Franken: Eidgenössisches Donnerwetter
Nach der Aufhebung des Mindestwechselkurses wertet der Franken massiv auf. Was der Notenbank Luft verschaffen soll, könnte für die Exporteure des Landes dramatische Folgen haben.
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von Astrid Zehbe und Florian Westermann, €uro am Sonntag
Die abrupte Abschaffung des Euromindestkurses hat die Schweizer Börse auch am Freitag weiter unter Druck gesetzt. Der Leitindex SMI verlor über vier Prozent, nachdem er bereits am Donnerstag zeitweise um den Rekordwert von 14 Prozent abgesackt war.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Standen am Donnerstag noch die Uhren- und Luxusgüterhersteller Swatch und Richemont mit zweistelligen Verlusten an der Spitze der Verlierer, gerieten am Freitag vor allem Finanzwerte unter Druck: Zu den größten Verlierern zählten die Privatbank Julius Bär und die Großbanken Credit Suisse und UBS. Am Donnerstag hatte die Schweizer Nationalbank (SNB) den vor über drei Jahren eingeführten Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken überraschend aufgehoben. Der Schweizer Franken verteuerte sich daraufhin zeitweise um fast ein Drittel gegenüber dem Euro.
Die massive Franken-Aufwertung bringt inzwischen auch Broker in Schieflage: Der britische Devisenhändler Alpari UK musste bereits Insolvenz anmelden. Auch Broker in den USA und Neuseeland sollen durch den Franken-Anstieg existenzielle Verluste erlitten haben.
Die schlagartige Aufwertung bedroht aber vor allem die exportabhängige Schweizer Wirtschaft, deren Waren zu mehr als der Hälfte in die Länder der Eurozone gehen. Betroffen davon sind insbesondere Maschinenbauer wie Autoneum und Georg Fischer sowie Chemiefirmen wie Lonza und Ems-Chemie.
"Die Schweizer Unternehmen verlieren stark an Wettbewerbsfähigkeit", heißt es in einer Analyse von Deutsche Asset & Wealth Management. "Und der starke Ölpreisverfall zusammen mit der Aufwertung des Franken bringt eine sehr große Deflationsgefahr." Konzernchefs wie Nick Hayek, Chef des Uhrenmarktführers Swatch, äußerten ihren Unmut: "Was die SNB da veranstaltet, ist ein Tsunami. Sowohl für die Exportindustrie wie auch für den Tourismus und für die ganze Schweiz."
Mit Ausnahme der Aktie des Telekomkonzerns Swisscom, der hauptsächlich im Inland aktiv und daher kaum anfällig für Wechselkursschwankungen ist, standen alle im SMI gelisteten Titel unter Abgabedruck.
So auch die beiden Pharmaschwergewichte Roche und Novartis. Roche rechnet bei Aufwertung des Franken um zehn Prozent gegen alle wichtigen Währungen mit einem negativen Einfluss auf den operativen Gewinn von zwölf Prozent. Novartis spricht von einem Abschlag von drei bis vier Prozent beim Gewinn je Aktie, steigt der Franken um zehn Prozent zum Dollar.
Vorgriff auf EZB-Sitzung
Die Schweizer Währungshüter erklärten ihren Schritt damit, dass die Kopplung nicht länger gerechtfertigt sei: "Der Franken bleibt zwar hoch bewertet, aber die Überbewertung hat sich seit Einführung des Mindestkurses insgesamt reduziert." Ausschlaggebend dürfte jedoch die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) in der kommenden Woche gewesen sein. Möglicherweise lockert die EZB dann erneut ihre Geldpolitik. Das würde den ohnehin schwachen Euro weiter unter Druck setzen und die SNB zum Handeln zwingen. Das kleine Land hat Fremdwährungsreserven von umgerechnet 500 Milliarden Franken angesammelt, die Hälfte davon in Euro - ein Klumpenrisiko, das die Notenbank nicht länger tragen will.
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