Moskauer Börse boomt: Wie Anleger dabei sein können
In Russland finden jetzt Parlamentswahlen statt. Der Großteil der Opposition ist nicht zugelassen. Ökonomisch geht es beständig bergab. Warum die Moskauer Börse trotzdem boomt.
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von Redaktion Euro am Sonntag
Alexei Nawalny ist aus den Schlagzeilen verschwunden. Mit der Inhaftierung seines Widersachers hat Wladimir Putin seinen wichtigsten politischen Gegner ausgeschaltet.
Bei dieser Gelegenheit hat Russlands Präsident gleich das gesamte Unterstützer-Netzwerk von Nawalny und fast die gesamte Opposition mit zerschlagen. Sie wurden als "unerwünschte Organisationen" oder "ausländische Agenten" gebrandmarkt und entweder verboten oder dürfen keine Spenden aus dem Ausland mehr annehmen. Das macht ihre Arbeit fast unmöglich. Auch die Handvoll freier Medien, die noch existierten, sind weitgehend eingeschränkt worden.
Wahlen gibt es aber noch. Vom 17. bis 19. September finden die Wahlen zur Duma, dem Parlament, statt. Zum ersten Mal seit dem Ende des kommunistischen Systems Anfang der 90er-Jahre aber ohne ausländische Wahlbeobachter. Der OSZE, Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, wurden von der Regierung in Moskau nur so wenige Wahlbeobachter genehmigt, dass diese verzichtete. "Das ermöglicht uns einfach nicht, unsere Arbeit effektiv und gründlich durchzuführen", erklärte die Präsidentin der Parlamentarischen Versammlung der OSZE, Margareta Cederfelt.
Grund dafür dürfte sein, dass Putins Partei Einiges Russland, die derzeit über eine Zweidrittelmehrheit in der Duma verfügt, bei der Bevölkerung inzwischen sehr unbeliebt ist und in Umfragen unter 30 Prozent liegt. Daher rechnen Oppositionelle und ausländische Russland-Experten mit Wahlbeeinflussung, damit die Regierungspartei weiterhin die Mehrheit behält.
Hinzu kommt, dass nur drei oder vier Parteien die Fünfprozenthürde schaffen sollten. Die gelten aber alle als systemtreu. Die einzige noch wirkliche Oppositionspartei Jabloko mit ihrem Gründer Grigori Jawlinski dürfte wohl an der Fünfprozenthürde scheitern, da sie außerhalb der großen Städte nicht bekannt ist und keine Fernsehzeit eingeräumt bekommt.
Auch Putins eigene Popularität hat inzwischen gelitten. Das durch eine Rentenreform drastisch heraufgesetzte Rentenalter sowie das schlechte Management der Corona-Pandemie trugen dazu bei. Seit Jahren verschlechtert sich zudem der Lebensstandard der Mittel- und Unterschicht. 2020 sanken die Einkommen um drei Prozent.
Mit Wahlgeschenken versucht Putin, die Stimmung aufzuhellen. So erhalten russische Rentner einmalig 115 Euro, Militär- und Sicherheitsangehörige 170 Euro ebenso wie Eltern von Schulkindern. Das dürfte aber kaum reichen, um ohne Manipulation das gewünschte Abstimmungsergebnis zu erzielen.
Gesunder Staatshaushalt
Anders als dem Großteil der Bevölkerung geht es dagegen dem Staatshaushalt gut. Die Budgeteinnahmen überstiegen im ersten Quartal die Ausgaben. Für 2021 wird mit einem ausgeglichenen Staatshaushalt gerechnet. Auch die Wirtschaft wächst wieder. Mit einem BIP-Zuwachs von 3,8 Prozent für 2021 rechnet das Wirtschaftsministerium. Das ist weniger als der globale Durchschnitt von 6,5 Prozent, allerdings war der Einbruch im Pandemiejahr 2020 mit drei Prozent auch weit geringer als in den meisten anderen Ländern.
Der Aufschwung wird vor allem vom Rohstoff-Boom getrieben, da der Öl- und Gaspreis ebenso gestiegen ist wie die Nachfrage nach Nickel, Palladium und Getreide, die ebenfalls wichtige Exportgüter Russlands sind. Zu einem Exportschlager hat sich zudem der Corona-Impfstoff Sputnik V entwickelt, der in 65 Länder verkauft wurde.
Das täuscht aber darüber hinweg, dass Russland ökonomisch seit 2014 zurückgefallen ist. Nur um knapp ein Prozent jährlich ist seitdem das BIP geklettert. Inzwischen ist das Pro-Kopf-Einkommen hinter das der Türkei und Rumäniens zurückgefallen. Einzig die Bulgaren sind innerhalb der EU noch ärmer als die Russen. Die Kriege in der Ukraine und Syrien sind teuer. Noch mehr leidet die Wirtschaft aber unter den seit der Krim-Annexion 2014 vom Westen erlassenen Sanktionen.
Hinzu kommt eine ausufernde Korruption. Auf dem Korruptionsindex von Transparency International liegt Putins Reich auf Platz 129 - 60 Plätze hinter Rumänien. Die fehlende Rechtssicherheit durch Aushöhlung der Justiz führt neben den Sanktionen zu einem drastischen Rückgang ausländischer Investitionen. "Sicherlich ist Russland momentan nicht das einzige große Schwellenland, das Probleme hat. Aber keines der anderen Länder ist derart selbst schuld daran", sagt daher Anders Åslund, Ökonom beim Thinktank Atlantic Council.
Wenig erstaunlich daher, dass der Moskauer Leitindex RTS sich in den vergangenen Jahren schlecht entwickelte und die Währung Rubel deutlich schwächelte. Doch seit November 2020 legte der Index eine fulminante Rally hin und kletterte um gut 60 Prozent. Auf den RTS gibt es keinen ETF, dafür aber auf den MSCI Russia Capped Index.
Der umfasst anders als der RTS statt 50 nur 25 Titel, hat sich aber ähnlich entwickelt und ist vergleichbar zusammengesetzt. Öl- und Gaswerte haben 45 Prozent Anteil, vor Finanztiteln mit 22 Prozent und Anbietern von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen (18 Prozent). Der Rohstoffsektor dominiert also den russischen Aktienindex deutlich. Dessen sollten sich Anleger bewusst sein.
"Russlands Aktienmarkt ist unter fundamentalen Gesichtspunkten trotz der jüngsten Hausse immer noch unterbewertet", sagt Gerhard Heinrich vom Infodienst Emerging Markets Trader. "Ursache dafür ist, dass Anleger wegen der geopolitischen Konflikte einen Sicherheitsabstand einhalten", so der Experte.
Ersichtlich ist das auch daran, dass das Börsenbarometer in Moskau sich in den vergangenen Jahren deutlich schwächer als der MSCI-Emerging-Markets-Index entwickelt hat. Ähnlich verhält es sich mit der Landeswährung Rubel, die seit Jahren schwächelt.
Daher sollten sich nur risikobereite Anleger in Währung und Aktien dort engagieren, die von der Fortsetzung des Booms der Rohstoffe überzeugt sind. Denn mit denen steht und fällt in Putins Reich alles.
INVESTOR-INFO
HSBC MSCI Russia Capped ETF
Die Rohstoff-Wette
Kein Titel darf beim MSCI-Russia-Capped-Index mit mehr als 30 Prozent gewichtet sein. Die größten Positionen sind Gazprom, Sberbank und Lukoil mit zusammen 45 Prozent Anteil. Mit einem ETF (ISIN: IE 00B 5LJ ZQ1 6) von HSBC setzen Anleger darauf. Die jährliche Gesamtkostenquote beträgt 0,5 Prozent. Es gibt ein Währungsrisiko.
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