Steht der Dollar vor einem weiteren Ausverkauf?
Die Konjunkturoptimisten erhielten in den letzten Wochen einen Dämpfer nach dem anderen.
Sicher bestätigten viele Zahlen den Erholungskurs der Weltwirtschaft, aber einige Statistiken zeigten auch, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen. In den USA sank der wichtige ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe überraschend erstmals seit Dezember 2008 wieder, wenn auch nur leicht. Unerfreulich ist vor allem, dass die Situation bei den Auftragseingängen deutlich schlechter eingeschätzt wurde als im August. Die US-Arbeitsmarktdaten für September enttäuschten ebenfalls mit einem Rückgang der Beschäftigung um 263.000 Personen. Dass bereits zur Jahreswende wieder ein Beschäftigungsaufbau in den USA stattfindet, wie von einigen Analysten erwartet, erweist sich immer mehr als Illusion.
Die Weltkonjunktur kommt nicht in Schwung
Aber auch aus anderen Ländern kamen durchwachsene Konjunkturdaten: In Japan bestätigte die vierteljährliche Umfrage der Bank of Japan, der Tankan, dass die Unternehmen auf absehbare Zeit keine Erhöhung der Investitionen planen, in Kanada stagnierte die Wirtschaft überraschend im August statt wie erwartet zu wachsen, in China stieg der Einkaufsmanagerindex im September deutlich weniger als erwartet und in Europa setzte sich die Verbesserung des Geschäftsklimas nicht weiter fort. Die Theorie einer „V-förmigen“ Erholung der Konjunktur verliert daher immer mehr Anhänger.
Bekannte Reaktionen
Am Devisenmarkt führte dies nur teilweise zu dem seit Monaten bekannten Reaktionsmuster: Hochverzinsliche Währungen wie z.B. der Rand, der Zloty und der Australische Dollar verloren zwar aufgrund der gestiegenen Risikoaversion an Boden, der US-Dollar aber wertete nur zeitweise auf. Bisher war es meist so, dass bei einer Zunahme der allgemeinen Risikoaversion viele Finanzinvestoren ihre Short-Positionen auf den Dollar schlossen und der Dollar dadurch unter Aufwertungsdruck kam. Mit diesen Short-Positionen finanzierten sie im Rahmen von Carry Trades lukrative Investments in anderen Währungen oder am Aktienmarkt. Diesmal sind aber offenbar die Zweifel an der Beständigkeit der Konjunkturerholung in den USA zu groß und der Dollar geriet am Freitag nach der Bekanntgabe der US-Arbeitsmarktdaten unter Verkaufsdruck. Bei EUR/USD hat nicht nur die Unterstützung bei 1,4500 USD gehalten, auch der seit März bestehende Aufwärtstrend wurde bestätigt. Das könnte die Basis für eine neue Aufwärtsbewegung im Wechselkurs sein.
Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.