Wende am Devisenmarkt oder nur ein Intermezzo?
Die Korrektur an den Börsen hat am Devisenmarkt die üblichen Konsequenzen:
Der US-Dollar und der Yen legen zu, der Euro und Hochzinswährungen wie die Türkische Lira, der Südafrikanische Rand u.a. verlieren. Die Aufwertung des Yens und vor allem des Dollars wird häufig mit dem Status beider Devisen als „Fluchtwährungen“ in Zeiten steigender Risikoaversion begründet. Einleuchtender ist jedoch die These, dass der Börsenboom zu einem erheblichen Teil mit spekulativen Carry Trades verbunden war. Dabei verschulden sich Trader in der Nullzinswährung US-Dollar und investieren das Geld in den Aufwärtstrend an der Börse oder in höher verzinste Währungen wie z.B. den Brasilianischen Real, den Rand oder den Neuseeland-Dollar.
Rückkehr der Risikoaversion
Ich hatte schon früher mit einer Rückkehr der Risikoaversion gerechnet und bereits Anfang September auf die charttechnische Bodenbildung bei Wechselkursen wie EUR/TRY, EUR/ZAR und EUR/HUF hingewiesen. Besonders Währungen von Ländern mit hohen Leistungsbilanzdefiziten stehen in Zeiten steigender Risikoaversion auf der Verkaufsliste. Doch die Bereitschaft der Anleger große Risiken einzugehen, blieb länger auf einem hohen Niveau, als ich angenommen hatte. Der Rand z.B. erhielt in den letzten Wochen Auftrieb vom starken Anstieg der Rohstoffpreise. Umso stärker fällt aber nun der Kursanstieg von EUR/ZAR aus.
Real und „Aussie“ bleiben gefragt
Aber nicht nur instabile Währungen wie Rand, Forint, Lira und Neuseeland-Dollar gerieten in den letzten Tagen unter Verkaufsdruck, auch der Australische Dollar und der Real verloren an Wert. Unterschiedslos lösten kurzfristig orientierte Trader ihre Long-Positionen in hoch verzinsten Währungen auf. Diese Tendenz kann noch etwas anhalten, aber letztlich werden Währungen wie der Real und der „Aussie“ aufgrund der fundamentalen Stärke beider Länder wieder gefragt sein. Allerdings ist eine Rallye beider Währungen, wie sie in den letzten Monaten stattfand, ohne einen Börsenboom nicht zu wiederholen.
Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.