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Großbritanniens sanfter Abschied: Auf stärkeres Pfund setzen

21.06.17 12:30 Uhr

Großbritanniens sanfter Abschied: Auf stärkeres Pfund setzen | finanzen.net

Nach der Wahlschlappe für Premierministerin Theresa May steigt die Wahrscheinlichkeit für einen sanften Brexit. Davon könnte die britische Währung profitieren.

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von Astrid Zehbe, Euro am Sonntag

Dass sich die britische Premierministerin Theresa May mit dem Plan, ihre Mehrheit im Parlament durch vorgezogene Neuwahlen zu vergrößern, verzocken wird, war dann doch wenig überraschend. Mit jedem Tag, an dem die Wahl näher rückte, sanken die Umfragewerte von Mays konservativer Partei - und mit ihnen der Wert des britischen Pfund. Die Märkte hatten vor allem eines vor Augen: Un­sicherheit darüber, wie die politische Landschaft aussehen würde.

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Die Gewissheit, dass die Tories ihre absolute Mehrheit im Parlament verloren haben, schickte die Währung nach der Wahl auf den niedrigsten Stand seit November vergangenen Jahres. Mehr als fünf Prozent hat das Pfund seit Ankündigung der Neuwahlen Mitte April verloren. Die Aussicht auf einen harten Brexit ohne freien Zugang zum EU-Binnenmarkt schwächte das Vertrauen in das britische Pfund. Der harte Brexit könnte nun aber ausbleiben.

Britischen Medienberichten zufolge haben sich vergangene Woche ranghohe Minister mit Vertretern der oppositionellen Labour Party getroffen. Ziel der heimlichen Gespräche sei gewesen, Alternativen zu der von May verfolgten harten Linie bei den Austrittsverhandlungen auszuloten und womöglich einen Kurswechsel herbeizuführen. Viele britische Politiker, auch Konservative, sprechen sich dafür aus, dass Großbritannien Mitglied in der EU-Zollunion bleibt und nicht, wie von Theresa May anvisiert, eine eigenständige Handelspolitik außerhalb der EU verfolgt.

Für die britische Wirtschaft wäre diese Entwicklung wünschenswert: Ohne Handelsschranken zur EU, einer der wichtigsten Handelspartner des Landes, könnte die drohende Schwächung der Wirtschaft abgewendet werden. Ob dies ohne Weiteres gelingt, ist zwar vor allem angesichts des engen Zeitplans fraglich - die Verhandlungen müssen bis Frühjahr 2019 abgeschlossen sein. Angesichts des Drucks auch aus den eigenen Reihen muss die Regierungschefin bei den in der kommenden Woche beginnenden Brexit-Verhandlungen die wirtschaftlichen Risiken aber deutlich ernster nehmen als bisher.

"Es ist wahrscheinlich, dass jede ­Vereinbarung zum Brexit nun einer ­genauen Prüfung durch das Parlament unterzogen wird", sagt Mark Burgess von der Investmentgesellschaft Columbia Threadneedle. Die Regierung dürfte nun eher versuchen, einige Elemente des einheitlichen Wirtschaftsraums zu erhalten. "Das könnte zu einer strukturellen Unterstützung des Pfund Sterling führen", meint Burgess.

Auf stärkeres Pfund setzen

Bereits die Spekulationen über einen sanften Brexit haben in der vergangenen Woche für eine leichte Aufwertung des Pfund gesorgt. Dieser Trend könnte sich mittelfristig verstärken. Risiko­bereite Anleger, die auf eine mögliche Stärkung des Pfund setzen wollen, können mit dem ETFS Long GBP Short EUR (ISIN: JE 00B 3LX VB6 8) eins zu eins von einer Aufwertung profitieren.
Allerdings bleibt die Währung schwankungsanfällig - vor allem solange noch keine Regierung gebildet wurde. May strebt eine Minderheitsregierung unter Duldung der nordirischen DUP an.

Bildquellen: pitchr / Shutterstock.com, Bartosz Zakrzewski / Shutterstock.com