CFDs: Die Profiteure des Kryptogeld-Hypes
Eine Umfrage zeigt, dass das Verbot einer Nachschusspflicht den Brokern offenbar neue Kunden erschließt. Frauen und Senioren entdecken zunehmend CFDs.
von Emmeran Eder, Euro am Sonntag
Dem Bitcoin sei Dank. Vor allem wegen dieser und anderer Kryptowährungen können sich die CFD-Broker freuen. Erstmals seit sieben Jahren hat die Zahl ihrer Kunden von März 2017 bis März 2018 wieder zweistellig zugelegt.
Um 23 Prozent ist die Zahl nach oben geschossen - von 62.000 auf 76.000 Trader. Im internationalen Vergleich hat Deutschland nach Spanien (39 Prozent) die zweithöchste prozentuale Zuwachsrate. Großbritannien liegt mit 21 Prozent Steigerung dahinter. In Singapur, Hongkong, Australien, Frankreich und den USA erhöhten sich die Kundenzahlen nur im einstelligen Bereich oder sinken sogar.
Das ergab die aktuelle und umfassende CFD-Studie des unabhängigen Research-Instituts Investment Trends für Deutschland. Dafür wurden 9328 deutsche Anleger befragt, von denen 1.959 Personen in den vergangenen zwölf Monaten CFDs gehandelt haben.
31 Prozent davon kommen aus Bayern oder Baden-Württemberg, aber nur zwölf Prozent aus den neuen Bundesländern. Einen erstaunlich hohen Anteil weist dagegen Nordrhein-Westfalen mit 14 Prozent auf.
Technische Berufe stark vertreten
Denn dort sitzen eher nicht so viele Selbstständige, die mit 17 Prozent die stärkste Berufsgruppe unter den Tradern stellen. Dahinter folgen mit 15 Prozent technikaffine IT-Experten und Ingenieure. Mit zwölf Prozent Gewicht zocken auch Senioren kräftig mit.
Die CFD-Anbieter profitierten davon, dass es außer mit Direktinvestments fast nur mit CFDs möglich ist, auf Bitcoin und Co zu setzen. Da der Direkterwerb über Kryptobörsen recht kompliziert ist, bevorzugten viele Anleger den einfacheren Weg über Contracts for Difference (CFD), auch Differenzgeschäfte genannt. Mit ihnen setzen Spekulanten mit geringen Einsätzen und hohen Hebeln auf steigende oder fallende Kurse von Basiswerten wie Aktien, Indizes, Rohstoffe, Devisen oder eben auch Kryptowährungen.
Zwei Anbieter punkten besonders
Der Hype um das "neue Gold" wirkte quasi wie ein Förderprogramm für den CFD-Sektor. Immerhin ein Fünftel der Anleger, die ein Konto eröffneten, nannte den Zugang zu Kryptodevisen als Motiv dafür. Nur bessere Risikobegrenzungsinstrumente und eine üppigere persönliche Finanzsituation waren noch etwas wichtiger. Von allen CFD-Anlegern kaufte immerhin ein Drittel Kryptowährungen. Tendenziell waren es die, welche vorher schon mit konventionellen Devisen wie US-Dollar oder Yen spekulierten. Von den Anbietern profitierten besonders Plus500 und eToro vom Bitcoin-Boom. Durch erhöhte Aktivität in Social-Media-Kanälen und Sportmarketing konnten diese punkten und wuchsen in der Untersuchungsperiode am stärksten.
Mit den vielen Neuzugängen sank jedoch die durchschnittliche Erfahrung der CFD-Investoren deutlich - von 3,3 Jahren auf 2,8 Jahre. Mindestens drei Jahre im Geschäft sind dagegen fast 70 Prozent der "Premium-Anleger", die oft und mit hohen Ordersummen traden. 36 Prozent von ihnen sind sogar fünf Jahre oder länger dabei. Sie stellen nur zwölf Prozent der Kunden, sind aber für die Broker enorm wichtig, da sie 71 Prozent des Handelsvolumens ausmachen.
Als Kunden immer wichtiger werden Frauen. Bisher sind nur sieben Prozent weiblich. Bei den potenziellen Kunden, die überlegen, ein CFD-Konto zu eröffnen, sind es aber 15 Prozent. "Es gibt einige Studien, wonach Frauen in der Geldanlage vorsichtiger agieren als Männer. CFD-Trading dürfte mit dem dank regulatorischer Änderungen gesunkenen Risiko für Frauen attraktiver geworden sein. Zu den Änderungen zählt vor allem die Abschaffung der Nachschusspflicht", sagt Craig Inglis, Deutschland-Chef von CMC Markets.
Aber auch bei Männern ist die Risikobegrenzung offenbar von großer Bedeutung. 26 Prozent aller Kunden, die mit einer Kontoeröffnung liebäugeln, geben als Grund dafür an, dass die Nachschusspflicht verboten wurde. Für 24 Prozent ist die Verfügbarkeit garantierter Stop Loss die Ursache, und bei einem Fünftel haben sich die finanziellen Lebensumstände geändert. Stopps sind auch die wichtigsten Instrumente von Bestandskunden der CFD-Broker, um das Risiko zu limitieren. 38 Prozent der CFD-Anleger präferieren dabei garantierte Stopps, 37 Prozent Trailing-Stopps und 36 Prozent einen nicht garantierten Stop Loss. 24 Prozent verlassen sich auf ein Konto ohne Nachschusspflicht.
Finanzzeitungen wieder gefragter
Bei der Suche nach Infos vertrauen Anleger vor allem auf Websites von Finanzdiensten oder Newsletter. 45 Prozent lesen keine wöchentliche Finanzpublikation in Print- oder Onlineform. Doch scheint sich das Verhalten zu verändern. Von den Personen, die ein CFD-Konto eröffnen wollen, lesen nur 23 Prozent keine Wochenzeitung. Der Rest präferiert Anlegermagazine wie €uro am Sonntag und Börse Online.
Anders als bei den Informationsmedien tauschen CFD-Anleger ihren Broker nur selten aus. Verglichen mit anderen Ländern hat Deutschland eine niedrige Umsteigerrate. Die ist zwar im Studienzeitraum leicht von 13 auf 15 Prozent geklettert, liegt aber weit hinter der in den USA, Frankreich oder Großbritannien. Die häufigsten Gründe für einen Wechsel des Brokers sind für deutsche Investoren schlechter Service und Mangel an Vertrauen. "In Zeiten, in denen sich Technologien und Kosten unter den Anbietern immer weiter angleichen, werden Faktoren wie Fairness, Transparenz, Kapitalstärke und Image bei der Brokerwahl immer wichtiger. All das schafft Vertrauen", meint Inglis.
Auch von den Innovationen der Anbieter sind die Kunden enttäuscht. Im Durchschnitt fanden nur 18 Prozent, dass ihr Broker im Studienzeitraum eine sinnvolle Neuerung entwickelt hat, die ihnen nützt. Bei einigen Brokern war diese Rate sogar deutlich niedriger.
Lediglich WH Selfinvest und X-Trade Brokers überzeugten in diesem Punkt ihre Kunden. Hier ist also für die meisten Anbieter noch viel zu tun.
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