Lending, Staking, Mining: Was sich hinter den Blockchain-Mechanismen verbirgt

08.07.22 10:30 Uhr

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Lending, Staking, Mining: Was sich hinter den Blockchain-Mechanismen verbirgt | finanzen.net

Wer mit Krypto-Assets wie Bitcoin Geld verdienen möchte, versucht dies in der Regel, indem er zur richtigen Zeit die richtigen Token kauft oder verkauft. Doch es gibt noch andere Wege, um am Kryptomarkt Einnahmen zu generieren — und zwar durch das Erbringen bestimmter Dienstleistungen. Blockchain-Projekte sind häufig auf die Teilnahme ihrer Nutzer angewiesen, um überhaupt funktionieren zu können. Ein schöner Nebeneffekt davon: Je nach Netzwerk können User durch Lending, Staking oder Mining ihren Besitz an Kryptowährungen dadurch auch noch vermehren. Doch wie funktionieren Lending, Staking und Mining und wo liegen Unterschiede zwischen diesen Mechanismen?

Ein Beitrag von Sebastian Warnke, MD & COO Börse Stuttgart Digital Exchange GmbH

Ohne Mining gibt es keine neuen Bitcoin

Mining ist, vereinfacht gesprochen, das Möglichmachen von Rechenprozessen auf der Blockchain durch das Zur-Verfügung-Stellen von Rechenleistung. Mittels der Rechenleistung werden Transaktionen zwischen den Teilnehmern von Krypto-Netzwerken wie Bitcoin validiert und protokolliert. Für diese Dienstleistung erhalten die Miner eine Belohnung in Form der jeweiligen Kryptowährung des Netzwerks. Im Zuge des Minings werden also nicht nur Transaktionen validiert, sondern auch neue Coins generiert — daher auch der an die Goldgräberei erinnernde Begriff „Mining“.

Jede Blockchain ist im Grunde ein ständig aktualisiertes Computerprotokoll. Sämtliche Transaktionen eines bestimmten Zeitraums werden in Form von Daten auf einem Block zusammengetragen, der später in die Blockchain eingefügt wird. Bevor jedoch ein neuer Block eingefügt werden kann, muss dieser validiert werden. Nur so ist sichergestellt, dass niemand unbemerkt Änderungen an den Transaktionsdaten vornimmt und beispielsweise unerlaubt Coins auf sein eigenes Wallet transferiert.

Proof of Work — wichtig für das Netzwerk, aber energieintensiv

Werden Transaktionen durchgeführt, machen sich die „Miner“ im Netzwerk daran, die in den Blöcken enthaltenen Transaktionen zu verifizieren. Dafür müssen sie komplizierte mathematische Berechnungen durchführen, deren Ergebnis einem bestimmten Zahlenwert — dem Hashwert — des jeweiligen Blocks entspricht. Nachdem das Netzwerk die Ergebnisse der Miner überprüft hat, wird die Transaktion bestätigt und der Block in die Kette der vorherigen Blöcke eingereiht. Ist ein Block eingereiht, machen sich die Miner daran, den nächsten Block in der Warteschleife zu verifizieren. Diese Art des Validierungs-Verfahrens nennt sich Proof of Work (PoW), da Miner einen Arbeitsnachweis in Form von intensivem Rechenaufwand erbringen.

Das Problem: Proof of Work ist ein sehr energieintensives Verfahren, da ein kontinuierlicher Wettbewerb unter den Minern stattfindet. Wird ein neuer Block erstellt, machen sich direkt mehrere Miner daran, diesen zu validieren. Wer das am schnellsten schafft, geht als Gewinner hervor und erhält zur Belohnung die Kryptowährung der jeweiligen Blockchain. Je mehr Miner miteinander konkurrieren, desto höher ist aber der Energieverbrauch des gesamten Netzwerks. Zwar nutzen Miner im Bitcoin-Netzwerk schon zu großen Teilen Strom aus regenerativen Quellen für ihre Rechenoperationen, doch ist der steigende Energiebedarf nicht von der Hand zu weisen. Denn je mehr das Netzwerk wächst und die Zahl der Transaktionen zunimmt, desto mehr Energie benötigt die Blockchain. Als Alternative zu Proof of Work wurde daher ein neues effizienteres Validierungsverfahren entwickelt, nämlich „Proof of Stake“.

Mit einer Grafikkarte können Kryptowährungen “geschürft“ werden.

Proof of Stake ist energieeffizient und schnell

Proof of Stake kostet deutlich weniger Energie, da das Mining wegfällt: Die Blöcke werden nicht im Wettbewerb durch Miner mit der größten Rechenleistung bearbeitet, sondern einem so genannten Validator per Algorithmus zugewiesen. Wer Validator sein möchte, muss dazu eine bestimmte Menge an Token (den „Stake“) im Netzwerk hinterlegen. Dem Validator mit dem größten Stake weist der Algorithmus den nächsten Auftrag zu. Erst wenn das Netzwerk bestätigt hat, dass der zu validierende Block korrekt ist, wird er der Blockchain hinzugefügt und kann dann nicht mehr verändert werden. Wie beim Mining erhält der Validator anschließend eine Belohnung in Form einer bestimmten Menge netzwerkeigener Coins, die dem hinterlegten Stake hinzugefügt werden. Die Menge der ausgeschütteten Token variiert von Protokoll zu Protokoll. In der Regel sind Staking-Belohnungen in Höhe von fünf bis 20 Prozent auf die Menge der für das Staking eingesetzten Token üblich.

Das energieintensive Konzept Proof of Work fällt also weg, es braucht nur noch sehr wenig Rechenleistung, um Transaktionen im Netzwerk zu validieren. Proof of Stake hat zudem einen eigenen Mechanismus gegen Betrug implementiert: Die von den Validatoren hinterlegten Token dienen dem Netzwerk als Sicherheit dafür, dass sie keine falschen Blöcke freigeben. Versucht ein Validator einen illegalen Block zur Blockchain hinzuzufügen, verliert er seine Validatoren-Funktion und seinen gesamten Stake.
Proof of Stake erlaubt somit deutlich schnellere und energieeffizientere Validierungen von Transaktionen als Proof of Work. Das wird vor allem dann relevant, wenn die Blockchain als Grundlage für dApps (decentralized Apps) dient, also Anwendungen, die über den bloßen Handel mit der netzwerkspezifischen Kryptowährung hinausgehen. Derzeit plant Ethereum den Umstieg auf Proof of Stake. Zukünftig dürfte das Netzwerk so deutlich günstiger und schneller operieren.

Lending — dezentrale Kreditvergabe auf der Blockchain

Wer passive Einnahmen generieren möchte, ohne als Miner oder Validator aktiv zu werden, für den könnte Lending — also das Verleihen digitaler Assets — eine Option sein. Die Grundidee von Lending entspricht dem, was auch klassische Dienstleister wie Banken erbringen: Ein Sparer verwahrt sein Geld auf dem Bankkonto, die Bank wiederum verleiht dieses Geld als Kredit gegen Gebühren an Dritte und der Sparer erhält als Gegenleistung von der Bank regelmäßige Zinszahlungen. Krypto-Lending funktioniert ähnlich — nur eben automatisiert auf der Blockchain. Verliehen werden Kryptowährungen anstelle von Fiatwährungen wie Euro oder US-Dollar. Zudem funktionieren viele Kryptolending-Plattformen dezentral und basieren auf sogenannten „Smart Contracts“, also einem Computerprotokoll, das auf der Blockchain operiert und die Transaktionen automatisch ohne Mittelsmänner abwickelt. Bekannte Beispiele für Kryptolending-Plattformen sind Aave und Maker. Jede Plattform hat ihre Besonderheiten, doch das Grundprinzip bleibt gleich: User stellen ihre Coins für eine bestimmte Zeit zur Verfügung und erhalten dafür Zinsen in Form von Kryptowährungen. Allerdings sollten sich die Verleiher der Risiken bewusst sein: Während es bei Geld auf Bankkonten eine Einlagensicherung gibt, ist das beim Krypto-Lending nicht der Fall. Zudem kann die mangelnde Regulierung in dem Bereich risikofreudigen Investoren einen Strich durch die Rechnung machen — viele der Lending-Plattformen verfügen über keine Lizenz.