IKB Kolumne Dr. Klaus Bauknecht

Parität beim EUR/USD-Wechselkurs möglich, aber unwahrscheinlich

12.09.14 13:08 Uhr

Parität beim EUR/USD-Wechselkurs möglich, aber unwahrscheinlich | finanzen.net

Seit EZB-Präsident Draghi in Jackson Hole weitere Maßnahmen der EZB in Aussicht gestellt hatte und diese beim letzten Treffen der EZB am 4. September 2014 auch offiziell angekündigt wurden, wird von einer stärkeren Abwertung des Euro ausgegangen.

Prognosen insbesondere für 2015 wurden deutlich nach unten angepasst und häufen sich nun bei einem Wert von um die 1,20 US-Dollar je Euro. Selbst für 2016 wird ein anhaltender Abwertungstrend des Euro gesehen, den manche Prognostiker bis hin zur Parität erwarten. Doch eine so deutliche und einseitige Wechselkursbewegung ist eher unwahrscheinlich. Eine Notenbank hat zwar das Monopol der Geldschöpfung inne und kann damit die Angebotsseite der Geldmenge bestimmen. Das gilt allerdings nicht nur für die EZB, sondern auch für die Fed. So kann eine Notenbank ihre Währung nicht nachhaltig abwerten, wenn andere Notenbanken nicht mitspielen. Und auch die aktuellen Ankündigungen der EZB sind in diesem Kontext zu sehen. Während viele wichtige Notenbanken ihre Bilanzen "aufgeblasen" haben, ist diejenige der EZB seit Ende 2012 deutlich geschrumpft, wodurch sich ein Aufwertungsdruck auf den Euro gebildet hat. Nun hat sich die EZB das Ziel gesetzt, ihre Bilanzsumme um rund 1 Billion Euro auf das Niveau von 2012 anzuheben. Und obwohl die Wiederbelebung der Kreditvergabe im Vordergrund steht, wird die Anhebung der Bilanzsumme eine Korrektur bzw. Abwertung des Euro mit sich bringen. In der Tat dürfte sich die Abwertung des Euro als die entscheidende Konsequenz aus den Aufkaufprogrammen herauskristallisieren. Denn sie kann einen direkten und positiven Einfluss auf die Wirtschaft ausüben, wenn auch nur kurzfristig.

Parität des EUR/USD-Wechselkurses wäre nur dann ein plausibles Szenario, wenn die Fed konsequent eine deutliche Straffung ihrer Geldpolitik durch nennenswerte Zinsanhebungen verfolgen würde. Hierfür müsste die US-Konjunktur selbst mittelfristig kontinuierlich positiv überraschen, da sich konjunkturelle Schwächen sofort in veränderten Erwartungen über die Fed-Politik äußern sollten. Das wiederum würde Druck auf den US-Dollar aufbauen. Gleichzeitig müsste aber auch die Wirtschaft der Euro-Zone anhaltend enttäuschen. Kurzfristig könnte dies der Fall sein. Allerdings ist es unwahrscheinlich, dass die USA in 2015 und 2016 ständig positiv überraschen, insbesondere im Vergleich zur Euro-Zone, deren Konjunktur sich im Verlauf von 2015 fangen sollte. Deshalb bleibt die Parität des EUR/USD-Wechselkurses zwar eine mögliche, aber unwahrscheinliche Entwicklung. Im Gegenteil: Angesichts einer sich festigenden konjunkturellen Erholung in der Euro-Zone ab 2015 sollte die Risikoaversion der Märkte abnehmen und die deutschen Langfristzinsen sollten tendenziell ansteigen, was das Zinsdifferential zu den USA einengen wird und den Euro stützen sollte. Kurzfristig wird der Euro jedoch weiter abwerten - und das ist für die Geldpolitik der EZB und die Konjunktur der Euro-Zone wichtig. Eine Einbahnstraße des Wechselkurses in den nächsten zwei Jahren bis hin zur Parität ist jedoch eine gewagte Prognose, für die verschiedene Entwicklungen zusammentreffen müssten. Möglich ist das, aber doch eher unwahrscheinlich.

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