Starinvestor Chamath Palihapitiya revidiert Bitcoin-Kursziel - und kritisiert SEC für Umgang mit Coinbase, Ripple & Co.
Unternehmer Chamath Palihapitiya äußerte sich in der Vergangenheit zuversichtlich über den Bitcoin. Der jüngste Trubel um die SEC und Coinbase dürfte dem Markt für Kryptowährungen jedoch deutlichen Schaden zufügen, so der Experte.
Werte in diesem Artikel
• Optimistisches Kursziel für den Bitcoin
• Streit zwischen SEC und Coinbase besiegelt Schicksal der Branche
• Abwanderung möglich
Chamath Palihapitiya - der nächste Buffett?
Chamath Palihapitiya, Gründer der auf Technologie-Startups spezialisierten Risikokapitalgesellschaft Social Capital, machte sich vor allem aufgrund seiner Investitionen in SPACs (Special Purpose Acquisition Companies) einen Namen. Seine Erfolgsserie am Markt, zu der auch der SPAC-Börsengang von Virgin Galactic 2019 gehörte, brachte ihm sogar den Vergleich mit Investorenlegende Warren Buffett ein. Palihapitiya selbst sieht das "Orakel vom Omaha" zwar als Inspiration, verglich das Ergebnis seiner Kapitalgesellschaft zwischen 2018 und 2020 aber auch mit dem von Berkshire Hathaway - und sah sich dabei deutlich besser abschneiden.
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Bitcoin-Kurs von bis zu 200.000 US-Dollar möglich
Im Gegensatz zum Berkshire-Chef sprach sich Palihapitiya in der Vergangenheit auch immer wieder für die Cyberdevise Bitcoin aus. Im Januar 2021 erklärte der Unternehmer im Interview mit "CNBC", dass der Preis für die älteste Kryptowährung zunächst auf 100.000 US-Dollar ansteigen werde, dann auf 150.000 US-Dollar und schließlich die Marke von 200.000 US-Dollar knacken werde. Darauf, wann die Prognose zur Realität werde, wollte er sich damals aber nicht festlegen. "In welchem Zeitraum, weiß ich nicht. Fünf Jahre, zehn Jahre. Aber es geht dorthin", zeigte sich Palihapitiya sicher. So gebe es immer wieder Anzeichen dafür, dass "unsere Führer nicht so vertrauenswürdig und zuverlässig sind, wie sie es früher waren. Und nur für den Fall benötigen wir wirklich eine Art von Versicherung, die wir unter unserem Kopfkissen aufbewahren können, die uns Zugang zu einer unkorrelierten Absicherung gibt."
Bitcoin hat Gold ersetzt
Im September desselben Jahres wollte sich Palihapitiya auf der "CNBC Delivering Alpha Conference" jedoch nicht mehr auf ein Kursziel festlegen. Stattdessen erklärte der Social Capital-Gründer, welchen Stellenwert die Internetmünze mittlerweile für den Markt habe. "Es fällt mir sehr schwer, hier eine Preisprognose abzugeben, aber ich kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass Bitcoin meiner Meinung nach Gold effektiv ersetzt hat", ließ sich der Marktkenner entlocken. "Und das wird er auch weiterhin tun. Und so wird die Marktkapitalisierung einfach wachsen."
Hartes Urteil für US-Kryptobranche
Mittlerweile äußert sich Palihapitiya jedoch deutlich weniger zuversichtlich, was den Markt für Kryptowährungen angeht. In einer Folge des "All-In Podcast", in dem der Krypto-Verfechter im April zu Gast war, wurde der Stand der digitalen Assets in den USA diskutiert. "Krypto ist in Amerika tot", lautete das harte Urteil Palihapitiyas. Den Schuldigen für dieses Resümee machte er ebenfalls schnell aus: die US-Börsenaufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC). So kritisierte der Unternehmer die Behörde für ihr aggressives Vorgehen gegenüber Branchenakteuren wie Coinbase und Ripple. "Die US-Behörden haben ihre Waffen fest auf Krypto gerichtet", hielt Palihapitiya fest.
Coinbase reicht Klage gegen SEC ein
Im März erhielt die US-Kryptobörse Coinbase eine "Wells Notice" der Börsenaufsicht, in der es vor allem um deren Staking-Aktivitäten ging. Kurz darauf meldete sich CEO Brian Armstrong zu Wort und bemängelte das unklare Regulieren der Einrichtung. Demnach bereite man sich auf ein Gerichtsverfahren mit der SEC vor. "Ich denke, wir werden am Ende vor Gericht gehen müssen, um die nötige Klarheit zu bekommen und eine Rechtsprechung zu schaffen", so Armstrong gegenüber CNBC. Kurz darauf teilte das Unternehmen mit, dass man den Spieß nun umdrehe - und verklagte die Börsenaufsicht kurzerhand selbst. So habe Coinbase bei der SEC bereits im Juli 2022 eine Petition eingereicht, in der eine klare Strategie im Umgang mit Kryptounternehmen gefordert wurde. Wie das Unternehmen in einem Blogeintrag festhielt, sei die Behörde laut dem Administrative Procedure Act verpflichtet, "innerhalb einer angemessenen Frist" auf die Petition zu reagieren. Dies habe die SEC jedoch versäumt.
Rechtsstreit mit Ripple läuft seit 2020
Und auch der Rechtsstreit der SEC mit Ripple Labs, dem Entwickler der Kryptowährung Ripple, zieht sich seit 2020 hin. Laut der Behörde werde Ripple wie ein Wertpapier gehandelt, weswegen das Unternehmen den Coin in der SEC-Datenbank hätte registrieren müssen. Die Kryptowährung sei zentralisiert generiert worden und finde auch keine Anwendung in den von Ripple Labs beworbenen Szenarien. Darüber hinaus sollen Führungskräfte von Ripple Labs Einheiten des Coins in Milliardenhöhe verkauft haben, um das Unternehmen zu finanzieren und sich selbst zu bereichern.
SEC-Chef Gensler schiebt Bankenbeben auf Kryptobranche
Wie Palihapitiya in der Podcast-Folge ausführte, gehört Coinbase zu denjenigen Kryptounternehmen, "die das System [der SEC, Anm. d. Red.] am meisten bedroht haben". Und weiter: "Sie waren diejenigen, die, um fair gegenüber den Regulierungsbehörden zu sein, die Grenzen mehr als jeder andere Sektor der Startup-Wirtschaft verschoben haben. […] "Jetzt zahlen sie den Preis dafür."
Bereits zuvor zeigte sich SEC-Leiter Gary Gensler Kryptowährungen gegenüber kritisch. Zwar sei der Bitcoin als Rohstoff einzuordnen, alle anderen Kryptowährungen hätten jedoch den Status von Wertpapieren inne, so der Chef der Behörde. Und auch das jüngste Bankenbeben um die Silicon Valley Bank, die Signature Bank und die First Republic ging Gensler zufolge auf das Konto der Kryptoszene, wie CNBC berichtete. "Gensler hat sogar die Bankenkrise auf Kryptowährungen geschoben", kommentierte Palihapitiya den kürzlichen Auftritt der Behördenleiters vor US- Gesetzgebern.
Abwanderung von Coinbase & Co. als mögliche Konsequenz
Bereits vor der Klage gegen die SEC machte Coinbase-CEO Armstrong klar: Wenn man in den USA nicht willkommen ist, müsse man sich eben nach anderen Märkten umschauen. So sei man vor allem an Großbritannien als "Krypto-Hub" interessiert, aber auch Bermuda soll zum Ziel der Expansionspläne von Coinbase werden, wie aus einem Blogeintrag des Unternehmens hervorgeht. Erst kürzlich erhielt die Kryptobörse von der Bermuda Monetary Authority (BMA) eine Klasse-F-Lizenz gemäß dem Digital Asset Business Act.
"Fortune" zufolge biete sich aber auch Hongkong als Zufluchtsort für US-amerikanische Kryptounternehmen an. Während Cyberdevisen in Festlandchina nach wie vor verboten sind, will sich die Sonderverwaltungszone mithilfe des aufstrebenden Markts als internationales Finanzzentrum neu erfinden, so das Magazin. So sei der Handel mit digitalen Vermögenswerten für Privatkunden geplant, außerdem soll der Kontakt zwischen Kryptounternehmen und Banken erleichtert werden.
Die Fronten zwischen der Kryptobranche und der SEC scheinen jedenfalls verhärtet zu sein. Es bleibt abzuwarten, wie die beiden laufenden Gerichtsprozesse ausgehen und ob der Sektor in den USA eine Zukunft hat. Palihapitiya scheint hingegen die Hoffnung verloren zu haben.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Primakov / Shutterstock.com, Social Capital
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