Anleihe auf Underberg: Einen Schnaps mehr
Hochprozentig: Die neue Anleihe der Spirituosenfirma bietet einen relativ hohen Zinssatz, ist aber nur für risikobereite Anleger geeignet
von Thomas Strohm, €uro am Sonntag
Der Spirituosenanbieter Semper Idem Underberg emittiert eine neue Anleihe mit einem Volumen von bis zu 60 Millionen Euro. Bei einer Laufzeit von sechs Jahren gibt es einen Kupon von vier bis 4,25 Prozent per annum. Die genaue Zinshöhe soll am Ende der Zeichnungsfrist festgelegt werden, die von 7. bis 12. November läuft. Zunächst können bis nächsten Mittwoch, 6. November, die Besitzer von alten Anleihen des Unternehmens ihre Papiere in neue Bonds tauschen.
Semper Idem Underberg darf beide Altanleihen seit einigen Monaten jederzeit mit einer Frist von 30 Tagen kündigen. Das 2014 begebene und 2021 fällige Papier über 30 Millionen Euro (ISIN: DE 000 A11 QR1 6) mit einem Kupon von 6,125 Prozent muss in diesem Fall zum Preis von 102 Prozent des Nennwerts getilgt werden. Die 2015 emittierte und 2020 fällige Anleihe (DE 000 A13 SHW 9) über 30 Millionen Euro mit einem Kupon von 5,375 Prozent müsste zum Preis von 101 Prozent zurückgezahlt werden.
Interessantes Angebot
Mit diesen Konditionen der alten Anleihen sind die unterschiedlichen Tauschangebote zu erklären. Je 1000-Euro-Altanleihe gibt es ein neues Papier über 1000 Euro. Zudem erhalten Anleger die aufgelaufenen anteiligen Zinsen. Beim eigentlich erst 2021 fälligen Bond ist jedoch der zusätzliche Barausgleich mit 27,50 Euro je 1000-Euro-Anleihe höher als bei der 2020 fälligen Anleihe, für die es beim Tausch 15 Euro in bar gibt. Dies entspricht Rückzahlungspreisen von 102,75 Prozent beziehungsweise 101,5 Prozent. Auf diesem Niveau wurden die Underberg-Bonds zuletzt an der Börse gehandelt.
Ein Tausch ist für Altanleger ebenso interessant wie eine Zeichnung für neue Anleger. Angesichts des Marktumfelds und des zuletzt großen Interesses bei der Emission sogenannter Mittelstandsanleihen ist ein vorzeitiges Ende der Zeichnungsfrist wahrscheinlich.
Hohe Verschuldung
Die Underberg-Bonds wurden in den vergangenen Monaten zeitweise zu Börsenkursen deutlich über 100 Prozent gehandelt. Neben den beiden genannten Bonds gibt es eine 2018 emittierte und 2024 fällige Anleihe (DE 000 A2L QQ4 3) über 25 Millionen Euro mit einem Kupon von vier Prozent. Sollte es beim neuen Bond zu Kursgewinnen kommen, ist zu überlegen, diese mitzunehmen und das Papier nicht bis Fälligkeit zu halten. Die Entwicklung des Emittenten sollte in jedem Fall beobachtet werden.
Die Verschuldung des Unternehmens, das Spirituosen wie Underberg und Asbach herstellt sowie weitere Marken wie Amarula und Southern Comfort vertreibt, ist trotz Fortschritten weiterhin relativ hoch. Der Umsatz im Geschäftsjahr 2018/19, das mit dem März endete, ist gegenüber der Vorperiode von 172 Millionen Euro auf 179 Millionen Euro gestiegen, der Gewinn nach Steuern hingegen von 6,4 Millionen Euro auf 5,7 Millionen Euro gesunken.
Fazit: Die beiden Altanleihen werden wohl gekündigt, Anleger sollten tauschen. Beim neuen Bond winken Kursgewinne.
ISIN: DE000A2YPAJ3
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Bildquellen: Underberg, 711rent