Fed-Politik im Fokus

Ex-Fed-Chef Greenspan: US-Dollar dürfte auch 2023 ordentlich Rückenwind erhalten

14.11.22 22:57 Uhr

Ex-Fed-Chef Greenspan: US-Dollar dürfte auch 2023 ordentlich Rückenwind erhalten | finanzen.net

In diesem Jahr hat der US-Dollar bereits besondere Stärke gezeigt. Geht es nach Ex-Fed-Chef Alan Greenspan, dürfte sich dieser Trend auch nächstes Jahr noch fortsetzen. Die Ursache der Stärke der Reservewährung ist dem Ökonom nach in der Währungspolitik der Fed zu finden.

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• US-Dollar 2022 bereits mit starker Performance
Alan Greenspan sieht Fed-Geldpolitik als Ursache für Dollar-Stärke
• Rückenwind dürfte auch 2023 noch anhalten

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Der US-Dollar ist in den vergangenen Monaten stetig im Wert gestiegen. Längst ist es keine Seltenheit mehr, dass der Euro zur Reservewährung unter die Parität fällt. Wie Ex-Fed-Chef Alan Greenspan in einem Blogeintrag auf der Seite des Vermögensberaters Advisors Capital Management, für den Greenspan mittlerweile tätig ist, erklärt, dürfte sich die Stärke des US-Dollars auch im nächsten Jahr noch fortsetzen. Hintergrund dieser Annahme ist die Währungspolitik der US-Notenbank Fed im Vergleich zur Geldpolitik anderer Regierungen.

So haben die US-Währungshüter rund um Fed-Chef Jerome Powell dieses Jahr eine Kehrtwende in ihrer Geldpolitik eingeläutet und die Leitzinsen in Reaktion auf die hohe Inflation systematisch angezogen. Erst kürzlich hob die Fed den Leitzins zum vierten Mal in Folge um 0,75 Prozentpunkte an, sodass sich der Zins nun in einer Range von 3,75 bis 4 Prozent bewegt. Es bleibt erklärtes Ziel der Notenbank, die Inflation auf ein Ziel von zwei Prozent herunterzudrücken. Im Oktober lag die Teuerung noch bei 6,2 Prozent. Dennoch verkündete Powell im Rahmen des jüngsten Zinsentscheids, dass es nun angemessen sei, "das Tempo der Erhöhungen zu verlangsamen". Beobachter halten es dennoch für verfrüht, davon auszugehen, dies könnte eine Abkehr von der strikten Geldpolitik bedeuten. Im Dezember steht der nächste Zinsentscheid an, es dürfte eine weitere Erhöhung folgen.

EZB lässt es ruhiger angehen

Die Fed hat dabei eine weitaus strengere Geldpolitik an den Tag gelegt als beispielsweise die EZB. Zwar hat sich auch die Zentralbank der Europäischen Union in diesem Jahr bereits dazu entschieden, die Zinsen anzuheben, sie rangieren jedoch aktuell mit einer Range von 2, 2,25 und 1,5 Prozent immer noch deutlich tiefer als die der USA. Und das obwohl die Inflation in der Eurozone im Oktober einen Rekordwert von 10,7 Prozent erreichte.

Bank of Japan schlägt anderen Kurs ein

In Japan ist der Unterschied zu den USA noch deutlicher. Hier lag die Inflation im Oktober bei drei Prozent, dennoch bekräftigte die japanische Notenbank erst Ende Oktober an ihrer ultralockeren Geldpolitik festhalten zu wollen. Zinserhöhungen sind keine geplant. Aktuell liegen die kurzfristigen Zinsen bei minus 0,1 Prozent. Die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen soll auch weiterhin bei null Prozent bleiben, wie die BoJ festhielt. Um die Inflation dennoch zu senken, kündigte Japans Regierungschef Fumio Kishida ein Konjunkturpaket in Höhe von 39 Billionen Yen (umgerechnet circa 265 Milliarden Euro) an.

Laut Greenspan sind es eben diese unterschiedlichen Ansätze der Notenbanken bei der Inflationsbekämpfung, die dem US-Dollar Rückendwind verleihen und den Euro und Japanischen Yen im Wert verfallen lassen. So ist der US-Dollar auch in Reaktion auf den jüngsten US-Zinsentscheid deutlich gestiegen, sodass ein Euro zeitweise für weniger als 0,98 US-Dollar zu haben war. Der beherzte Kampf der Fed gegen die Inflation macht den US-Dollar für Anleger als Wertspeicher attraktiver, weshalb er in Beliebtheit und Wert steigt, während andere Währungen das Nachsehen haben.

Rückenwind dürfte bis 2023 anhalten

Dieser Trend dürfte laut Greenspan auch 2023 noch anhalten. So schreibt der Wirtschaftsexperte: "Selbst wenn, wie einige Prognostiker erwarten, die US-Inflation in der ersten Hälfte des Jahres 2023 ihren Höhepunkt erreicht und die Federal Reserve das Tempo der Zinserhöhungen verlangsamen oder sogar stoppen kann, wird der US-Dollar immer noch den monetären Rückenwind haben, um ihn zu stützen." Dabei gehe es jedoch nicht nur um Leitzinsen, sondern auch um die Bilanz der Fed, die diese monatlich um 95 Milliarden US-Dollar reduziert. Die EZB hat daneben eine Bilanz von annähernd neun Billionen US-Dollar und wie die Bank erst kürzlich mitteilte sei nicht geplant, diese in nächster Zukunft zu senken. Dementsprechend dürfte der US-Dollar davon profitieren, dass die Geldmenge stetig reduziert wird und er somit als besserer Wertspeicher dient.

Daneben gibt der ehemalige Fed-Chef jedoch auch zu bedenken, dass es noch andere Faktoren gibt, die zur Dollar-Stärke beitragen. So würden auch der Ukraine-Krieg und die damit einhergehenden Verwerfungen an den Energie- und Rohstoffmärkten dazu beitragen, dass der US-Dollar als sicherer Hafen gesucht werde.

Starker US-Dollar mit wirtschaftlichen Auswirkungen

Auf der anderen Seite kann sich ein zulegender Dollar auch auf die Wirtschaft auswirken. Schließlich gibt es viele Waren, die bevorzugt in US-Dollar gehandelt werde, wie Rohstoffe. Hier trägt eine starke US-Währung also zusätzlich zu den in Europa stark angestiegenen Energiepreisen bei. Darüber hinaus gibt es viele Entwicklungsländer, die Kredite in US-Dollar aufgenommen haben und nun höhere Zinsen zurückzahlen müssen. Diesen Ländern könnte gar eine Schuldenkrise drohen, warnte auch der Internationale Währungsfonds in seiner jüngsten Konjunkturprognose. Auch für die USA muss ein starker US-Dollar nicht nur ein Grund zur Freude sein. Schließlich werden US-Exporte in andere Länder dadurch teurer, Importe aus anderen Ländern werden hingegen günstiger. Andere Länder können von einem starken US-Dollar also auch profitieren.

Redaktion finanzen.net

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