Der große Bitcoin-Traum: Wie steht es um Zentralafrikas Bitcoin-Pläne?
Es wurde als Meilenstein gefeiert, als der Präsident von Zentralafrika, Faustin-Archange Touadéra, ankündigte, den Bitcoin als offizielles Zahlungsmittel einzuführen, um der Bevölkerung Zugang zum Finanzsystem ohne Bankkonto zu verschaffen und den Fortschritt ins Land zu holen. Eine Herkulesaufgabe.
Werte in diesem Artikel
• Kursverfall von Bitcoin und Co. bremst auch die Einführung digitaler Zahlungsmittel
• Sango-Coin: Einführung der zentralafrikanischen Cyberdevise mit Hindernissen konfrontiert
• Großes Ziel, Bitcoin zur finanziellen Inklusion, gescheitert?
Nach El Salvador, das 2021 als erstes Land der Welt den Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel einführte, sollte auch die Zentralafrikanische Republik, eines der ärmsten Länder der Welt, durch die Cyberdevise Anschluss an den Fortschritt erhalten.
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Das große Bitcoin-Experiment: Ernüchternde Bilanz für El Salvador und die Zentralafrikanische Republik
Die Einführung einer digitalen Währung sollte nicht nur der Bevölkerung Zugang zum internationalen Zahlungssystem verschaffen, sondern auch potente Investoren anlocken, die Milliarden in die Infrastruktur des Landes stecken. Denn zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der anspruchsvollen Bitcoin-Pläne hatten nur rund zehn Prozent der zentralafrikanischen Bevölkerung Zugang zum Internet. Auch die politische Nähe zu Russland sowie die Verortung der Zentralafrikanischen Republik in der regionalen Währungsunion CFA-Franc ließen 2022 vielfach die Alarmglocken bei den Experten schrillen.
Auch in El Salvador machte sich ein Jahr nach der Einführung des Bitcoin Ernüchterung breit, auch wenn Präsident Bukelele unbeirrt an seinem Bitcoin-Projekt festhält. Denn sowohl der Kursrutsch der Kryptowährungen als auch fehlendes Interesse der Bevölkerung bei der Nutzung der el salvadorianischen Wallet "Chivo" wie auch in puncto Investitionen (Bitcoin-Anleihen), brachten das Krypto-Experiment zum Erlahmen.
Sango-Coin: Listing weiter verschoben
Daten über die Verwendung von Cyberdevisen in der Zentralafrikanischen Republik liegen bislang nur sehr wenige vor, im Krypto-Adaptionsindex 2022 von Chainalysis taucht das Land nicht auf.
Das vordringliche Ziel der Bitcoin-Einführung, der Ausbau der Infrastruktur des Landes, scheint nun aber in weite Ferne gerückt: Wie der Schweizer Sender SRF berichtet, bleiben 40 Prozent der zentralafrikanischen Bevölkerung weiterhin vom Finanzsystem ausgeschlossen. Und von dem Investitionsziel von einer Milliarde US-Dollar wurden bislang laut eigenen Angaben nur 1,66 Millionen US-Dollar in Sango-Coins, der eigenen Kryptowährung der Zentralafrikanischen Republik, finanziert.
Das Verfassungsgericht des Landes hat zudem das Prestige-Projekt des Präsidenten "Staatsbürgerschaft durch Sango" bereits im August 2022 gestoppt. Mit ihm sollten ausländische Investoren gewonnen werden. Sie sollten die Staatsbürgerschaft erhalten, wenn sie Sango-Token im Wert von 60.000 US-Dollar über fünf Jahre als feste Sicherheit einsetzen.
Der jüngste Rückschlag für den Sango-Coin war ein Ausfall des Depots. Die Entwickler entschuldigten die sich via Telegram und gaben an, die technischen Probleme gelöst zu haben. Einzahlungen, die von dem Ausfall betroffen waren, konnten im Kontakt mit dem technischen Support unter Mitteilung der Transaktions-ID zum "Einzahlungszeitzykluspreis" umgewandelt werden. Wie Cointelegraph berichtet, kündigten die Entwickler zudem an, das Listing an den Kryptobörsen weiter zu verschieben.
Bitcoin als Zahlungsmittel: Hoffnungen und Potenzial in Entwicklungsländern
"Bitcoin und andere Kryptowährungen habe Potenzial zur finanziellen Inklusion", zitiert der SRF die Co-Direktorin des Zentrums für Fintech an der Universität East London, Iwa Salami. Durch Kryptowährungen könnten zwar viele Menschen Zugang zum Finanznetz erhalten, die derzeitige Volatilität des Bitcoin mache eine Verwendung im Alltag jedoch nahezu unmöglich, so die Expertin, die sich im Interview zugleich überrascht über die Beharrlichkeit des Präsidenten der Zentralafrikanischen Republik zeigte.
Neben dem massiven Kurseinbruch bei den Cyberdevisen ist die Mitgliedschaft in der Währungsunion mit den Nachbarländern das größte Hindernis für die tatsächliche Einführung alternativer Zahlungsmittel im Land. Denn dafür bräuchte Faustin-Archange Touadéra die Zustimmung der Zentralbank (BEAC) der Wirtschaftsgemeinschaft (CEMAC), was Professorin Iwa Salami für sehr unwahrscheinlich hält. Denn im schlimmsten Fall drohe der Ausschluss aus der Währungsunion, und dann wäre es "interessant, zu sehen, wie Zentralafrika damit umgeht", so Salami.
Redaktion finanzen.net
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