Devisen-Trader-Kolumne Detlef Rettinger

Devisenmarkt: Was bringt das Jahr 2015?

30.12.14 16:27 Uhr

Devisenmarkt: Was bringt das Jahr 2015? | finanzen.net

Der US-Dollar machte 2014 die Musik und wertete gegenüber so gut wie allen Währungen weltweit auf, und zwar teilweise sehr kräftig.

Diese Tendenz wird voraussichtlich auch 2015 anhalten, denn die US-Notenbank wird erstmals seit 2008 den Leitzins anheben. Das steigende Zinsniveau macht den Greenback attraktiver und sorgt gleichzeitig dafür, dass andernorts die Liquidität knapp werden könnte.

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Erste Zinserhöhung der US-Notenbank im März?

Offen ist aber, wann genau die US-Notenbank den Leitzins anhebt und wie schnell die Erhöhungsschritte aufeinanderfolgen. Diese Fragen werden nicht nur die Kursrichtung beim Greenback bestimmen, sondern 2015 auch für die Entwicklung am Devisenmarkt insgesamt maßgeblich sein. Die meisten Experten gehen derzeit davon aus, dass die erste Zinserhöhung durch die Fed im Juni erfolgt. Wir halten das auch für plausibel, gehen aber davon aus, dass die US-Notenbanker den Leitzins nur in kleinen Schritten anheben. Für den Devisenmarkt würde eine vorsichtige Geldpolitik der Fed folgendes bedeuten: Der Aufwertungsdruck auf den US-Dollar wird nicht außer Kontrolle geraten. Der Wechselkurs des Euro zum Dollar steht zwar durch die unterschiedliche Geldpolitik in beiden Währungsräumen weiterhin unter Abwärtsdruck, einen Ausverkauf des Euro erwarten wir aber nicht - auch nicht, wenn die Europäische Zentralbank im Januar 2015 wie erwartet zum direkten Ankauf von Staatsanleihen greifen sollte. Denn: Die europäische Konjunktur hat sich nach dem Schock durch die Ukraine-Krise wieder stabilisiert und wird sich 2015 erholen. Das stützt den Euro. Außerdem zeigt die Erfahrung, dass bei einer Wende in der Geldpolitik die stärksten Kursbewegungen am Devisenmarkt VOR der ersten Zinserhöhung stattfinden. Die Dollarstärke wird daher 2015 ein Thema bleiben, aber der Aufwertungsdruck wird im Jahresverlauf voraussichtlich abnehmen.

Risiko einer Krise in den Schwellenländern

Große Sorgen muss man sich derzeit um die Schwellenländer machen. Der starke Rückgang des Ölpreises und anderer Rohstoffpreise setzt viele rohstoffexportierende Länder unter Druck. Der Rubel hat 2014 gegenüber dem US-Dollar um mehr als 40 Prozent abgewertet. Andere Währungen wie der Brasilianische Real und der Südafrikanische Rand gaben ebenfalls deutlich nach. Selbst die als solide Anlagewährung geltende Norwegische Krone geriet zeitweise ins Taumeln. Wir denken: Die Lage am Rohstoffmarkt wird sich wieder beruhigen und auch bei den "Rohstoffwährungen" für Entspannung sorgen. Größer schätzen wir das allgemeine Risiko einer Kapitalflucht aus einigen Schwellenländern ein. Das wird vor allem die Währungen von Ländern betreffen, die hohe Defizite in der Leistungsbilanz verzeichnen und deren Finanzsystem zu Instabilität neigt. Das gilt z.B. für Südafrika, Brasilien und die Türkei.

Fazit

Die Zinswende in den USA wird 2015 das bestimmende Thema sein. Daneben werden aber wieder Ereignisse das Geschehen an den Finanzmärkten beeinflussen, die heute keiner vorhersieht - das ist jedes Jahr so. Die Tendenz zur Aufwertung des US-Dollars wird über das gesamte Jahr gesehen anhalten, es wird aber stärkere und längere Gegenbewegungen geben. Im Jahresverlauf kann es die eine oder andere günstige Einstiegschance bei Schwellenländer-Währungen (z.B. Lira, Real, Peso) geben, wenn sich der Ende 2014 auch gegenüber dem Euro zu beobachtende Verkaufsdruck fortsetzen sollte. Hier sollten Sie aber geduldig bleiben. Solange die Unsicherheit an den Märkten regiert, sind die großen Währungen der sicherste Hafen, das gilt derzeit vor allem für den US-Dollar.

Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.