Nach interner Abstimmung

"Selbstbereicherung auf Kosten anderer und der Umwelt": Wikipedia akzeptiert ab sofort keine Krypto-Spenden mehr

12.05.22 22:38 Uhr

"Selbstbereicherung auf Kosten anderer und der Umwelt": Wikipedia akzeptiert ab sofort keine Krypto-Spenden mehr | finanzen.net

Die Wikimedia Group teilte kürzlich mit, zukünftig keine direkten Spenden an Wikipedia in Form von Kryptowährungen mehr zu akzeptieren. Bei einer Abstimmung innerhalb der Wikipedia-Community stimmten 71,2 Prozent der Teilnehmer für ein zukünftiges Verbot der Krypto-Spenden. Die Umweltbelastung von Proof-of-Work-Kryptowährungen wird als Hauptgrund angeführt.

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• Wikimedia sperrt BitPay-Zahlungsoption
• Grund: Belastungen für Mensch und Umwelt durch Bitcoin & Co.
• Entscheidung nicht unveränderlich, die Situation werde weiterhin beobachtet

Die Non-Profit-Organisation Wikimedia Foundation, welche die digitale Enzyklopädie Wikipedia leitet, führte kürzlich auf Nachfrage der leitenden Mitarbeiterin Molly White eine Abstimmung über Krypto-Spenden durch. Dabei erreichte der Vorschlag, die Akzeptanz von Spenden in Form von digitalen Währungen zu revidieren, eine absolute Mehrheit. 232 der 326 Wikipedianer stimmten für Mollys Petition, wie "CoinDesk" schreibt. Bislang hatte Wikipedia Spenden über BitPay in Form von Bitcoin, Ether und Bitcoin Cash akzeptiert. Welche Gründe sind für das eindeutige Ergebnis auszumachen? Welche Auswirkungen könnte dies für die Krypto-Welt haben?

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Wikipedias wechselhafte Beziehungen zum Krypto-Sektor

2014 hatte Wikipedia erstmals Spenden über Kryptowährungen auf Anregung von Freiwilligen und diversen Spendengemeinschaften zugelassen. Der Wikipedia-Gründer Jimmy Wales sorgte zudem im Dezember 2021 für Aufsehen, als er ein NFT zum ersten Wikipedia-Eintrag aller Zeiten für einen Preis von 750.000 US-Dollar für wohltätige Zwecke versteigerte. Dennoch blieben Kryptowährungen für Wikipedia insgesamt von geringer Bedeutung: Bis heute wurden nur etwa 140.000 US-Dollar über diesen Kanal gespendet, wie "DER SPIEGEL" schreibt. Ebenfalls lehnte Wales eine Umstellung der Wikipedia-Datenbank auf eine Blockchain als zu ineffizient und langsam ab.

Hauptgrund für das Verbot: Umweltbelastung durch Krypto-Mining

Nach drei Monaten intensiver Diskussionen innerhalb der Wikipedia-Gemeinde wurde diese Möglichkeit nun wieder unterbunden. Wie erklärt Wikimedia die Sperrung der BitPay-Zahlungsmöglichkeit? Molly White, die den Vorschlag in die Wikipedia-Community einbrachte, bezeichnet Kryptowährungen als "von Natur aus räuberisch". Besonders die Umweltbelastungen, die durch das Mining von Proof-of-Work-Währungen wie Bitcoin entstünden, wolle die Mehrheit der Wikimedia-Nutzer nicht weiter tolerieren. Die Reputation der Enzyklopädie würde durch die indirekte Unterstützung von Kryptowährungen in Gefahr geraten.

Kein Novum: Auch Mozilla akzeptiert keine Krypto-Spenden mehr

Wikimedia ist hierbei nicht das erste Non-Profit-Unternehmen, das Zahlungen via Cyberwährungen verbietet. Bereits im April hatte beispielsweise Mozilla, das den Open-Source-Browser Firefox herausgibt, Spenden auf Basis von Proof-of-Work-Kryptowährungen wie Bitcoin unterbunden. Nur die mit der umweltschonenderen Proof-of-Stake-Methode generierten Coins akzeptiert Mozilla weiterhin, da sie mit Mozillas langfristigem Ziel der Klimaneutralität kompatibel sind.

Darüber hinaus schreibt "DER SPIEGEL", dass die Wikipedianer den Hype um Bitcoin & Co. nicht mitgehen wollen, da es eine "Antithese" zu dem von Wikipedia entworfenen Internet darstelle. Molly White, die Initiatorin der Petition, schrieb dazu im Januar: "Einige Befürworter sprechen weiterhin von Freiheit und Dezentralisierung, aber der Markt ist überwiegend zu einer Gelegenheit zur Selbstbereicherung auf Kosten anderer und der Umwelt geworden", zitiert "DER SPIEGEL".

Krypto-Unternehmen fördern zunehmend klimaneutrale Herstellung von Bitcoin

Wikimedia ist nur eine von vielen Organisationen, die den Kryptowährungen wie allen voran Bitcoin große Umweltschäden vorwerfen. Tatsächlich wird für das Mining der ersten und größten Kryptowährung der Welt enorm viel Energie benötigt: Der globale Bitcoin-Energieverbrauch lag 2020 bei 125,1 Terrawattstunden und damit mehr als doppelt so hoch wie der gesamte Energiebedarf der Schweiz, wie der "Cambridge Bitcoin Electricity Consumption Index" schätzt. Immerhin gibt es eine immer größere Anzahl an Kryptounternehmen wie beispielsweise Compute North and Marathon Digital, die das klimaneutrale Bitcoin-Mining forcieren wollen.

Darüber hinaus ist für das dritten Quartal 2022 die gespannt erwartete Umstellung der Ether-Generierung geplant: Statt des derzeit verwendeten Proof-of-Work soll Ether dann über das deutlich klimaschonendere Proof-of-Stake-Verfahren generiert werden. Das Mining von Ethereum wird somit bald deutlich weniger Energie verbrauchen als die weiterhin über Proof-of-Work generierten Bitcoins.

Wikimedia: Entscheidung nicht endgültig - Weitere Entwicklungen werden abgewartet

So ist denn auch die Entscheidung von Wikimedia nicht irreversibel, wie das US-Unternehmen betont: "Wir werden die Situation weiter beobachten", teilte Wikimedia in einer Bekanntgabe auf Twitter mit. "Wir schätzen das Feedback und die Einschätzungen von den einzelnen Nutzern in der Wikimedia-Bewegung. Wir werden flexibel und reaktionsfähig auf die Bedürfnisse und Wünsche der Freiwilligen und Spender eingehen", so die Wikimedia-Managerin Lisa Seitz-Gruwell. Es bleibt also abzuwarten, wie genau die öffentlichkeitswirksame Maßnahme in der breiten Wikimedia-Spendergemeinschaft aufgenommen wird - und ob andere große gemeinnützige Institutionen beziehungsweise Non-Profit-Organisationen dem Beispiel Wikimedias folgen werden.

Redaktion finanzen.net

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