Coinbase sperrt Zugang zu 25.000 russischen Adressen - will sich aber nicht an Pauschal-Sanktionen gegen Russland beteiligen
Seit mehrere westliche Länder Sanktionen gegen Russland verhängt haben, steht die Möglichkeit im Raum, dass Kryptowährungen beim Umgehen der Maßnahmen eingesetzt werden könnten. Coinbase-CEO Brian Armstrong will dennoch nicht pauschal gegen die russische Bevölkerung vorgehen. Stattdessen wurde nun eine Vielzahl an verdächtigen Adressen gesperrt.
Werte in diesem Artikel
• Bitcoin & Co. als Gegenmaßnahmen zu Sanktionen?
• Coinbase-CEO gegen pauschalen Ausschluss
• Zahlreiche verdächtige Adressen gesperrt
Kryptowährungen als Ausweg aus Sanktionen?
Nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine reagierte eine Vielzahl westlicher Länder mit Sanktionen gegen Russland, in der Hoffnung, dass der Staat die Angriffe möglichst schnell einstellt. Zwar ist dies nach wie vor nicht passiert, die Maßnahmen aus der EU und den USA haben nun aber starke wirtschaftliche Nachteile für das Land. Nicht nur verschiedene europäische Finanzminister befürchteten allerdings, dass russische Staatsbürger die Maßnahmen mithilfe des Handels von Kryptowährungen umgehen könnten. Auch der ukrainische Minister für digitale Transformation, Mykhailo Fedorov, warnte davor, dass Cyberdevisen wie der Bitcoin als Schlupfloch genutzt werden könnten. "Ich fordere alle großen Krypto-Börsen auf, Adressen russischer Nutzer zu sperren", so der Politiker Ende Februar auf Twitter. "Es ist wichtig, nicht nur die Adressen zu sperren, die mit russischen und belarussischen Politikern in Verbindung stehen, sondern auch die Adressen von normalen Nutzern zu behindern."
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I'm asking all major crypto exchanges to block addresses of Russian users.
- Mykhailo Fedorov (@FedorovMykhailo) February 27, 2022
It's crucial to freeze not only the addresses linked to Russian and Belarusian politicians, but also to sabotage ordinary users.
Coinbase-CEO will russische Nutzer nicht unter Generalverdacht stellen
Auch Brian Armstrong, CEO der US-amerikanischen Kryptobörse Coinbase, reagierte auf die Diskussion um den möglichen Ausschluss russischer Kryptohändler auf entsprechenden Plattformen. Auf seinem Twitter-Profil erklärte der Unternehmensleiter, dass man nicht pauschal allen russischen Nutzern den Zugang zu Coinbase verwehren wolle. "Wir glauben, dass jeder Zugang zu grundlegenden Finanzdienstleistungen verdient, es sei denn, das Gesetz sagt etwas anderes", so Armstrong.
7/ In addition, we are not preemptively banning all Russians from using Coinbase. We believe everyone deserves access to basic financial services unless the law says otherwise.
- Brian Armstrong - barmstrong.eth (@brian_armstrong) March 4, 2022
Dementsprechend halte sich Coinbase als Handelsplatz für Kryptowährungen an das Gesetz, genauso wie sich Börsen für Fiatwährungen, Rohstoffe, Immobilien oder Nicht-Finanzanlagen an die Gesetzeslage halten müssen. "Es wäre also ein Fehler zu glauben, dass Kryptounternehmen wie Coinbase sich nicht an die Gesetze halten werden. Natürlich tun wir das. Aus diesem Grund überprüfen wir Personen, die sich für unsere Dienste anmelden, anhand globaler Beobachtungslisten und blockieren Transaktionen von IP-Adressen, die möglicherweise sanktionierten Personen oder Organisationen gehören, genau wie jedes andere regulierte Finanzdienstleistungsunternehmen."
Verdächtige Adressen gesperrt
Und genau das ist nun geschehen. Wie Coinbase in einem Blogeintrag schreibt, hat die Krypto-Börse nun tatsächlich Schritte eingeleitet - und 25.000 russische Adressen gesperrt. Dabei handelte es sich um Adressen von russischen Personen oder Organisationen, die im Verdacht standen, an illegalen Aktivitäten beteiligt zu sein. Nachdem Coinbase in einigen Verdachtsfällen Nachforschungen angestellt habe, haben sich diese bewahrheitet, so der Blogeintrag. Coinbase betont aber, dass die 25.000 gesperrten Adressen nicht erst seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine als verdächtig gelten, sondern ein Großteil der Nutzer bereits vor dem Kriegsbeginn als fragwürdig eingestuft wurden. "Sobald wir diese Adressen identifiziert hatten, gaben wir sie an die Regierung weiter, um die Durchsetzung der Sanktionen weiter zu unterstützen", heißt es von Unternehmensseite weiter.
Kryptowährungen dienen als Rettungsanker, nicht als Sanktions-Schlupfloch
Darüber hinaus geht Armstrong aber nicht davon aus, dass Kryptowährungen beim Versuch, Sanktionen zu umgehen, ein beliebtes Mittel seien. "Da es sich um einen offenen Ledger handelt, wäre der Versuch, viel Geld durch Kryptowährungen zu schmuggeln, besser nachvollziehbar als die Verwendung von Bargeld, Kunst, Gold oder anderen Vermögenswerten in US-Dollar", so der Konzernlenker auf dem Kurznachrichtendienst. Stattdessen könnten Kryptowährungen Menschen in Russland nach dem Einbruch des Russischen Rubels als "Rettungsanker" dienen. "Viele von ihnen sind wahrscheinlich gegen das, was ihr Land tut, und ein Verbot würde auch ihnen schaden", betonte der Coinbase-CEO.
8/ Some ordinary Russians are using crypto as a lifeline now that their currency has collapsed. Many of them likely oppose what their country is doing, and a ban would hurt them, too. That said, if the US government decides to impose a ban, we will of course follow those laws.
- Brian Armstrong - barmstrong.eth (@brian_armstrong) March 4, 2022
"Sollte die US-Regierung jedoch beschließen, ein Verbot zu verhängen, werden wir uns selbstverständlich an diese Gesetze halten." Darüber hinaus wolle man die unternehmenseigenen Leistungen auch Menschen in der Ukraine anbieten, um sie in dieser besonderen Situation zu unterstützen.
Redaktion finanzen.net
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