Ethereum-Mitgründer will Dezentralisierung der Blockchain stärken - mit "Krypto-Spielkonsole"
Einer der größten Vorteile von Kryptowährungen und der Blockchain, auf der sie basieren, ist deren Dezentralisierung, da es keine einzelne Organisation gibt, die sie überwacht und kontrolliert. Doch so stark dezentralisiert wie ursprünglich geplant, sind Kryptonetzwerke längst nicht mehr. Das will Ethereum-Mitgründer Anthony Di Iorio nun mit seinem neuen Projekt ändern.
Werte in diesem Artikel
• Krypto-Netzwerke immer stärker bei Cloud-Computing-Plattformen zentralisiert
• Anthony Di Iorio will mit "Andiami: The Quest for Liberty" individuelle Nutzer zu Full Nodes machen
• Kombination aus Spiel und Hardware
Eines der wichtigsten Merkmale von Blockchains und Kryptowährungen soll eigentlich ihre Dezentralität sein. Doch während zu Beginn des Krypto-Zeitalters die nötigen Rechenoperationen für die Fortschreibung der Blockchain noch auf normalen Heimcomputern ausgeführt werden konnte, ist dafür heutzutage deutlich mehr Rechenleistung nötig. Das hat laut "Fortune" in den vergangenen Jahren zum Phänomen der "zentralisierten Dezentralisierung" geführt: Wichtige Komponenten verschiedenster Digitalwährungen, die eigentlich frei von jeglicher zentraler Instanz sein sollten, werden zunehmend von einer Handvoll Big Player betrieben. So wird laut "CoinDesk" inzwischen ein großer Teil der Krypto-Infrastruktur auf riesigen Cloud-Computing-Anbieterplattformen wie Amazon Web Services (AWS) betrieben oder an Infrastrukturunternehmen wie Infura ausgelagert. Das will Ethereum-Mitgründer Anthony Di Iorio nun ändern und die Blockchain mittels einer Kombination aus Spiel und Hardware zurück in die Hände der Krypto-Nutzer legen.
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Andiami: Kypto-Netzwerk als Spiel mit passender Spielekonsole
"Wenn AWS heruntergefahren wird, sind mehr als 50 Prozent von Ethereum weg. Das ist verrückt! So war Ethereum nicht geplant. So war Bitcoin nicht geplant", kritisierte Di Iorio gegenüber "CoinDesk". "Sie können kein benutzergesteuertes Internet haben, wenn der Benutzer keinen eigenen Server hat", so der Ethereum-Gründer weiter. Daher stellte er Anfang November das Projekt "Andiami: The Quest for Liberty" vor, an dem er laut Pressemitteilung bereits seit mehr als zehn Jahren gearbeitet habe. Durch Andiami soll es Nutzern ermöglicht werden, auf einer speziell entwickelten Hardware Full Nodes nahezu ohne technische Kenntnisse zu betreiben. Als Full Nodes werden Computer bezeichnet, die den vollständigen Transaktionsverlauf eines Blockchain-Netzwerks speichern, validieren und fortlaufend synchronisieren. Ohne sie würde das entsprechende Netzwerk nicht funktionieren, da sie dafür zuständig sind, die jeweiligen Konsensregeln durchzusetzen. Das Wort "Andiami" hat der Ethereum-Mitgründer dabei selbst geschaffen: "Der Name Andiami wurde aus vielen Gründen gewählt, aber vor allem steht er für unseren angestrebten Weg zur individuellen Ermächtigung und zur Verwirklichung eines benutzergesteuerten Internets. Es bedeutet: 'Lasst uns alle zusammen gehen'", wird er in der Pressemitteilung zitiert.
Der vorläufige Zeitplan des Projekts erstreckt sich laut Pressemitteilung bis ins Jahr 2025. Im kommenden Jahr will sich Andiami zunächst auf seine Spiele-Komponente konzentrieren und Player-Kits verkaufen und ausliefern. Ein Spieler-Kit soll laut "CoinDesk" zwischen 500 und 5.000 US-Dollar kosten und laut Pressemitteilung jeweils ein Andiami-Rätselbuch, eine Spielerkarte, eine Signaturkarte, einen USB-Stick und andere Gegenstände enthalten, die für das Lösen von Rätseln im Spiel relevant sind. Für das Lösen dieser Rätsel erhalten Spieler dann sogenannte Digital Life Tokens, die "das Herzstück von Andiami sind und einen vielseitigen Nutzen innerhalb seines Ökosystems haben", heißt es in der Pressemeldung. Die Player-Kits dienen außerdem dazu, die digitale und die physische Welt zu verbinden. Dies geschieht über Non-Fungible Phygital (NFP) - phyische Gegenstände wie etwa die erwähnte Spielerkarte, in die Authentifizierungschips eingearbeitet wurden, um die Authentizität und den Besitz nachzuweisen. "'Non-Fungible Phygital' ist ein Begriff, den ich geprägt habe, und wir werden diese [NFP] in allen Produkten verwenden, die wir herausbringen. Von den Rätselbüchern über die Rätselkarten bis hin zu den Spieler-Kits [...] Wenn man also auf eine Karte tippt, verwendet diese Kryptografie mit öffentlichen und privaten Schlüsseln, um die Authentizität zu verifizieren", so Di Iorio gegenüber "CoinDesk".
Ab 2024 soll dann die Hardware-Komponente ins Spiel kommen: der "Cube". Dabei handelt es sich um einen "benutzerdefinierten Blockchain-Computer" in Form eines Würfels mit einer Kantenlänge von sieben Zoll - umgerechnet rund 17,8 Zentimeter -, der an zufällig ausgewählte Spieler von Andiami verschickt wird. Der Cube soll in mehreren Punkten einer Spielekonsole ähneln: So soll er etwa nach dem "Plug-and-Play"-Prinzip funktionieren und spezifisch sein, also nur für eine bestimmte Kryptowährung funktionieren - eben wie eine Spielekonsole, auf der auch nur die Spiele laufen, die für diese Konsole entwickelt wurden. "Cubes fungieren sowohl als vollständige Knoten als auch als persönlicher digitaler Server einer Person. Durch eine benutzerdefinierte Blockchain-Infrastruktur, die auf Skalierbarkeit, Interoperabilität, Zuverlässigkeit und Benutzerfreundlichkeit ausgelegt ist, wird die Cube-Hardware ausgeführt und enthält indizierte Blockchain-Daten, die Einzelpersonen direkt mit dezentralen Netzwerken verbinden, wodurch die Notwendigkeit vertrauenswürdiger Drittvermittler entfällt. Derzeit unterstützt die bereits entwickelte Infrastruktur Bitcoin, Ethereum, Polkadot, Cardano, Cosmos, Doge, Binance Chain, Litecoin und andere, wobei in Zukunft weitere folgen werden", heißt es in der Pressemitteilung. Auf Twitter teilte Anthoni Di Iorio außerdem bereits ein Foto, dass das Design eines Cubes zeigt:
Wonderful seeing & connecting with you in Toronto Charles. The Cubes distribution are part of a future stage of #Andiami but are currently functioning full nodes, they just need to be commercialized. You'll have a special Cardano box delivered to you when ready@ANDIAMIproject ✌️ pic.twitter.com/92ESWXxzP8
- Anthony Di Iorio (@diiorioanthony) November 9, 2022
Im letzten Schritt soll laut Pressemitteilung im Jahr 2025 dann noch ein Node-Sharing-Protokoll in Kraft treten, das die Cubes über das Internet miteinander verbindet und es ihren Besitzern erlaubt, Blockchain-Daten zu verteilen und neue Transaktionen dezentral zu übertragen. Als Dank für das Hosten und Teilen ihrer Knotendienste und Blockchain-Daten mit anderen im Netzwerk erhalten die Cube-Besitzer die bereits erwähnten Digital Life Token. Was man mit diesen aber letztlich tatsächlich wird tun können, bleibt zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig offen.
Menschen sollen ihr digitales Leben selbst kontrollieren - ohne Drittparteien
Laut "CoinDesk" hofft Ethereum-Mitgründer Di Iorio, dass die Plug-and-Play-Natur seines Blockchain-Computers in Verbindung mit dem Rätsel-Spiel es den Benutzern einfach und unterhaltsam macht, einen Full Node ihres Lieblingsnetzwerks zu betreiben und damit die Blockchain-Infrastruktur weiter zu dezentralisieren. "Das Ziel ist es, Menschen mit dem zu befähigen, was sie brauchen, um ihr digitales Leben unter Kontrolle zu haben. Es beginnt damit, dass Sie Ihr eigener Server sind. [...] Alles, was darauf abzielt, einen vertrauenswürdigen Dritten als Vermittler zwischen Ihnen und Ihrem Geld oder Ihnen und Ihrer Identität oder Ihnen und Ihrer Kommunikation zu haben, ist nicht die ideale Situation", so Di Iorio gegenüber dem Online-Magazin. Auch in der Pressemitteilung wird der Krypto-Kenner ähnlich zitiert: "Man kann kein benutzergesteuertes Internet aufbauen, wenn man sich irgendwo zwischen einer Person und einem Protokoll auf institutionelles Vertrauen verlassen muss. Andiami ist der Höhepunkt einer Mission, die ich vor zehn Jahren begonnen habe, Menschen mit den Werkzeugen auszustatten, die sie benötigen, um ihr digitales Leben zu kontrollieren: ihr Geld, ihre Kommunikation und ihre Identität". Ob ihm das tatsächlich gelingen wird, werden die nächsten Jahre zeigen.
Redaktion finanzen.net
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