Devisen-Trader-Kolumne Detlef Rettinger

Euro: Das Krisengerede ist übertrieben

30.05.11 09:27 Uhr

Euro: Das Krisengerede ist übertrieben | finanzen.net

Die Finanzkrise in der Eurozone bleibt ein Dauerthema an den Finanzmärkten.

Werte in diesem Artikel
Devisen

1,0408 USD -0,0068 USD -0,65%

Mal scheint Beruhigung angesagt, mal wird – wie derzeit – die Existenz der gesamten Eurozone in Frage gestellt. Je nachdem wie hoch der "Hysterielevel" an den Märkten ist, kommt der Euro mehr oder weniger stark unter Verkaufsdruck. Aber die Überschuldung einiger Mitgliedsländer der Eurozone ist nur ein Faktor, der den Wechselkurs des Euros beeinflusst. Die Verfassung der Wirtschaft, die Geldpolitik und die allgemeine Risikoeinschätzung an den Märkten sind andere wichtige Einflussgrößen.

Wer­bung
EUR/USD und andere Devisen mit Hebel via CFD handeln (long und short)

Handeln Sie Währungspaare wie EUR/USD mit Hebel bei Plus500 und partizipieren Sie an steigenden wie fallenden Notierungen.

Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.

Schulden sind nicht per se negativ

Die Diskussion um die „Überschuldung“ von Staaten wird derzeit sehr emotional geführt. Doch man sollte sachlich bleiben: Ein hohes Niveau an Staatsschulden muss nicht unbedingt in die Krise führen, wie auch das Beispiel Japan zeigt. In jedem Fall schränkt aber die mit den Schulden verbundene Zinslast die Handlungsfähigkeit der Staaten ein und es fehlt Geld für wichtigere Aufgaben. Ganzen Staaten droht jedoch erst dann die Zahlungsunfähigkeit, wenn ein hoher Schuldenstand mit chronischen Leistungsbilanzdefiziten zusammentrifft. Das ist bei den Ländern der „Euro-Peripherie“, aber auch bei den USA der Fall. Japan dagegen verzeichnete bislang meist Leistungsbilanzüberschüsse, deswegen blieb der Yen auch stark, obwohl der Schuldenstand gemessen am BIP in Japan weit höher ist als in den USA oder in allen Eurostaaten.

EUR/USD testet erfolgreich die Unterstützung bei 1,4000 USD

Was bedeutet dies für den Wechselkurs EUR/USD? Die Finanzkrise in einigen Eurostaaten wird den Euro in nächster Zeit immer wieder belasten. Insgesamt steht die Eurozone aber wirtschaftlich und finanziell gesünder da als die USA, die ihr Schuldenproblem ebenfalls keineswegs im Griff haben. Dazu kommt, dass die EZB trotz der Finanzprobleme einzelner Mitgliedsstaaten den Leitzins schneller anhebt als die US-Notenbank. Die Zinsdifferenz zum Dollar steigt folglich. Beides spricht mittelfristig für einen steigenden Wechselkurs EUR/USD. Kurzfristig erwies sich der erfolgreiche Test der Unterstützung bei 1,4000 USD als Basis für eine Kurserholung, die EUR/USD auch noch weiter nach oben führen kann. Starke Widerstände liegen bei 1,4330 und bei 1,4500 USD.

Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.