Devisen-Trader-Kolumne Detlef Rettinger

EUR/TRY: Der Rubel rollt - und zwar in die Türkei!

04.08.14 09:34 Uhr

EUR/TRY: Der Rubel rollt - und zwar in die Türkei! | finanzen.net

Eigentlich liegt die Türkei geopolitisch gesehen derzeit im Auge des Orkans: In den Nachbarstaaten Syrien, Irak und Ukraine toben Bürgerkriege.

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Doch genauso wie im Auge des Orkans ist es auch am türkischen Finanzmarkt relativ ruhig. Und nicht nur das: Der Aktienmarkt stieg auf den höchsten Stand seit Mai 2013, türkische Anleihen sind gefragt und die Lira behauptet sich. Doch warum fliehen die Anleger nicht aus dieser Krisenregion? Meines Erachtens gibt es dafür vor allem zwei Gründe: Zum einen rechnen die meisten damit, dass die Krisen lokal begrenzt bleiben und kaum direkte Auswirkungen auf die türkische Wirtschaft haben.

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Anlagen in der Türkei haben Nachholpotenzial

Zum anderen erlebte die Türkei 2013 vor allem wegen der internen politischen Turbulenzen eine massive Investorenflucht. Im Vergleich zu anderen Emerging Markets besteht daher Nachholpotenzial und es sind Schnäppchen zu machen. Und ein weiteres interessantes Phänomen ist zu beobachten: Die Finanzwelt wird immer differenzierter. Bei Krisen in einzelnen Schwellenländern setzt nicht sogleich eine Kapitalflucht aus der ganzen Anlageklasse ein. Hauptgrund dafür ist die im Vergleich zu früheren Jahren größere Stabilität der Finanzsysteme der einzelnen Emerging Markets. Das zeigt sich z.B. auch daran, dass russische Anleger, die wegen drohender Sanktionen und der Wirtschaftsschwäche in der Heimat mit ihrem Kapital ins Ausland fliehen, nicht etwa nur die klassischen sicheren Finanzplätze ansteuern. Die Türkei ist derzeit ganz klar auch eines der wichtigen Zielländer russischer Anleger. Sprich: Der Rubel rollt nach Istanbul - angelockt von einem Leitzins von 8,25 Prozent. Dieser Kapitalzufluss ermöglicht es der Notenbank, den Leitzins weiter zu senken. Das ist gut für die Wirtschaft, die zudem von der langsamen Erholung in der Eurozone profitiert.

Fazit

Die Türkei ist für viele Anleger wieder attraktiv und davon wird die Lira profitieren. Weitere Zinssenkungen der Notenbank werden den Aufwertungsdruck mittelfristig nur bremsen, nicht aber stoppen. Die hausgemachten gesellschaftlichen Probleme in der Türkei sind zwar ungelöst, aber das Land ist politisch stabil und das ist es, was internationale Anleger in erster Linie interessiert.

Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.