US-High-Yield-Bonds

Hochzinsanleihen: Lodernde Gefahren

22.08.15 12:00 Uhr

Hochzinsanleihen: Lodernde Gefahren | finanzen.net

Vor der Zinswende in den USA achten Investoren wieder stärker auf die Risiken. Pleiten im Energiesektor drohen die Kurse sogenannter Junk Bonds zusätzlich zu belasten.

Werte in diesem Artikel
Fonds

1.367,51 EUR 0,53 EUR 0,00%

8,98 EUR 0,05 EUR 0,01%

Rohstoffe

75,28 USD 0,91 USD 1,22%

71,18 USD 1,06 USD 1,51%

von Jörg Billina, Euro am Sonntag

Janet Yellen ist bereit: Im September, spätestens aber im Dezember wird die Chefin der US-Notenbank Fed den Leitzins zum ersten Mal seit dem Jahr 2006 anheben. Die näher rückende Straffung der Geldpolitik stellt Anleger, die in US-Hochzinspapieren engagiert sind, vor eine schwierige Entscheidung: Ist es Zeit, sich von den bonitätsschwachen, aber im Vergleich zu sicheren Staats- und Unternehmensanleihen deutlich höher rentierenden Papieren zu verabschieden? Oder ist die Konjunktur in den Vereinigten Staaten so stark, dass High-Yield-Unternehmen die Zinswende verkraften können und somit attraktiv bleiben?

Jüngste Erfahrungen mit der Fed, aber auch der Preiseinbruch beim Öl mahnen eher zur Vorsicht. Als im Mai 2013 der damalige Notenbank-Gouverneur Ben Bernanke ein Ende der Anleihekäufe ankündigte, brachen die Kurse von Bonds, deren Rating auf dem sogenannten Ramschniveau angesiedelt ist, massiv ein. Im Gegenzug stieg die durchschnittliche Rendite von fünf auf sieben Prozent. Im Fall einer Zinserhöhung dürften die Verluste - steigt die Rendite, gehen die Kurse nach unten - noch kräftiger ausfallen. Denn dann wird es für die Unternehmen teurer, sich am Kapitalmarkt zu refinanzieren.

Ob sie dann ihre Schuldenlast weiter stemmen können, ist fraglich. Die Rating­agentur Fitch schürt jedenfalls Zweifel. Sie erwartet, dass die durchschnittliche Ausfallrate von bislang 1,5 bis zwei Prozent auf 2,5 bis drei Prozent steigen wird. Für die hoch verschuldeten und unter dem niedrigen Ölpreis leidenden US-Unternehmen aus dem Energiesektor korrigierte Fitch die Prognose sogar von zwei auf sechs Prozent.

Die Neueinschätzung ist berechtigt. 57 Prozent der High-Yield-Emittenten, die im ersten Halbjahr bankrott gingen, sind laut einem Bericht von "Business Wire" in der Förderung von Schieferöl tätig. Weitere Zahlungsausfälle aber drohen sich negativ auf das gesamte Anlagesegment auszuwirken. Der Anteil von Energieunternehmen am gesamten High-Yield-Bond-Markt in den USA liegt immerhin bei rund 15 Prozent.

Käufer werden knapp

Noch ein weiterer Punkt macht Anleger nervös: Der Hochzinsmarkt ist aufgrund verschärfter Regularien längst nicht mehr so liquide, wie er einmal war. Wer in einem Abwärtstrend verkaufen will, läuft Gefahr, auf den Bonds sitzen zu bleiben. Von Panik ist der Markt zwar noch weit entfernt, die Risiken der Anlageklasse werden jedoch wieder stärker wahrgenommen. In den vergangenen vier Wochen rutschte der Bloomberg USD High Yield Corporate Bond Index um 2,6 Prozentpunkte nach unten. Die durchschnittliche Rendite der 2236 in dem Index enthaltenen Anleihen beträgt bei einer durchschnittlichen Laufzeit von rund fünf Jahren aktuell 7,8 Prozent. Auch in einer zunehmenden Rückgabe von Fondsanteilen zeigt sich die steigende Risiko-Aversion der Investoren. Allein in der letzten Juli-­Woche verbuchten in den USA aufgelegte High-Yield-Bond-Fonds laut dem Analysehaus Lipper Mittelabflüsse in Höhe von rund 1,7 Milliarden US-Dollar.

Dass sich das Marktumfeld eintrübt, lässt sich zudem an nachlassenden Emissionen erkennen. Im Juli wurden in den USA High-Yield-Bonds im Volumen von nur noch sieben Milliarden Dollar aufgelegt. Ähnlich niedrig war das Niveau zuletzt im Krisenjahr 2008.

Ob und wie stark sich der Kursabschwung bei High-Yield-Papieren fortsetzen wird, hängt jedoch von der Intensität der Zinswende ab. An einem zu starken Dollar ist Fed-Chefin Yellen nicht interessiert, das würde die Exportchancen der Unternehmen schmälern. Angesichts der Turbulenzen in China gibt es zudem bereits Spekulationen, dass die Zinswende aufgeschoben werden könnte. Das würde die Anlageklasse kurzfristig stabilisieren. Sicherer würde sie dadurch aber nicht.

Investor-Info

Fidelity US High Yield Fund
Auf "CC" gesetzt

Manager Harry Lank investiert in US-Unter­nehmen mit schwachem Rating. 15 Prozent der Mittel stecken in Anleihen, die mit "CC" eingestuft sind, der Energiesektor ist mit elf Prozent gewichtet. Wegen des starken Dollar erzielten Euro-Anleger mit dem Fonds 2015 zwar noch Gewinne, angesichts zunehmender Risiken sollten sie diese nun mitnehmen. CanDriam Bonds Euro HY

Europäische Alternative

Das Management investiert in Hochzinsanleihen europäischer Emittenten. Die Bonität der ausgewählten Titel liegt größtenteils über den Einstufungen "B-"/"B3". Der Fonds liegt seit Jahresanfang im Plus. lm Gegensatz zu den USA werden die Zinsen in der Eurozone ­längere Zeit tief bleiben, das Risiko von ­Zahlungsausfällen ist daher geringer.

Bildquellen: Tjostheim / Shutterstock.com