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Währung unter Druck: Türkische Lira light

19.10.16 09:30 Uhr

Währung unter Druck: Türkische Lira light | finanzen.net

Präsident Erdogan greift durch, die Wirtschaft schwächelt, bei ­Moody’s rutscht das Land auf ein Ramsch-Rating. Die Währung ist unter Druck.

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von Thomas Strohm, Euro am Sonntag

Vor drei Monaten haben türkische Militärs versucht, die Macht an sich zu reißen und das Regime von Präsident Recep Tayyip Erdogan zu beenden. Der Putschversuch am 15. und 16. Juli scheiterte - seither räumt der Machthaber im Land auf. Darunter leiden Wirtschaft und Währung des Schwellenlandes. Anfang Juli kostete ein Euro rund 3,20 Türkische Lira, heute sind es circa 3,40 Lira. Und viele Devisenanalysten rechnen mit einer weiteren Abwertung der türkischen Währung.

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Schätzungen zufolge sind seit Mitte Juli rund 100.000 Menschen entlassen oder suspendiert worden, unter ihnen viele Soldaten, Lehrer und Richter. Die Medien spüren immensen Druck, etliche Zeitungen, Nachrichtenagenturen und TV-Sender wurden geschlossen. Der Ausnahmezustand, der die Durchsetzung solcher Maßnahmen erleichtert, ist bis 15. Januar verlängert worden.

Wachstum lahmt

Das Wirtschaftswachstum schwächelt: Im ersten Quartal legte das BIP noch um annualisiert 4,7 Prozent zu, im zweiten Quartal waren es 3,1 Prozent. Die Ratingagentur Moody’s rechnet damit, dass das durchschnittliche Wachstum in den nächsten Jahren deutlich sinkt: Von 2010 bis 2014 lag das BIP-Plus im Schnitt bei 5,5 Prozent jährlich. Für 2016 bis 2019 rechnet Moody’s lediglich mit einem Wirtschaftswachstum von durchschnittlich 2,7 Prozent im Jahr.

Die Agentur hat ihre Note für das Land Ende September von "Baa3" auf "Ba1" gesenkt, die Türkei rutschte damit bei Moody’s in den Non-Investment-Grade-­Bereich. Bei S & P spielt sie seit Längerem nicht mehr in der ersten Rating-Liga. Nur bei Fitch hat die Türkei mit "BBB-" gerade noch ein Investment-­Grade-Rating - allerdings mit negativem Ausblick. Damit droht der Kapitalabzug von Investoren, die nicht in Anleihen mit Ramsch-Rating investieren dürfen - was die Währung unter Druck setzt.

Leitzins sinkt

Auch von der Notenbank bekommt die Lira kaum Rückenwind. Der Leitzins wurde in den vergangenen Monaten wiederholt gesenkt, aktuell liegt er bei 8,25 Prozent. Das passt zu den Forderungen der Staatsführung, die niedrigere Zinsen von den Notenbankern will, um die Wirtschaft zu unterstützen. Anleger, die auf eine zum Euro leichtere Lira setzen wollen, können zu einem Zertifikat von BNP Paribas greifen (ISIN: DE 000 BP6 F33 8), das den Wechselkurs mit Hebel vier nachzeichnet. Gewinnt die Lira wider Erwarten doch an Wert, gibt es entsprechend große Einbußen. Die Barriere, bei der Totalverlust droht, ist rund 24 Prozent entfernt.

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