Rendite von Rang

Nachranganleihen: Fette Renditen für Anleger

11.02.15 16:00 Uhr

Nachranganleihen: Fette Renditen für Anleger | finanzen.net

Die risikoreichen Bonds werden von der Liquiditätsflut der EZB profitieren. Kleinanleger können darauf mithilfe von Fonds setzen. Welche sich anbieten.

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von Thomas Strohm, Euro am Sonntag

Richtig Rendite gibt es nur für mehr Risiko - daran haben sich auch Anleihe­investoren inzwischen gewöhnt. Die Nachrangpapiere von Banken oder Industrieunternehmen sind in den vergangenen Monaten deshalb bei vielen Anlegern schon äußerst beliebt gewesen. Nun kommt ein weiterer Grund hinzu: Die Europäische Zentralbank (EZB) pumpt mit dem Ankauf von Staatsanleihen massiv Geld in den Kapitalmarkt - was besonders die Preise von risikoreicheren Investments antreiben sollte, etwa die Kurse von Aktien oder Nachranganleihen.

Diese Art der Schuldtitel ist sehr komplex (siehe Glossar). Sie laufen oft unendlich, können aber nach einigen Jahren vom Emittenten gekündigt werden. Der hohe Kupon kann gestrichen werden. Bei einer Insolvenz kommen Nachranggläubiger vor den Aktionären an die Reihe, andere Gläubiger werden aber vorher bedient - meist bedeutet eine Pleite für die Inhaber von Nachrangpapieren darum schlicht den Totalverlust.

Bei Banken sollen die Besitzer nachrangiger Papiere künftig sogar schon vor der Pleite bluten, wenn es gilt, ein in Schieflage geratenes Haus zu retten. Darauf, dass schon der Steuerzahler einspringen wird, können sie nicht mehr hoffen. Dessen ungeachtet sind viele Kurse in den vergangenen Monaten stark gestiegen. Die Investoren vertrauen offensichtlich darauf, dass die Banken so stabil sind, wie es die Stresstests der EZB ergeben haben, und das Risiko, dass sie ihr Geld verlieren, gering ist.

"Für Privatanleger ist es beinahe unmöglich zu sehen, wie risikoreich ein nachrangiges Papier tatsächlich ist", warnt jedoch Michael Hünseler, Geschäftsführer des Anleihespezialisten Assenagon, der dort einen Fonds für Nachranganleihen von ­Finanzunternehmen verwaltet. "Eine Bank ist nicht so transparent wie ein Industriekonzern", sagt der Bondprofi. Auch der Blick auf die Kapitalisierung allein reiche nicht: "Selbst wenn die Eigenkapitalausstattung gut scheint, kann es schnell abwärts gehen. Lehman etwa soll noch bis kurz vor der Pleite die aufsichtsrechtlichen Eigenkapitalanforderungen komfortabel erfüllt haben."

CoCos mit Kurspotenzial

Die neuen Contingent Conver­tibles (CoCo) von Banken sollen deshalb nach dem Willen der Finanzaufsicht nicht direkt an Privatanleger verkauft werden, sie haben eine Stückelung von 100.000 Euro. Die Pflichtwandelanleihen werden automatisch zu Aktien oder ihr Nennwert sinkt, wenn die Bank eine vorher festgelegte Eigenkapitalquote unterschreitet. Eine einheitliche ­Gestaltung der Anleihebedingungen gibt es nicht. Grundsätzlich sind die CoCos riskanter als alte nachrangige Bankanleihen, sie bieten dafür aber auch einen höheren Kupon.

Profis wie Hünseler sehen gerade bei den CoCos für 2015 großes Kurs­potenzial. Das liegt daran, dass ihre Preise noch nicht so stark gestiegen sind wie die Kurse nachrangiger Bankanleihen nach altem Muster.

Letztere laufen in den nächsten Jahren nach und nach aus, weil sie nach den neuen Eigenkapitalregeln für Banken nicht mehr wie bisher ­gewohnt zum Eigenkapital zählen. Dabei hängt es von der jeweiligen Ausgestaltung der Papiere ab, wie schnell sie nicht mehr auf die Eigenkapitalausstattung der Geldhäuser angerechnet werden können.

Je nach Emittent werden die Anleihen zum nächstmöglichen Zeitpunkt gekündigt - oder erst, wenn sie sich wegen der schwindenden Anrechnung aufs Eigenkapital angesichts des hohen Zinses aus Kostengründen für die Bank nicht mehr rechnen. Während früher Investoren auf den ersten Kündigungstermin gehofft und mit ihm auch kal­kuliert haben, hoffen jetzt viele Anleger, dass die Anleihe noch nicht gekündigt wird und sie den hohen Kupon noch länger kassieren können.

Nach Einschätzung von Hünseler entspricht die mit den alten Nachrangbonds nun noch mögliche Rendite allerdings oft nicht mehr dem mit diesen Papieren verbundenen Risiko, das von vielen unterschätzt werde. Dagegen seien die Kurse der CoCos noch vergleichsweise niedrig. "Das liegt auch daran, dass die Ins­trumente neu und die Investoren eher vorsichtig sind", erläutert Hünseler. Weil das Segment vom Markt mehr und mehr akzeptiert werden wird, erkennt er hier fürs laufende Jahr viel Luft für steigende Kurse.

Kleinanleger können davon mithilfe von Fonds profitieren, die auf die Nachrangbonds spezialisiert sind. Einige Produkte setzen dabei voll auf die Papiere aus der Finanzbranche, andere auf einen Mix aus Hybridanleihen von Industrieunternehmen, Banken und Versicherern (siehe unten).

Investor-Info

Aramea Rendite Plus
Mit breiter Basis

Der Ansatz der beiden Fondsmanager Sven Pfeil und Daniel Zimmer hat sich seit vielen Jahren bewährt. Sie bauen auf einen Mix aus Nachranganleihen und Genussscheinen. Derzeit besteht rund die Hälfte des Portfolios aus nachrangigen Bankpapieren, etwa 20 Prozent entfallen auf Hybridanleihen von Industrieunternehmen und beinahe ebenso viel auf Nachrangpapiere von Versicherern. In den vergangenen drei Jahren gab es im Schnitt ein Plus von fast 13 Prozent per annum bei vergleichsweise geringer Volatilität. Top-Fonds im Nachrangsegment.

Ass. Credit SubDebt and CoCo
Mit klarer Konzentration

Der Fonds wurde erst Anfang 2014 aufgelegt. Michael Hünseler und Robert Van Kleeck setzen zu 60 bis 65 Prozent auf CoCo-Bonds von Banken, zu 15 bis 20 Prozent auf ihre alten Nachrangpapiere, 20 Prozent entfallen auf Nachranganleihen von Versicherern. Die angepeilte Rendite von 4,5 Prozent per annum konnte im ersten Jahr nicht erreicht werden. Das liegt auch daran, dass der Fonds das Zinsrisiko absichert. Er konnte so nicht von den Kursgewinnen im Rentenmarkt wegen des gesunkenen Zinsniveaus profitieren. Er wird aber auch nicht verlieren, wenn die Zinsen zu steigen beginnen - und diese Gefahr wächst. Wegen des Schwerpunkts auf CoCos sollte sich der Fonds im laufenden Jahr gut entwickeln.

Glossar

Nachranganleihen

Unternehmen begeben Nachranganleihen, weil sie diese auf ihr Eigenkapital anrechnen können. Für Anleger bergen sie ein höheres Risiko, dafür gibt es einen höheren Zins. Die Papiere laufen sehr lange oder unendlich, können aber vom Emittenten nach einigen Jahren gekündigt werden. Der Kupon kann ausfallen. Außerdem kämen Nachranggläubiger im Pleitefall erst nach anderen Gläubigern zum Zuge. Zu den Emittenten zählen vor allem Banken, aber auch Versicherer und Industrieunternehmen.

CoCo-Bonds

Banken können alte Nachranganleihen - Rang auf Englisch "tier", darum Tier-1- oder Tier-2-Papiere -nicht mehr wie bisher zum Eigenkapital zählen. Sie werden deshalb nach und nach auslaufen. Dafür emittieren die Banken neue Pflichtwandelanleihen, Contingent Convertibles (CoCo). Wenn eine bestimmte Eigenkapitalschwelle unterschritten wird, werden diese zu Aktien oder ihr Nennwert sinkt.

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