Devisen-Trader-Kolumne Detlef Rettinger

EUR/USD: Absturz ohne Ende?

23.01.15 17:12 Uhr

EUR/USD: Absturz ohne Ende? | finanzen.net

Wie heißt es so schön an den Märkten: Die Europäische Zentralbank hat "geliefert". Sie mögen jetzt denken: "Aber ich habe doch gar nichts bestellt?".

Doch das interessiert die Notenbanker wenig. Mario Draghi hat in den letzten Monaten an den Märkten die Erwartungen über ein großes Programm zum Kauf von Anleihen geschürt und diese Erwartungen sogar übererfüllt. Vor allem die zeitliche Unbegrenztheit war eine Überraschung. Damit hat er aus den Erfahrungen der US-Notenbank gelernt: Wenn man schon zu einem solchen Mittel greift, dann sollte man es an möglichst wenig Bedingungen knüpfen. Man kann Draghi sicher vieles vorwerfen, Halbherzigkeit gehört nicht dazu.

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Wohin fließen die Milliarden?

Ich will hier gar nicht mehr auf die Details des Programms eingehen, die haben Sie wahrscheinlich schon in den Medien erfahren. Wichtig aus Anlegersicht ist vor allem die Frage: Wie wirkt sich das Kaufprogramm auf die Märkte aus?

1. Zuerst einmal steigen die Kurse am europäischen Anleihemarkt, denn Experten schätzen, dass die EZB 2015 die Hälfte des gesamten Angebots an Staatsanleihen aufkauft. Vice versa sinken die Umlaufrenditen am Rentenmarkt und damit letztlich auf breiter Basis auch die Zinsen für Anleger.

2. Riskante Anlagen, die höhere Renditen versprechen, profitieren. Das gilt nicht nur für Aktien, sondern z.B. auch für Währungen aus den Schwellenländern, wie den Brasilianischen Real oder die Türkische Lira.

3. Der Euro kommt weiter unter Abwertungsdruck, denn nicht wenige von den neuen Milliarden der EZB fließen ins Ausland.

EUR/USD auf dem Weg zu 1,10 USD

Ist der Absturz von EUR/USD dann überhaupt noch zu stoppen? Sicher, denn der Devisenmarkt ist niemals auf Dauer eine Einbahnstraße. Die Aktion der EZB wurde zum großen Teil in den letzten Wochen schon vorweggenommen, EUR/USD stürzte von 1,30 auf etwa 1,12 USD ab. Spätestens bei 1,10 USD wird sich der Wechselkurs erst einmal stabilisieren. Die weitere Kursentwicklung des Euro hängt dann weniger von der Geldpolitik der EZB, sondern von der Wirtschaftsentwicklung in der Eurozone ab. Sollte die Konjunktur wieder anziehen - und die Chancen dafür stehen meines Erachtens nicht schlecht - dann kann sich der Euro zumindest stabilisieren und es wird zu Gegenbewegungen kommen. Die übergeordnete Trendrichtung bei EUR/USD bleibt aber abwärts gerichtet.

Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.