbinsel profitieren. Noch ist die Arbeitslosigkeit hoch, doch in der Wirtschaft zeichnet sich ein Aufwärtstrend ab. Die Staaten Skandinaviens überzeugen mit soliden Volkswirtschaften und einem technologiebetonten Unternehmensmix. Der Amundi MSCI Nordic folgt den dortigen Aktienmärkten. Mit dem Lyxor MSCI EM Latin America wetten Anleger auf ein Comeback Südamerikas. Zwar ist die Lage in Brasilien, Mexiko und Co schlecht bis durchwachsen, aber eine Wende ist möglich. Der db X-trackers FTSE Vietnam kauft Aktien aus dem südostasiatischen Land. Die Wachstumsraten sind hoch, und vor wenigen Monaten hat Vietnam die Investitionsbeschränkungen für Anleger aus dem Ausland gelockert.
Mit dem ComStage NYSE Arca Gold BUGS und dem iShares Oil & Gas Exploration & Production geht das offensive Depot klare Contrarian-Wetten ein. Die beiden ETFs bilden Branchen ab, die 2015 extrem unter die Räder gekommen sind: Goldminenbetreiber sowie Öl- und Gasförderer. In beiden Branchen könnte es in diesem Jahr zu einer Gegenbewegung kommen. Mit dem ROBO-STOX Global Robotics and Automation setzen Anleger auf den Megatrend Automatisierung. Abgerundet wird das Musterportfolio mit einem exotischen Anleihe-ETF: Der LAM Sun Global ZyFin India Sovereign Enterprise Bond folgt der Entwicklung festverzinslicher Papiere indischer Staatsbetriebe.
Das offensive Depot (pdf)
Ausgewogenes ETF-Depot
€uro am Sonntag präsentiert drei neue Musterdepots mit Indexprodukten, die zu Beginn gleich gewichtet sind. Das Ausgewogene Portfolio deckt die wichtigsten globalen Märkte ab und eignet sich als Basisinvestment.Breit gestreut einmal rund um die Welt
Das Ausgewogene Depot orientiert sich an bewährten ETF-Musterportfolios, wie €uro am Sonntag sie regelmäßig vorstellt. Mit ihm lässt sich breit gestreut in die wichtigsten Märkte weltweit investieren. Dazu werden vier Aktien- und drei Renten-ETFs eingesetzt. Zusätzlich dient ein ETC der Deutschen Börse, Xetra-Gold, als Stabilitätsanker, der vor Extremrisiken schützen soll.
Bei den Aktien-ETFs stehen Industrieländer im Vordergrund. Der iShares Core S & P 500 folgt dem US-amerikanischen Leitindex, der die 500 größten Unternehmen der USA enthält. Der Source JPX-Nikkei 400 setzt auf japanische Titel. Er bildet eine Variante des bekannten Leitindex Nikkei 225 ab. In dem ETF finden sich 400 Konzerne, die besonders aktionärsfreundlich wirtschaften. Viele japanische Pensionskassen orientieren sich an diesem Kursbarometer, weshalb es der Redaktion aussichtsreicher erscheint als der klassische Nikkei 225. Europäische Aktien gelangen über den ComStage Stoxx Europe 600 ins ausgewogene Musterdepot. Der ETF enthält Aktien aus den Industrienationen Europas. Das größte Gewicht haben britische, französische, Schweizer und deutsche Unternehmen.
Weil in einem gut gemischten Portfolio auch Schwellenländer nicht fehlen dürfen, findet sich der Amundi MSCI Emerging Markets im Depot. In dem Index sind mehr als 800 Unternehmen aus aufstrebenden Volkswirtschaften weltweit vereint. Titel aus China, Südkorea, Taiwan und Indien sind hoch gewichtet.
Auf der Rentenseite hat die Redaktion ETFs aufgenommen, die trotz niedrigem Zinsniveau noch eine ordentliche Rendite abwerfen oder die von Zinserhöhungen relativ unabhängig sind. Mit dem Amundi Floating Rate EURO Corporate 1-3 setzen Anleger auf kurz laufende Unternehmensanleihen mit variablem Zinssatz, die auf Euro lauten. Der db X-trackers II Global Sovereign investiert weltweit in Anleihen verlässlicher Staaten. Und der iShares JP Morgan $ Emerging Markets Bond kauft festverzinsliche Papiere aus Schwellenländern, die in US-Dollar notieren.
Das ausgewogene Depot (pdf)
Innovatives ETF-Depot
€uro am Sonntag präsentiert drei neue Musterdepots mit Indexprodukten, die zu Beginn gleich gewichtet sind. Das Innovative Portfolio nutzt neuartige Produkte, die ein besseres Rendite-Risiko-Profil versprechen.Verbesserte Kursbarometer nutzen
Smart Beta ist das Zauberwort der ETF-Branche. Unter dem Begriff werden Produkte zusammengefasst, die nicht mehr herkömmlichen Indizes folgen, sondern auf ausgeklügelte Kursbarometer setzen. Das innovative Musterdepot enthält größtenteils Produkte, die in diese Kategorie fallen.
Die neuartigen Indizes sollen weniger stark schwanken oder eine höhere Rendite erzielen - im Idealfall sogar beides. Um dies zu erreichen, werden Indexbestandteile nicht wie üblich nach dem Börsenwert gewichtet, sondern anhand anderer Kennzahlen.
Auf der Aktienseite finden sich zwei Dividenden-ETFs im Depot. Der WisdomTree Europe SmallCap Dividend investiert in kleine Unternehmen aus Europa mit hohen Ausschüttungen. Der SPDR S & P Pan Asia Dividend Aristocrats bildet die Entwicklung dividendenstarker Konzerne aus der Region Asien/Pazifik ab. Auf Schwellenländer setzt der iShares MSCI Emerging Markets Minimum Volatility. Er konzentriert sich auf Titel, die in der Vergangenheit besonders wenig schwankten. Die Aktienseite wird komplettiert durch den Amundi Global Equity Multi Smart Allocation Scientific Beta. Er kombiniert mehrere Strategien, um globale Aktien auszuwählen, die wenig schwanken und kaum miteinander korrelieren.
Auf der Anleiheseite kommen drei ETFs zum Einsatz. Der db X-trackers iBoxx Eurozone Sovereigns Quality Weighted kauft Staatsanleihen aus der Eurozone und gewichtet Papiere von Ländern mit guten wirtschaftlichen Rahmendaten besonders hoch. Der SPDR Barclays EM Inflation Linked Local Bond setzt auf Anleihen von Schwellenländern in lokaler Währung, deren Zinssatz an die Inflationsrate gekoppelt ist. Wandelanleihen, eine Mischung aus Aktien und Anleihen, gelangen über den SPDR Thomson Reuters Global Convertible Bond ins Portfolio. Der Ossiam Risk Weighted Enhanced Commodity Ex. Grains verfolgt die Preise von Rohstoffen ohne Agrargüter. Gering schwankende Rohstoffe werden bevorzugt.
Das innovative Depot (pdf)
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