S&P Fokus Finanzmarkt

Deutsche Gebietskörperschaften leihen sich am meisten in Europa

14.04.15 14:27 Uhr

Deutsche Gebietskörperschaften leihen sich am meisten in Europa | finanzen.net

Die Brutto-Schuldenaufnahme von deutschen Bundesländern und Kommunen beläuft sich 2015 nach Schätzungen von Standard & Poor’s Ratings Services auf 121 Milliarden Euro gegenüber 130 Milliarden Euro im Vorjahr.

Damit bleiben die deutschen Gebietskörperschaften die größten Schuldner in Westeuropa, und deutsche Bundesländer sind die aktivsten Emittenten auf dem europäischen Kapitalmarkt. Wichtigster Grund für die Mittelaufnahme von Gebietskörperschaften in Deutschland, Österreich und der Schweiz ist nach wie vor die Refinanzierung bestehender Schulden. Zu diesem Ergebnis kommt Standard & Poor’s Ratings Services in ihrer kürzlich veröffentlichten Studie "German, Swiss And Austrian Subnational Borrowing In 2015: German States And Municipalities Lead The Pack In Europe".

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Das Bundesland Nordrhein-Westfalen ist mit geschätzten 20,6 Mrd. Euro der größte Einzelschuldner am Kapitalmarkt auf der Ebene der Gebietskörperschaften. Deutsche Gebietskörperschaften müssen weiterhin die Herausforderungen der verschiedensten Haushaltssituationen bewältigen. Nach Berechnungen von S&P wird für 2015 ein weiterer Anstieg bei den Kassenkrediten über das derzeit für 2014 prognostizierte Niveau von 50 Mrd. Euro erwartet.

Österreich kann Schuldenlast senken

Insgesamt schätzt S&P die Brutto-Schuldenaufnahme österreichischer Gebietskörperschaften für 2015 einschließlich für Refinanzierungen auf 3,5 Milliarden Euro. Gegenüber den 5,3 Milliarden Euro im Jahr 2014 wäre das aber ein Rückgang von 34 Prozent. Vor allem bei der Nettoneuverschuldung erwartet S&P in diesem Jahr einen Rückgang von 1,4 Milliarden Euro auf etwa eine Milliarde Euro. In der Studie von Standard & Poor’s Ratings Services wurde die Abwicklung der ehemaligen Hypo Alpe Adria Bank allerdings nicht berücksichtigt. Daher enthält die Schätzung keinen potenziellen zusätzlichen Finanzierungsbedarf von seiten Kärntens für den Fall, dass Landesgarantien schlagend würden nach einer Schuldnerbeteiligung an Anleihen der HETA, vormals Hypo Alpe-Adria.

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Schweizer Schulden steigen leicht an

Demgegenüber könnten laut Studie von S&P die Gebietskörperschaften in der Schweiz Brutto-Schulden im Volumen von 22,5 Milliarden Schweizer Franken (etwa 21 Milliarden Euro) für 2015 aufnehmen, was im Vergleich zum Vorjahr einen leichten Anstieg darstellt. Ferner geht S&P davon aus, dass die Mittelaufnahme durch Refinanzierungen und eine deutliche Neuverschuldung in einigen Kantonen in die Höhe gehen wird.

Von Ludwig Heinz, Rating Analyst bei Standard & Poor’s Rating Services Frankfurt

Hier kommentieren jede Woche Analysten von Standard & Poor’s Credit Ratings Services (S&P) die Entwicklungen in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten - und welche Herausforderungen sich daraus für Wachstum und Stabilität ergeben. S&P ist seit 30 Jahren mit inzwischen neun Standorten in Europa vertreten, im Frankfurter Büro arbeiten 120 Mitarbeiter aus 19 Ländern. Mehr Infos unter www.spratings.de

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