Hype der Kryptowährung: Bitte einen Bitcoin!
Sie sind heiß begehrt, der Kurs steigt sprunghaft an. Die Digitalwährung Bitcoin hat als Spekulationsanlage jedoch so ihre Tücken. Was Anleger wissen müssen.
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von Birgit Haas, Euro am Sonntag
Gregory Ramos Tio verkauft in der kleinen Uptown Coffee Bar in Leipzig nicht nur einfach Kaffee: Über die Holztheke seiner Gastronomie gehen nur sorgfältig geröstete Bohnen, liebevoll aufgebrüht. Bezahlen können Kunden nicht nur einfach mit Euro: Ramos Tio nimmt auch Bitcoins an.
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Mit der virtuellen Währung lässt sich in Deutschland mittlerweile so manches bezahlen - Möbelstücke, Studiengebühren, Coachingseminare, Malerarbeiten und eben der Kaffee am Morgen auf dem Weg zur Arbeit. Im globalen Vergleich ist Deutschland allerdings kein Pionier. Heiß begehrt sind die derzeit insgesamt mehr als 16 Millionen existierenden Bitcoins in China, wo Anleger damit die Kapitalverkehrskontrollen der Regierung umgehen. Japan hat jüngst Bitcoins als offizielles Zahlungsmittel zugelassen. Und in Norwegen können Kunden der Skandibanken ihren Kontostand in Bitcoins erfahren.
Auch wenn Deutschland davon weit entfernt ist: Die Kryptowährung ist auf dem Vormarsch. Das lässt sich auch am Wechselkurs ablesen. Ein Bitcoin ist derzeit knapp 2.567 US-Dollar wert. Im März hat der Kurs der virtuellen Währung den einer Feinunze Gold überholt - aktuell liegt der Preis dafür bei 1.270 US-Dollar.
Anleger nutzen die 2008 von einer unbekannten Quelle unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto programmierte und veröffentlichte Währung zunehmend als Investment. Notenbanker sehen das kritisch, auch weil sich die Währung jeder Regulierung entzieht.
Notenbank warnt
Bundesbank-Vorstand Carl- Ludwig Thiele etwa warnte vor Bitcoins, da "die Währung keine reale Wertgrundlage hat". Die Digitalwährung sei keine sichere Anlage, lediglich ein interessantes Nischenphänomen. "Wenn Ihnen keiner mehr Bitcoins abnimmt, können Sie nichts damit anfangen", sagt Thiele. Das Gleiche gilt natürlich auch für Aktien und Gold - doch die sind zumindest auf kontrollierten Märkten handelbar und sicher kein Nischenphänomen.
In ihrer Nische finden die Bitcoins sehr wohl willige Abnehmer. Wie viele Unternehmen in Deutschland Bitcoins annehmen, zählt offiziell niemand, aber laut Schätzungen der Webseite BCT-Echo.de sind es rund 100, weltweit etwa 2.000.
Die Krux mit dem Preis
Die Uptown Coffee Bar von Gregory Ramos Tio in Leipzig ist die einzige Akzeptanzstelle vor Ort. "Ich wollte zeigen, dass Bitcoins auch benutzt werden können", sagt der gelernte Informatiker. Bei ihm kostet ein Kaffee 2,90 Euro - und für Kunden, die lieber über eine App im Smartphone zahlen, nach aktuellem Wechselkurs 0,0012 Bitcoins.
Über diese softwaregeschützte App, genannt Wallet, auf deutsch Geldbörse, können die Bitcoins transferiert werden. Online oder über Wechselautomaten, wie sie etwa in der Berliner Bar Room 77 stehen, wird das digitale Portemonnaie zuvor aufgeladen (siehe unten).
Allerdings, gibt Ramos Tio zu, macht er kaum Umsätze über Bitcoins: "Zwei Espresso im letzten Monat." Damit das künftig mehr wird, richtet er einmal im Monat einen Bitcoin-Stammtisch aus. Aber er ist wenig optimistisch: "Bei den starken Kursschwankungen besteht immer die Gefahr, dass ein Kunde zu einem ungünstigen Zeitpunkt viel zu viel oder zu wenig bezahlt."
Reine Spekulation
Dass der Bitcoin-Kurs steigt, liegt also nicht daran, dass die realwirtschaftliche Nutzung steigt. Die junge Währung ist ein spekulatives Investment. "Es ist auch klar, dass die aktuelle Blase irgendwann platzen wird", sagt Ingo Fiedler, Volkswirt und Sozialwissenschaftler an der Universität Hamburg. Die Zahl derer, die Bitcoins als Zahlungsmittel nutzten, sei gering. Stattdessen befeuern Nachfrage aus China und Währungsspekulationen den Kurs: Kaufen Japaner oder Koreaner derzeit Bitcoins, lassen ihn in Euro auszahlen und tauschen das Geld dann wieder in heimische Währung zurück, so machen die Japaner einen Gewinn von rund 20
und die Koreaner einen von rund 25 Prozent. "Funktioniert dieser Hebel nicht mehr, dann ist das ein Zeichen nachgebender Kurse", sagt Fiedler.
Ein weiteres Risiko sind Hackerangriffe. Im August vergangenen Jahres haben Cyberdiebe eine Sicherheitslücke bei der Handelsplattform Bitfinex genutzt und umgerechnet 58 Millionen Euro erbeutet. Der Bitcoin-Kurs brach um 23 Prozent ein. Auch die Konkurrenz-Plattform Mt. Gox ist 2014 beraubt worden, Bitcoins im Wert von 370 Millionen Euro verschwanden. Der Bitcoin-Kurs fiel von 900 auf 135 Dollar.
Indexfonds geplant
Zudem verliert der Bitcoin Marktanteile: Konkurrenzwährungen wie Tether, Litecoin, Ethereum und Onecoin drängen an den Markt. Fachmann Fiedler schätzt, dass derzeit 700 Blockchains und dazugehörige Währungen entwickelt werden. "Davon sind 50 bis 100 Projekte spannend", sagt er. Auch die Bundesbank ist an einem solchen Projekt beteiligt. Die Kryptowährungen treten zunehmend in Wettbewerb zueinander. Ob der Bitcoin überleben wird? Fiedler glaubt eher nicht: "Das Problem ist, dass Bitcoins nicht endlos skalierbar sind."
Die Warnung der Bundesbank hält der Blockchain-Forscher für berechtigt: Verbraucher sollten nur in Bitcoins investieren, wenn sie die zugrundeliegende Technologie Blockchain verstünden.
Bald könnte eine defensivere Alternative auf den Markt kommen: Tyler und Cameron Winklevoss, die sich 2011 mit Facebook-Chef Mark Zuckerberg über die Rechte am sozialen Netzwerk gezofft hatten, stecken die erstrittenen Millionen in die Auflegung eines passiven Fonds (ETF) für Bitcoins - bislang indes noch ohne Erfolg.
Investor-Info
Wie kaufen?
Um Bitcoins kaufen zu können, müssen Anleger zunächst eine App auf ihrem Computer oder Smartphone installieren, das sogenannte Wallet (deutsch: Geldbeutel). Auf der Webseite bitcoin.org sind alle Anbieter der App aufgelistet. Mit dem Wallet erhalten Anleger über eine verschlüsselte Identität Zugang zur Blockchain und können Bitcoins handeln. Vor dem Kauf brauchen Anleger aber noch ein Depot auf einer Handelsplattform wie bitcoin.de oder paymium.com. Dort geben Käufer und Verkäufer Angebote für Ordergrößen mit Preisvorstellung ab.
Wie ausgeben?
Zahlreiche Onlineshops, aber auch Anbieter im Einzelhandel akzeptieren Bitcoins als Zahlungsmittel. Die meisten Händler weisen den Bitcoin-Preis jedoch nicht aus, er orientiert sich am aktuellen Kurs. Eine offizielle Liste der Händler gibt es nicht. Die Webseite bitcoinblog.de aktualisiert aber ein Verzeichnis der Akzeptanzstellen regelmäßig und kategorisiert sie nach Ländern und Branchen. Bitcoin-Automaten gibt es auch. Voraussetzung für die Nutzung ist, dass ein Wallet auf dem Smartphone installiert ist. Nach dem Einloggen können Nutzer hier Euro einwerfen und erhalten Bitcoins in ihr Wallet eingebucht. Auf der Webseite coinmap.org sind Unternehmen sowie Automaten auf einer Karte verzeichnet.
Was ist die Blockchain?
Das Blockchain-Verfahren soll Bitcoins fälschungssicher machen. Die Blockchain ist eine Methode, um Daten zu übertragen. Die Unterschiede zum heutigen Internet: Die Daten in der Blockchain liegen nicht auf einem Server, sondern sind auf alle Rechner im Netzwerk verteilt. Alle Teilnehmer haben gleichzeitig Zugriff auf die gleichen Informationen. Einmal gesendete Infos sind für alle sichtbar und können nicht zurückgenommen werden.
Jede Information fließt Block für Block in ein Journal. Mit der Zeit entsteht eine Historie, die ebenfalls für alle einsehbar ist. Das macht die Blockchain im Vergleich zum Internet sicherer. Nutzer können Werte wie Bitcoins oder auch Aktien zeitgleich austauschen ohne Sicherheiten zu hinterlegen.
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