Selbsternannter Bitcoin-Erfinder wurde behördlich als Urheber anerkannt
Wer hinter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto steckt, schien von Beginn an eine schwer lösbare Frage rund um den Bitcoin zu sein - doch nun sicherte sich ein Informatiker das Urheberrecht von der zuständigen US-Behörde. Was bedeutet das für die älteste aller Kryptowährungen?
Werte in diesem Artikel
Die Krypto-Szene ist in heller Aufregung: Craig Wright beansprucht offiziell für sich, hinter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto, unter dem der Bitcoin erstmalig veröffentlicht wurde, zu stecken. Das wurde nun sogar von der US-Urheberrechtsbehörde durchgewinkt.
Sie möchten in Kryptowährungen investieren? Unsere Ratgeber erklären, wie es innerhalb von 15 Minuten geht:
» Bitcoin kaufen, Ripple kaufen, IOTA kaufen, Litecoin kaufen, Ethereum kaufen, Monero kaufen.
Registrierung bei Urheberrechtsbehörde
Bereits seit 2015 versuchte Wright wohl immer wieder sich den Titel als Bitcoin-Erfinder zu sichern. Nun wurde dem Informatiker durch das US-amerikanische Urheberrechtsamt das Urheberrecht für das Copyright des Whitepapers und den ursprünglichen Computercode des Bitcoins anerkannt. In diesem Zuge wurde er auch unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto als Autor registriert. Diese Registrierung ist auf der Webseite der Behörde einsehbar.
Craig Wright filed a copyright registration for the Bitcoin whitepaper https://t.co/aIvg2BbmL2 pic.twitter.com/TVdU62TRRv
- Neeraj K. Agrawal (@NeerajKA) 21. Mai 2019
Solange niemand das Gegenteil beweisen kann, ist er nun behördlich als Bitcoin-Erfinder registriert und offiziell als Autor des Whitepapers und des Urcodes anerkannt - Satoshi Nakamoto scheint nun also endgültig identifiziert. Nachdem sich Wright das Copyright gesichert hatte, schoss der Bitcoin SV deutlich nach oben und pendelte sich zuletzt bei um die 100 US-Dollar pro Münze ein, zuvor bewegte er sich um die 60-Dollar-Marke. Der Zusammenhang: Die digitale Währung Bitcoin Satoshi Vision (BSV) wurde von dem - nun als Bitcoin-Erfinder registrierten - Informatiker ins Leben gerufen. Sie entstand im Rahmen der Hard Fork von Bitcoin Cash.
Was das für den Bitcoin bedeutet
Craig Wright gibt sich mit seinem Schritt jedenfalls deutlich selbstüberzeugt und scheint sich dabei im Recht zu fühlen, den Titel als Bitcoin-Erfinder für sich zu beanspruchen. Wie ein Vertreter des Informatikers äußerte, versuche man nun durchzusetzen, dass das Krypto-Gold nicht mehr als Bitcoin bezeichnet wird - denn die erste digitale Münze weiche zu sehr von dem im Forschungsbericht beschriebenen Token ab. Er beansprucht dagegen, dass sein Bitcoin SV die richtige Version präsentiert. "BTC ist nicht Bitcoin […] Es handelt sich um eine Air Drop-Kopie, die entwickelt wurde, um das Protokoll langsam zu ändern und die Anonymisierung des Systems in einem Maße zu ermöglichen, dass kriminelle Aktivitäten stattfinden können", schrieb Wright in einer E-Mail an Bloomberg. Dabei betonte er, dass dies nicht der eigentliche Grundgedanke hinter dem echten Bitcoin gewesen ist.
Skepsis in der Krypto-Community
Doch die Krypto-Community ist alles andere als überzeugt, dass das der Wahrheit entspricht. Vermehrt wird angezweifelt, dass hinter Satoshi Nakamoto wirklich Craig Wright steckt. Etliche Vorwürfe, er sei ein Betrüger, ließ er an Verleumdungsklagen abprallen, berichtete cryptomonday. Insbesondere ist zu beachten, dass bei dem Gang über die Urheberrechtbehörde keine so gründliche Überprüfung vorgenommen wird wie bei einer Patenterteilung - auch das versuchte Craig bereits in der Vergangenheit. Darüber hinaus keimen Zweifel auf, weil die Vorgehensweise des vermeintlichen Bitcoin-Erfinders nicht mit dem Grundgedanken von Satoshi Nakamoto übereinstimmt: Nämlich der Faktor der Diskursoffenheit und Dezentralisierung. Mit dem Gang über die Behörden hat der Informatiker das Motto des Krypto-Goldes "betrogen", schlussfolgert die Webseite btc-echo. Demnach stehe eine Lizenzierung außerdem im Gegensatz zur Open-Source-Kultur, ein essentieller Faktor in der Krypo-Welt.
Dem Unmut darüber, dass Craig Wright behördlich als Bitcoin-Erfinder registriert wurde, lässt auch Jerry Brito, CEO des Krypto-Forschungszentrums CoinCenter, via Twitter freien Lauf und weist darauf hin, dass es sich lediglich um eine Registrierung und nicht um einen handfesten Beweis handle:
Registering a copyright is just filing a form. The Copyright Office does not investigate the validity of the claim; they just register it. Unfortunately there is no official way to challenge a registration. If there are competing claims, the Office will just register all of them. https://t.co/YA70ALpG1Y
- Jerry Brito (@jerrybrito) 21. Mai 2019
Mit diesem Hinweis liegt der Krypto-Experte auch richtig: Schließlich überprüft das Amt nicht, ob er tatsächlich der Autor seiner zur Registrierung beantragten Stücke ist, sondern verwaltet diese Registrierung nur, erklärte Anwalt für geistiges Eigentum Michael Cohen gegenüber Bloomberg.
Ob Craig Wright tatsächlich den Bitcoin erfunden hat und sich Satoshi Nakamoto nennen darf, weiß nur er selbst. Die Zweifel in der Community sind jedenfalls groß und scheinen auch berechtigt. Doch handfeste Beweise, die ein Für oder Wider darlegen, fehlen bislang.
Redaktion finanzen.net
Das könnte Sie auch interessieren: finanzen.net Ratgeber Bitcoin kaufen - So geht's
Weitere News
Bildquellen: VallaV / Shutterstock.com, Carlos Amarillo / Shutterstock.com