US-Notenbank setzt Anleihekäufe unvermindert fort
Die US-Notenbank Fed setzt ihre milliardenschweren Anleihekäufe zunächst unvermindert fort.
Wie bisher werde sie langfristige Staatsanleihen und mit Hypotheken besicherte Wertpapiere im Wert von monatlich 85 Milliarden US-Dollar kaufen, teilte der Offenmarktausschuss FOMC am Mittwoch in Washington mit. Die Entscheidung kommt für die Finanzmärkte überraschend: Analysten hatten mit einer Drosselung der Geldschwemme gerechnet. Auch an dem Versprechen die Leitzinsen niedrig zu halten veränderte die Fed nichts.
Für eine Verminderung der Anleihekäufe ist die Zeit nach Einschätzung der Währungshüter aber noch nicht reif: Vor einer Entscheidung für einen Kurswechsel der ultralockeren Geldpolitik müsse es mehr Beweise geben, dass die Erholung der Konjunktur und des Arbeitsmarktes tatsächlich stabil sei, schreibt die Fed. Als einen Grund für die Ungewissheit nennt sie die Ausgabenkürzungen im Staatshaushalt. Der scheidende Fed-Vorsitzende Ben Bernanke verwies auf der Pressekonferenz zudem auch die zuletzt gestiegenen Hypothekenzinsen. Man wolle hier abwarten wie sich diese auf die Konjunktur auswirken würden.
BERNANKE HÄLT ES SPANNEND: 'KEINE MAGISCHE ZAHL'
Seit Monaten schon hält die Frage, wann die Fed auf eine weniger expansive geldpolitische Linie umschwenkt, die vom Billiggeld abhängigen Finanzmärkte in Atem. "Wir werden den ersten Schritt an einem gewissen Punkt unternehmen, möglicherweise später in diesem Jahr", sagte Bernanke. "Es gibt aber keinen festen Kalender für das Programm."
Er hatte im Frühjahr angekündigt, dass die Anleihekäufe bis Mitte 2014 komplett eingestellt werden könnten, wenn die bisherigen Konjunkturprognosen Bestand haben. Es gebe aber keine "magische Zahl", an der die Entscheidung dafür festgemacht werde. Es seien vor allen die Konjunkturdaten und insbesondere die Arbeitsmarktzahlen entscheidend. Auf die Finanzmärkte will Bernanke, der die Märkte überrascht hat, auch künftig keine große Rücksicht nehmen: "Wir können unsere Maßnahmen nicht von den Markterwartungen diktieren lassen".
GEGENWIND DURCH DIE FINANZPOLITIK
Bernanke kritisierte mit Blick auf den Arbeitsmarkt den "Gegenwind", der durch die Finanzpolitik der US-Regierung für die Konjunktur und den Arbeitsmarkt entstanden sei. Er forderte zudem den US-Kongress auf, die Schuldenobergrenze anzuheben. Zahlungsunfähigkeit der Regierung sei "eines der Risiken, über die wir nachdenken", sagte Bernanke. Die Bank habe nur wenige Möglichkeiten, einen solchen Schock aufzufangen.
Ihren Leitzins beließ die Notenbank wie erwartet in einer Spanne zwischen null und 0,25 Prozent. Auf diesem Rekordtief liegt der Zins seit Ende 2008. Bis die Arbeitslosenquote unter die Marke von 6,5 Prozent gefallen ist, will die Fed ihre sehr lockere Geldpolitik fortsetzen. Derzeit liegt die Rate bei 7,3 Prozent. Die Zinspolitik wurde Ende 2012 an die Arbeitslosenquote gekoppelt. Der Schwellenwert für Geldpolitik wurde von Bernanke ausdrücklich bestätigt. Die Mitglieder im FOMC erwarten, dass die Arbeitslosenquote Ende 2014 diesen Wert erreichen wird. Die Mehrheit der Mitglieder erwartet eine erste Leitzinsanhebung erst im Jahr 2015. Bernanke bezeichnete die Zinspolitik als ein "wirksameres und zuverlässigeres" Instrument als die Anleihekäufe. Die sogenannte " Forward Guidance" für die Zinsen könne künftig durchaus nochmals verändert werden. Man habe hier mehrere Optionen.
FINANZMÄRKTE REAGIEREN HEFTIG
Zugleich senkte die Fed ihren Wirtschaftsausblick: Für dieses Jahr rechnet die Zentralbank nur noch mit einem Wachstum zwischen 2,0 und 2,3 Prozent. Vor drei Monaten war sie noch von 2,3 bis 2,6 Prozent ausgegangen. Auch für 2014 und 2015 korrigierte sie ihre Aussichten ein wenig nach unten. Erstmals legte die Fed eine Wachstumsschätzung für 2016 vor. Diese liegt bei 2,5 bis 3,3 Prozent.
Nachdem die Notenbank das Abebben der Geldflut vorerst verschoben hat, reagierten die Kurse heftig. Der US-Dollar geriet massiv unter Druck. Im Gegenzug stieg der Kurs des Euro am Abend über die Marke von 1,35 Dollar. Ihr Tageshoch erreichte die Gemeinschaftswährung bei 1,3519 Dollar.
REKORDHOCHS AN DER WALL STREET
Euphorisch wurde die Ankündigung einer zunächst ungebremsten Liquiditätsschwemme an den Aktienmärkten aufgenommen. Der US-Leitindex Dow Jones Industrials markierte bei 15.709 Punkten ein Allzeithoch. Auch der marktbreite S&P 500-Index erreichte bei 1.729 Punkten einen Rekord, der technologielastige Auswahlindex NASDAQ 100 kletterte auf den höchsten Stand seit fast 13 Jahren. Der Goldpreis stieg nach der Entscheidung an und kletterte bis auf 1.341,03 Dollar, nachdem er zuvor noch unter der Marke von 1.300 Dollar notiert hatte./jsl/hbr/fat/mcm/he
WASHINGTON (dpa-AFX)