Griechenland: Fulminantes Comeback
Erstmals seit vier Jahren begibt Griechenland wieder eine lang laufende Anleihe. Die Nachfrage ist riesig, doch die Krise ist noch nicht vorbei.
von Astrid Zehbe, Euro am Sonntag
Dass sich Anleger einmal um griechische Staatsanleihen reißen würden, hätte vor zwei Jahren wohl kaum jemand gedacht. Auf dem Höhepunkt der Eurokrise kam es im März 2012 zum Schuldenschnitt für Besitzer griechischer Staatsanleihen. Sie mussten auf 53,5 Prozent ihrer Forderungen gegenüber Athen verzichten, damit die Schuldenlast für das vor dem Bankrott stehende Land um mehr als 100 Milliarden Euro gedrückt werden konnte.
Umso erstaunlicher ist das fulminante Comeback Griechenlands auf dem Kapitalmarkt. Am vergangenen Donnerstag gelang es dem Land, eine fünfjährige Staatsanleihe zu platzieren und so drei Milliarden Euro einzusammeln. Die Auktion, die von einem internationalen Bankenkonsortium organisiert wurde, war mehrfach überzeichnet: 500 meist ausländische Großanleger haben mitgeboten, Griechenland hätte insgesamt 20 Milliarden Euro einsammeln können. Der Zins lag mit 4,75 Prozent weit unter der anvisierten Marke von 5,3 Prozent. Hellas’ Rückkehr an den Kapitalmarkt war damit weitaus erfolgreicher, als viele Experten erwartet hatten.
Die erfolgreiche Emission zu diesen günstigen Bedingungen zeigt, dass Investoren dem Land dank des Rückhalts durch die Eurostaaten wieder vertrauen. Auch die Renditen bereits emittierter Papiere sind angesichts der Auktion vom Donnerstag gesunken. Für eine ebenfalls bis 2019 laufende griechische Anleihe beträgt die Rendite nur noch 4,2 Prozent. Vergangenes Jahr waren es noch über 20 Prozent. Dennoch übersteigen die Zinsen auf dem Kapitalmarkt deutlich die rund zwei Prozent, die das Land für die Hilfskredite zahlen muss.
International hat der Schritt Griechenlands dennoch für Lob gesorgt. "Die Auktion wird das Vertrauen in Europa stärken", sagt der EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia. Bundesbankpräsident Jens Weidmann warnt jedoch vor Euphorie: "Wir müssen sehen, wie weit dies die Finanzierungsbedingungen für Griechenland berührt und wie nachhaltig das ist."
Teure Rückkehr auf den Markt
Dass Griechenland seine Finanzierung auf Dauer auf ein Zinsniveau von fünf Prozent umstellt, ist vorerst aber unrealistisch. Zu groß wäre die finanzielle Belastung. Trotz vieler Fortschritte hat das Land die Krise noch lange nicht überstanden. Zwar soll sich das Haushaltsdefizit nach 13,1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Vorjahr 2014 auf nur noch 2,2 Prozent reduzieren, dennoch verharrt die Staatsverschuldung weiter bei fast 180 Prozent des BIP - die Schulden sind also wieder so hoch wie vor dem Schuldenschnitt. Auch die hohe Arbeitslosenrate von 27,5 Prozent und die anhaltenden wirtschaftlichen Probleme belasten nach wie vor den Staatshaushalt. Vor diesem Hintergrund ist die symbolische Wirkung des Anleihe-Coups größer als die wirtschaftliche.
Investoren können zwar darauf vertrauen, dass die EU versuchen wird, ein mögliches neues Aufflammen der Krise zu verhindern. Dass im Zweifel aber auch Anleger Opfer bringen müssen, hat der Schuldenschnitt vor zwei Jahren gezeigt. Für Investoren sind Staatsanleihen von Ländern mit besserer Bonität bei gleichzeitig attraktiverer Verzinsung deshalb womöglich lukrativer.
Anleihen aus Schwellenländern wie Brasilien oder der Türkei werfen bei meist besserem Rating ähnliche oder sogar höhere Renditen ab. Auch Bonds aus dem Euroraum sind gute Alternativen. So bringt etwa ein von den Ratingagenturen um sechs Stufen besser bewerteter portugiesischer Bond (ISIN: XS 059 524 437 6), der noch bis 2019 läuft, mit 3,9 Prozent nur unwesentlich weniger Rendite.