Devisen-Trader-Kolumne Detlef Rettinger

Der US-Dollar wird überschätzt!

21.06.10 08:34 Uhr

Der US-Dollar wird überschätzt! | finanzen.net

Erstaunlich, wie an der Börse derzeit die teilweise enttäuschenden Konjunkturdaten aus den USA beiseitegeschoben werden.

Bereits die Zahlen zur Entwicklung der Beschäftigung im Mai waren wenig ermutigend: In der Privatwirtschaft wurden nur gut 40.000 neue Jobs geschaffen. Eine Zunahme von mehr als 200.000 pro Monat wäre nötig, um die Arbeitslosenquote von knapp zehn Prozent dauerhaft zu senken. Doch viele hoffen darauf, dass dies ein einmaliger Ausrutscher nach unten war, ebenso wie der unerwartet kräftige Rückgang der Einzelhandelsumsätze um 1,1 Prozent im Mai.

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US-Immobilienmarkt bleibt schwach

Doch am bedenklichsten ist aus meiner Sicht die anhaltende Schwäche am Immobilienmarkt. Zwar haben sich die Immobilienpreise in den letzten Monaten stabilisiert, aber der Häusermarkt ist weiterhin gelähmt. Das zeigten auch die jüngsten Zahlen zur Entwicklung der Baubeginne und der Baugenehmigungen, die im Mai erneut kräftig einbrachen. Die Baubeginne sackten um zehn Prozent gegenüber dem Vormonat ab und die Zahl der Baugenehmigungen, ein vorauslaufender Indikator für den Häusermarkt, fiel sogar auf den niedrigsten Stand seit einem Jahr. Vermutlich war dafür auch das Auslaufen der staatlichen Steueranreize für Hauskäufer per Ende April verantwortlich. Doch das unterstreicht nur, wie stark der Immobilienmarkt weiterhin am Tropf des Staates hängt. Auch der Rückzug der US-Notenbank aus dem direkten Ankauf von Hypotheken hat negative Folgen, denn bei jedem vierten Hausbesitzer ist die Hypothek höher als der Wert der Immobilie. Viele Amerikaner werden daher ihre Häuser nicht halten können, zumal wenn die Hypothekenzinsen, wie von Experten prognostiziert, in den nächsten Monaten kräftig steigen. Es drohen bis zu drei Millionen Zwangsversteigerungen in diesem Jahr. Das wäre ein neuer Rekord.

Warten auf den G20-Gipfel

In nicht allzu ferner Zukunft könnten am Devisenmarkt daher wieder die Probleme des US-Dollars in den Blickpunkt rücken. Im Moment ist es dafür aber noch zu früh. Die Kurserholung von EUR/USD in den letzten Tagen bis auf 1,24 USD ist nicht auf Zweifel am US-Dollar zurückzuführen, sondern hat eher „technische Gründe“. Viele Marktteilnehmer fahren ihre Short-Positionen auf den Euro zurück und nehmen Gewinne mit, denn im Vorfeld des G20-Gipfels Ende Juni, dessen Ergebnisse unvorhersehbar sind, will niemand auf dem falschen Fuß erwischt werden. Der Verkaufsdruck auf den Euro ist damit noch nicht beendet.

Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.