Lira-Verfall im Fokus

Mark Mobius: Türkische Kapitalkontrollen wären ein sehr, sehr schlechtes Beispiel

16.08.18 19:18 Uhr

Mark Mobius: Türkische Kapitalkontrollen wären ein sehr, sehr schlechtes Beispiel | finanzen.net

Kaum ein Thema beherrscht die Märkte derzeit so sehr wie die Türkei-Krise. Starinvestor Mark Mobius warnt nun vor türkischen Kapitalkontrollen, insbesondere sollten die Auswirkungen auf andere Staaten übergreifen.

Der Startschuss für die Krise in der Türkei war der immense Lira-Verfall. Hinzu kam die hohe Inflationsrate. So stiegen im Juli die Verbraucherpreise im Jahresvergleich um 15,85 Prozent, wie das Statistikamt mitteilte. Für die Talfahrt der Währung gab es mehrere Faktoren. Nicht nur, dass der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sich in die Geldpolitik der Notenbank einmischen möchte, auch die Sanktionen vonseiten der USA belasteten die Devisenkurse stark.

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Regierung will sich mit Kapitalkontrollen helfen

Die türkische Regierung sieht scheinbar Kapitalkontrollen als mögliches Mittel gegen die Krise an. Denn die rekordverdächtigen Tiefstände der Lira wurden durch ausländische Investoren, die ihre Mittel abzogen, noch weiter verschärft. Durch die Kontrollen hätte eine staatliche Einrichtung die Möglichkeit, den internationalen Kapitalverkehr einzuschränken. Problematisch dabei wäre allerdings, dass die türkische Wirtschaft stark von Importen abhängt, welche von den Kontrollen und Einschränkungen betroffen wären.

Mobius hält Kapitalkontrollen für möglich

Portfoliomanager Mark Mobius hält die Einführung solcher Restriktionen jedoch grundsätzlich für möglich, das sagt der Experte in einem Interview mit Bloomberg. Allerdings warnt er auch vor einem solchen Schritt: "Falls die Türkei das Fenster für Devisen schließen muss, so dass ausländische Investoren nicht mehr herauskommen, wäre das ein sehr sehr schlechtes Beispiel für andere Schwellenländer", so Mobius. Mit seiner Meinung ist Mobius unter Experten nicht allein. Denn auch Yacov Arnopolin von Pimco schätzte gegenüber Bloomberg die Lage ein: "Ich denke, es gibt zwei Lager: Die Bullen sagen, dass sie zum IWF gehen werden, die Bären sagen, dass sie Kapitalkontrollen einführen werden. Ich denke, in naher Zukunft ist beides nicht wahrscheinlich", so der Experte. Wenn er allerdings zu einer Entscheidung zwischen diesen zwei Möglichkeiten gezwungen würde, würde er auf die Kapitalkontrollen setzen, offenbart Arnopolin.

Rettungspaket vom IWF?

Eine weitere Möglichkeit, um der Türkei-Krise zu begegnen, hat der Internationale Währungsfonds (IWF). Allerdings hat Erdogan dieser Lösung bereits am Wochenende einen Riegel vorgeschoben. Er sagte, dass die Türkei weder die Zinsen erhöhen, noch ein internationales Rettungspaket akzeptieren würde. Und auch der IWF gab inzwischen bekannt, dass keine Anfragen der Türkei vorliegen. Stattdessen fordert Erdogan das Volk immer wieder auf, Euro, Dollar und Gold in Lira zu tauschen.

Konflikt mit den USA verschlimmert die Situation

Anfang August verhängten die Vereinigten Staaten Sanktionen gegen die Türkei. Hintergrund der Streitigkeiten ist der US-Pastor Andrew Brunson, welcher in der Türkei festgehalten wird. Ihm werden terroristische Aktivitäten vorgeworfen. Im Gegenzug veröffentlichte die Regierung in Ankara eine Liste von US-Produkten, die ebenfalls sanktioniert werden. Darunter finden sich Güter wie Autos, Elektronik-Artikel, Papier und Reis. Der Konflikt scheint festgefahren und auch aus diesem Grund verlieren ausländische Investoren immer mehr das Vertrauen in den türkischen Kapitalmarkt.

Schützenhilfe erhielt die Türkei in der Zwischenzeit aus dem Wüstenstaat Katar. Am Mittwoch sagte Katar der türkischen Regierung Direktinvestitionen in Höhe von 15 Milliarden US-Dollar zu. Doch die Aufsichtsbehörden behalten Devisen-Bewegungen weiterhin genau im Auge um sicherstellen zu können, dass heimische Banken liquide bleiben.

Seit Jahresbeginn hat die türkische Lira rund 40 Prozent an Wert verloren. Sollte sich der Konflikt zwischen den USA und der Türkei weiter verschärfen, dürfte es trotz kleiner Stabilisierungstendenzen weiter nach unten gehen. Davon wären auch Devisen anderer Schwellenländer nicht gefeit. Das Worst Case-Szenario wäre dann ein Crash der Emerging Markets.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Franklin Templeton Investments