Der Absturz des Dollars geht weiter
In der ersten Oktoberwoche kamen noch Zweifel an der Fortsetzung der Niedrigzinspolitik in den USA auf:
Fed-Chef Ben Bernanke sagte, dass es zu einer Wende in der Geldpolitik käme, wenn sich die Konjunkturerholung bestätige. Doch das gab dem Dollar nur kurzfristig Auftrieb, denn die Märkte haben rasch erkannt, dass diese Äußerung nur dazu gedacht ist, die Handelspartner zu beruhigen. Tatsächlich werden die USA munter damit fortfahren, ihre Probleme über eine massive Dollarabwertung und damit auf Kosten der anderen Länder zu lösen. EZB-Chef Trichet ermahnte die USA bereits, den Dollarabsturz zu verhindern. Tokio scheint sich dagegen damit abgefunden zu haben. Offenbar hat man in Japan die USA als Absatzmarkt für die nächsten Jahre abgeschrieben und setzt verstärkt auf die asiatischen Nachbarländer.
US-Notenbankern fehlt der Mut
Der Mut, die Zinsschraube anzuziehen und den wieder beginnenden Exzessen an den Finanzmärkten Einhalt zu gebieten, ist den US-Notenbankern nicht zuzutrauen. Sie werden wahrscheinlich den Fehler des vorherigen Notenbankchefs Greenspan aus den Jahren 2004 und 2005 wiederholen und zu lange an der Niedrigzinspolitik festhalten. Tatsächlich würde eine Anhebung des Leitzinses zum jetzigen Zeitpunkt das Umfeld für Unternehmenskredite – und das ist für die Konjunktur entscheidend – nicht wesentlich verschlechtern. Ob ein Unternehmen investiert und einen Kredit aufnimmt, hängt in erster Linie von der Nachfrage ab und nicht davon, ob der Zins einen halben Prozentpunkt höher oder tiefer liegt. Die Folgen der durch die Niedrigzinspolitik ausgelösten Verwerfungen an den Märkten sind schlimmer. So dürfte sich die Abwertung des Dollars noch beschleunigen und zu erheblichen Turbulenzen am Devisenmarkt führen. Damit einhergehend kann es zu einer Explosion der Rohstoffpreise kommen und das würde der Konjunktur weit größeren Schaden zufügen als eine Zinsanhebung.
Dr. Detlef Rettinger ist Chef-Redakteur von Deutschlands einzigem reinen Devisen-Börsenbrief mit Musterdepot, dem Devisen-Trader. Der promovierte Volkswirt besitzt langjährige Erfahrung in der Analyse des Devisenmarktes und im Handel mit Derivaten. Weitere Infos: www.devisen-trader.de. Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.