Tokioter Nakagin Capsule Tower wird abgerissen - und als NFT im Internet angeboten
In Tokio wird der 1972 errichtete Nakagin Capsule Tower abgerissen. Das damals futuristisch anmutende Wohnobjekt ist heute deutlich in die Jahre gekommen und weist etliche Mängel auf. Ganz verschwinden soll das Gebäude mit seinem Abriss allerdings nicht. Die Eigentümer verkaufen die Rechte zum physischen und digitalen Wiederaufbau des Turms online als NFTs.
Werte in diesem Artikel
• Der Nakagin Capsule Tower in Tokio wird abgerissen
• Die physischen und digitalen Wiederaufbaurechte werden als NFT auf der Plattform OpenSea veräußert
• Bisher fällt das Interesse an den NFTs gering aus
Der Nakagin Capsule Tower in Tokio
Zum Zeitpunkt seiner Errichtung sollte der Nakagin Capsule Tower in Tokio seiner Zeit voraus sein. Der Architekt Kishō Kurokawa schuf mit ihm ein Gebäude, das wandelbar sein und sich an neue Gegebenheiten anpassen lassen sollte. Hierfür besteht es im Grunde nur aus zwei inneren Säulen, die das Treppenhaus sowie die Wasser- und Stromanschlüsse beinhalten, und darum montierte Kapseln. Diese Kapseln konnten als freie Elemente beliebig ausgetauscht und hinzugefügt werden. Dabei wurden sie mit einer Größe von knapp zehn Quadratmetern vor allem als kleine Wohnungen genutzt, die alles zum Leben Notwendige auf dem engen Raum bereitstellten. Insgesamt zierten 140 Kapseln das Äußere des Nakagin Capsule Towers. Durch diesen modularen und recht pragmatischen Aufbau sah der Turm futuristisch aus. Der Architekturstil wird Metabolismus genannt. Trotz der sehr einleuchtenden Idee dahinter, Gebäude zu schaffen, die sich mit der Zeit verändern und an neue Anforderungen angepasst werden können, hat sich der Metabolismus nie richtig durchgesetzt. Der Nakagin Capsule Tower in Tokio war einer der wenigen großen Vertreter der Stilrichtung. Seine Tage sind nun endgültig gezählt. Wie der Nachrichtensender Welt berichtet, entschloss sich die Mehrheit der Eigentümer bereits im April 2007 für einen Abriss.
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Das futuristische Bauwerk wird abgerissen
Die Entscheidung, den Nakagin Capsule Tower abzureißen, soll hauptsächlich aus praktischen Gründen getroffen worden sein. Das ehemals so modern anmutende Gebäude hat sich wohl zuletzt in einem desaströsen Zustand befunden. So habe Nicolai Ouroussoff, Architekturkritiker bei der "New York Times", laut Welt nach einem Ortsbesuch im Jahr 2009 folgendes geschrieben: "Einige Mieter hatten Plastiktüten an ihren Türrahmen angebracht, um undichte Stellen zu beseitigen, und aus vielen von ihnen quoll graues Wasser. Einmal nahm mich ein Mieter mit auf die Brücke, die die beiden Türme miteinander verband. Dort konnte ich sehen, wie an der Ecke einer der Kapseln Stücke des Betons herunterbrachen." Dies soll auch daran gelegen haben, dass die Idee des Metabolismus nie Anwendung gefunden hat. Nie wurden Kapseln ausgetauscht oder neue Elemente hinzugefügt. Hierdurch veraltete der Nakagin Capsule Tower immer mehr. Der eigentliche Zweck des Gebäudes, ein wandelbares und anpassungsfähiges Objekt zu sein, das sich mit der Zeit verändert, wurde damit ironischerweise komplett verfehlt. Die Architekturrichtung des Metabolismus hat sich schlicht nicht durchgesetzt. Da es sich beim Nakagin Capsule Tower aber um eines der wenigen berühmten Bauwerke des Stils handelt, versuchten einige Personen den Turm unter Denkmalschutz stellen zu lassen. Der Versuch war allerdings vergebens. Im April 2022 wurde mit der Demontage der Kapseln und dem Abriss des Gebäudes begonnen. Dennoch soll es auf eine andere Art und Weise erhalten bleiben und weiterleben.
Physische und digitale Wiederaufbaurechte werden als NFT veräußert
Ähnlich wie zum Zeitpunkt seiner Errichtung, soll der Nakagin Capsule Tower auch im Zuge seines Abrisses seiner Zeit voraus sein. Die Demontage soll nämlich nicht das Ende des Gebäudes sein. Alle, die sich für einen Erhalt des Turms eingesetzt haben, dürfen sich vorerst zumindest über ein digitales Weiterleben freuen, denn die Rechte zum digitalen wie auch physischen Wiederaufbau des Nakagin Capsule Tower werden als NFT verkauft. Das Architekturbüro Kishō Kurokawa and Associates und die Investmentfirma Laetoli bieten beides auf der Plattform OpenSea an. Sollten Käufer die physischen Rechte erwerben, könnte der Turm wieder an einem anderen Ort aufgebaut werden. Die aktuellen Eigentümer stellen laut Welt hierfür digitale Versionen der Originalpläne und einige Verwendungsvorschläge für einzelne Kapseln bereit. So könnten die Module als Unterkünfte in Urlaubsresorts benutzt oder in Katastrophengebieten eingesetzt werden. Käufer der digitalen Rechte erhalten die Möglichkeit, den Nakagin Capsule Tower bzw. seine Kapseln im virtuellen Raum wieder aufzubauen. Ob dies allerdings wirklich geschehen wird, ist derzeit noch unklar. Bisher würden die Bieter noch kein allzu großes Interesse zeigen.
Nicolas Flohr / Redaktion finanzen.net
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