Devisen-Trader-Kolumne Detlef Rettinger

Droht eine Abwertung der Türkischen Lira?

27.09.10 08:24 Uhr

Droht eine Abwertung der Türkischen Lira? | finanzen.net

Die Türkei ist wirtschaftlich eine der größten Überraschungen der letzten Zeit.

Das Land hat sich mit Vollgas aus der Krise befreit: Das BIP legte im ersten Halbjahr mit einer Jahresrate von mehr als zehn Prozent zu. Auch die Regierung in Ankara wurde vom hohen Wachstum überrascht. Alle Budgetziele werden 2010 deutlich übertroffen, was mehr Spielraum bei den Ausgaben eröffnen könnte. Zudem schwimmt sich die Regierung dadurch frei von den Auflagen des IWFs, der seit 20 Jahren die Finanzen des Landes überwacht.

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Negativer Realzins belastet die Lira

Das ist aber nicht nur positiv: Schon im Mai wurden Gespräche mit dem IWF abgebrochen und viele Investoren befürchten nun, dass der Weg zur Reduzierung des Haushaltsdefizits und zu Strukturreformen abgebrochen wird. Regierungschef Erdogan könnte der Versuchung erliegen, über höhere Ausgaben die Chancen für seine Wiederwahl im kommenden Jahr zu erhöhen. Doch diese Furcht dürfte unbegründet sein, denn Erdogan und seine Partei AKP betreiben seit 2003 eine an Marktwirtschaft und Stabilität orientierte Politik. Die Staatsschulden fielen in dieser Zeit von 70 Prozent des BIPs bis auf etwas mehr als 40 Prozent in diesem Jahr. Die Türkische Lira hat gegenüber dem Euro seit Ende 2009 deutlich aufgewertet und der Wechselkurs EUR/TRY ist von 2,20 auf 1,95 TRY gefallen. Trotz des hohen Wachstums der Türkei liegt EUR/TRY aber noch deutlich über dem Durchschnittsniveau der letzten Jahre. Der Hauptgrund dafür ist der negative Realzins, denn der Leitzins liegt mit 7,00 Prozent unterhalb der aktuellen Inflationsrate von etwa acht Prozent.

Fazit

Kurzfristig dürfte EUR/TRY aufgrund der erwähnten Sorgen der Investoren in Bezug auf die Wirtschaftspolitik weiter zulegen, zumal der Wechselkurs wie schon im Mai an der Unterstützung bei 1,90 TRY abgeprallt ist. Sollte der Widerstand bei 2,00 TRY überwunden werden, dann kann sich der Kursanstieg bis 2,10 TRY fortsetzen. Mittelfristig wird EUR/TRY aber fallen, vor allem wenn die Notenbank den Leitzins wieder anhebt, was bereits Ende 2010 der Fall sein dürfte.

Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH i.G. übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.