EUR/USD: Was die US-Arbeitsmarktdaten wirklich bedeuten
Industrieproduktion hin, ISM-Indizes und andere Konjunkturindikatoren her.
Letztlich entscheidet die Entwicklung am Arbeitsmarkt, ob die US-Wirtschaft dauerhaft wieder Tritt fasst.
Verbraucher haben mit enormen Vermögensverlusten aus ihren Immobilien zu kämpfen. Bleiben nun auch noch die Jobaussichten weiterhin düster, ist es Essig mit Konsumieren. Schließlich müssen auch noch die Schulden des Kaufrauschs der letzten Jahre abgezahlt werden.
Arbeitslosenquote springt nach oben
Die am Freitag veröffentlichten US-Arbeitsmarktdaten gaben letztlich keinen klaren Hinweis darauf, ob zur Jahreswende wieder mit einem Beschäftigungsaufbau gerechnet werden kann – wie manche Analysten meinen. Zwar war der Stellenabbau Im August mit -216.000 etwas geringer als erwartet, dafür wurden aber die Zahlen der Vormonate um fast 50.000 nach unten korrigiert. Noch schwerwiegender: Die Arbeitslosenquote schoss weiter von 9,4 auf 9,7 Prozent nach oben. Die Horrormarke von zehn Prozent rückt damit immer näher. Vor allem aber hatte der eine oder andere nach dem Rückgang von 9,5 auf 9,4 Prozent im Juli schon gehofft, der Höhepunkt wäre erreicht. Das erwies sich als Trugschluss.
Sieben Millionen Jobs gingen verloren
Doch auch wenn der Beschäftigungsabbau in den nächsten Monaten zu Ende gehen sollte, dürfte das nicht ausreichen, um dem Konsum einen echten Schub zu geben. Dafür müssten die Unternehmen in großem Umfang wieder neue Jobs schaffen. Ein Blick auf die langfristigen Statistiken verdeutlicht dies: Im Dezember 2007 hatte die Beschäftigung in den USA mit mehr als 138 Mio. Personen einen Höhepunkt erreicht. Seitdem gingen sieben Millionen Arbeitsplätze verloren. Das Beschäftigungsniveau ist inzwischen etwa auf den Stand der letzten Rezession in den Jahre 2002 bis 2003 gefallen. Dazu muss man bedenken: In den USA wächst die Bevölkerung, es müssen also ständig neue Arbeitsplätze entstehen. Deswegen liegt die Arbeitslosenquote heute auch um 50 Prozent höher als 2003.
Der Dollar und die Börse
Der Dollar reagierte zuerst positiv auf die Arbeitsmarktdaten und EUR/USD fiel. Anschließend erholte sich der Wechselkurs aber wieder, nachdem die Wall Street ebenfalls ins Plus drehte. Damit zeigte sich wieder einmal, dass EUR/USD derzeit stärker von der Entwicklung an den Börsen beeinflusst wird als von den Konjunkturdaten. Sollte es an den Aktienmärkten in der nächsten Woche nach oben gehen, dann kann auch EUR/USD dazu ansetzen, ein neues Jahreshoch oberhalb von 1,4450 USD zu markieren.
Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.