Teil 4 der Serie: So wird Rendite mit Rentenpapieren gemacht
Die Zinsen sind niedrig, doch mit einigen Bonds können Anleger ordentliche Erträge einfahren. Verbunden ist damit aber ein höheres Risiko. Es gibt aber eine gute Alternative.
von Thomas Strohm, Euro am Sonntag
Die Zinsen sind auf Rekordtief - wer mit Anleihen eine ansehnliche Rendite erzielen will, muss sich etwas einfallen lassen. Für Anleger, die noch keine Erfahrung mit Rentenpapieren haben (siehe Einsteiger-Info), ist der Zeitpunkt darum zugegebenermaßen nicht gerade günstig, um diese Anlageklasse zu erkunden. Höhere Renditen versprechen aktuell vor allem spezielle Anleiheformen, die dafür jedoch auch ein höheres Risiko bergen.
€uro am Sonntag hat für verschiedene Anleiheklassen einige attraktive Einzelanleihen ausgesucht, die zur Beimischung in einem breit aufgestellten Depot geeignet sind. Wer als Einsteiger mit einem Schlag in eine Vielzahl von Anleihen investieren und die ständige Auswahl einem Investmentprofi überlassen will, sollte aber eher zu den in den Tabellen genannten Anleihefonds greifen.
Dass die Lage an den Rentenmärkten so verzwickt ist, hängt nicht zuletzt mit den Eingriffen der Notenbanken rund um den Globus zusammen, die den Markt verzerrt, die Anleihekurse nach oben getrieben und das Zinsniveau nach unten gedrückt haben. Wer sich Geld leihen will, kann sich indes darüber freuen. Und das gilt nicht nur für Unternehmen und Staaten, die Anleihen emittieren und so wenig Zins wie nie bieten müssen, sondern auch für Privatleute. Vergangene Woche sind die Anleihekurse auf breiter Front weiter gestiegen und die Renditen spiegelbildlich gefallen. Denn die Europäische Zentralbank (EZB) mit Mario Draghi an der Spitze hat am Montag damit begonnen, in großem Stil Anleihen zu kaufen, um die Konjunktur anzukurbeln.
Bis September 2016 pumpt die EZB jeden Monat 60 Milliarden Euro in den Markt, indem sie Staatsanleihen kauft, aber auch Papiere etwa von Förderbanken wie der deutschen KfW und Pfandbriefe von Banken. Die zusätzliche Nachfrage treibt die Kurse: Bundesanleihen des deutschen Staates mit zehn Jahren Laufzeit bringen aktuell rund 0,20 Prozent Rendite jährlich - das ist so wenig wie nie zuvor und war vor wenigen Monaten kaum vorstellbar.
Hochzinsanleihen
Schlechtere Schuldner
Zu den Anleihearten, die vom EZB-Programm besonders profitieren sollten, zählen Anlagestrategen Hochzinsanleihen. Denn auf der Suche nach auskömmlicher Rendite wenden sich die Investoren verstärkt risikoreicheren Anlagen zu - das treibt die Aktienkurse an, aber eben auch die Kurse von Hochzinsanleihen.Ein wichtiges Kriterium, um das mit einer Anleihe verbundene Risiko einzuschätzen, ist das Urteil der Ratingagenturen. Bei Noten von "AAA" bis "BBB-" gelten die Anleihen als relativ sicher, das ist das sogenannte Investment-Grade. Darunter beginnt der spekulative Bereich mit Noten ab "BB+". Die Papiere hier, auf Englisch: High-Yield-Bonds, werden wenig schmeichelhaft auch Ramsch- oder Schrottanleihen genannt. Ihre Bonität ist geringer, das Ausfallrisiko höher - die Firmen müssen einen höheren Zins bieten, um Geldgeber zu finden.
Der relativ hohe Zins, den Anleger einstreichen, kann Kursverluste abfedern, wenn die Kurse am Anleihemarkt sinken. Damit kann auf Jahressicht unterm Strich dennoch ein positiver Ertrag aus Kursverlauf und Zinszahlung stehen.
Wegen des Risikos sollten Anleger einer einzigen Hochzinsanleihe nicht zu viel Gewicht geben.
Ausgewählte Hochzinsinvestments (PDF)
Nachranganleihen
Höheres Verlustrisiko
Nachranganleihen gehören ebenfalls zu den riskanteren Anleihearten, die vom EZB-Kaufprogramm profitieren sollten. Bei den Papieren gibt es einige Unwägbarkeiten, die das mit ihnen verbundene Risiko erhöhen.So können die Emittenten den Kupon (Zinszahlung) ausfallen lassen, wenn das Geschäft lahmt. Die Papiere laufen sehr lange oder sogar unendlich, können aber vom Unternehmen - nicht vom Anleger - vorzeitig gekündigt werden. Damit kalkulieren zwar auch die großen Investoren, darauf verlassen kann man sich aber nicht. Zudem müssten sich die Anleihebesitzer bei einer Insolvenz weit hinten in der Schlange der Gläubiger einreihen und hoffen, dass noch etwas übrig ist, wenn sie dran sind.
Unternehmen emittieren die Nachranganleihen, weil sie damit ihre Bilanzstruktur verbessern können. Sie bieten Anlegern für die eingegangenen Risiken einen relativ hohen Zinssatz. Zu den Emittenten zählen vor allem Banken und Versicherer, aber auch einige Industrieunternehmen mit guter Bonität. Das Rating der Nachranganleihen ist wegen der Risiken jedoch stets einige Stufen schlechter als die Note für normale Anleihen desselben Unternehmens.
Ausgewählte Nachranginvestments (PDF)
Rentenfonds
Bewährte Bondprofis
Rentenfonds, die das Anlegergeld in Anleihen investieren, gehören zu den beliebtesten Fondsarten hierzulande. Zuletzt waren die Produkte fast Selbstläufer - weil Anleihekurse stiegen und stiegen, legte auch der Wert der Fondsanteile zu. Das wird kaum so weitergehen, denn die Kurse sind ja schon auf äußerst hohem Niveau. Derzeit treibt vor allem das Anleihekaufprogramm der EZB den Markt. Erfahrungen mit Programmen anderer Notenbanken wie der Fed in den USA zeigen, dass die Kurse sicherer Staatsanleihen, die vor allem auf den Kauflisten stehen, bald nach dem Programmstart gesunken sind. Das scheint paradox. Doch die Programme sollen die Konjunktur ankurbeln. Gelingt das, sind Staatsanleihen weniger gefragt, ihr Kurs sinkt.
Und Staatsanleihen gelten als Maßstab für andere, riskantere Anlageformen. Wer dort investiert und mehr Risiko eingeht, will dafür spürbar mehr Rendite. So kommen auch die Kurse etwa von Unternehmensanleihen unter Druck.
Zudem läuft die US-Wirtschaft besser als die europäische. Die Fed wird wohl noch 2015 den Leitzins erhöhen. Das dürfte das Zinsniveau in Europa etwas nach oben ziehen und so auf die Kurse drücken. Anfang 2014 haben indes auch viele mit sinkenden Anleihekursen gerechnet - das Gegenteil geschah. Wie es auch kommt: Die Manager der Fonds in der Tabelle haben bisher ihr Geschick bewiesen.
Ausgewählte Rentenfonds (PDF)
Dollaranleihen
Schwankender Wechselkurs
Die EZB will mit ihren Maßnahmen auch gezielt den Euro schwächen. Auf diese Weise bekommen europäische Unternehmen einen Vorteil auf dem Weltmarkt, weil ihre Produkte in anderen Währungen billiger werden. Gegen den Dollar hat der Euro in den vergangenen Monaten schon massiv an Wert eingebüßt. Und viele Experten meinen, dass der Euro noch weiter abwerten wird. Anleger können davon profitieren, indem sie Anleihen kaufen, die in Dollar emittiert wurden.Zum einen ist das Zinsniveau in den USA zwar ebenfalls niedrig, jedoch höher als in der Eurozone. Für zehnjährige US-Staatsanleihen gibt es aktuell immerhin eine Rendite von 2,08 Prozent, für Bundesanleihen der gleichen Laufzeit lediglich 0,20 Prozent. Den höheren Zins können sich Anleger mit dem Kauf von Dollaranleihen sichern.
Zum anderen wird der Zins in Dollar gezahlt, und auch bei der Tilgung der Anleihe gibt’s vom Unternehmen die geliehene Summe in Dollar zurück. Das heißt, wenn die US-Währung zum Euro weiter an Wert gewinnt, bekommen hiesige Anleger eine höhere Eurosumme für den gleichen Dollarbetrag. Damit ist allerdings auch ein Risiko verbunden: Wenn sich der Wechselkurs anders entwickeln sollte als erwartet, gibt es für die Anleger entsprechende Einbußen.
Bei den Unternehmen, denen Anleger ihr Geld leihen wollen, können sie bei Dollaranleihen durchaus auf vertraute europäische Firmen setzen. Auch deutsche Konzerne emittieren einen Teil ihrer Anleihen in Dollar. Eine gute Alternative beim Kauf einzelner Anleihen sind die Papiere von bonitätsstarken US-Firmen.
Die steuerliche Behandlung ist zwar bei ausländischen Wertpapieren mitunter zeitaufwendig und nervenaufreibend. Bei US-Anleihen müssen sich Anleger davor aber nicht fürchten. Denn die USA erheben zwar grundsätzlich eine Quellensteuer. Auf Zinsen aus Anleihen, die in den USA emittiert wurden, müssen Bundesbürger diese aber nicht zahlen. Lästiger Papierkram mit ausländischen Steuerbehörden ist nicht nötig. Wie gewohnt ist jedoch die deutsche Abgeltungsteuer fällig.
Ausgewählte Dollarinvestments (PDF)
Einsteiger-Info
Was ist eine Anleihe?
Anleger als Kreditgeber
Wer eine Aktie kauft, wird Mitbesitzer des Unternehmens - wer eine Anleihe kauft, leiht diesem Geld. Dafür bekommt er jedes Jahr einen festgelegten Zinssatz. Wie hoch dieser Kupon ist, gibt einen Hinweis aufs Risiko: Je riskanter, desto mehr Zins muss das Unternehmen bei Ausgabe der Anleihe, der Emission, bieten, um Geldgeber zu finden. Die Gefahr für Anleger besteht darin, dass das Unternehmen stets genug Bares haben muss, um den Zins zu zahlen. Und am Ende der bei Emission festgelegten Laufzeit muss das Unternehmen genug
in der Kasse haben, um das geliehene Geld zurückzuzahlen, die Anleihe zu tilgen. Ist das Unternehmen pleite, müssen sich Anleihebesitzer mit anderen Gläubigern das teilen, was noch aus dem Unternehmen herauszuholen ist. Oft verlieren sie bei einer Insolvenz einen Großteil des verliehenen Geldes.
Wie wird gehandelt?
Prozent des Nennwerts
Aktien werden an der Börse zu einem Kurs in Euro gehandelt - Anleihen in Prozent ihres Nennwerts. Das heißt: Wer eine Anleihe mit Nennwert 1.000 Euro zum Kurs von 90 Prozent an der Börse kauft, muss 900 Euro an den bisherigen Besitzer zahlen. Am Laufzeitende bekommt der Anleger 1.000 Euro vom Unternehmen zurück, das die Anleihe emittiert hat. Verteilt man diesen Kursgewinn auf die verbleibenden Jahre bis zur Fälligkeit und zählt den jährlichen Zins hinzu, ergibt sich die jährliche Rendite der Anleihe. Je niedriger der Kurs, desto höher ist die beim Kauf mögliche jährliche Rendite - und je höher der Kurs, desto niedriger ist die Rendite. Kurs und Rendite entwickeln sich somit stets spiegelbildlich.
Was sind Stückzinsen?
Jedem seinen Teil des Kupons
Bei Anleihen gibt es meist einmal im Jahr den Zins. Wer eine Anleihe kurz vorher verkauft, muss aber nicht auf den Zins fürs ganze Jahr verzichten. Der Käufer muss dem Verkäufer auf den Tag genau die aufgelaufenen Zinsen als sogenannte Stückzinsen zahlen. Der neue Besitzer bekommt beim Kupontermin schließlich den gesamten Zins, hatte die Anleihe aber nur einen Teil des Jahres im Besitz. Die Summe, die ein Anleger beim Anleihekauf zahlen muss, hat also zwei Teile: erstens den Prozentsatz des Nennwerts, um die Ansprüche aus der Anleihe, nämlich Zinszahlung und Tilgung, zu übernehmen. Zweitens die aufgelaufenen Stückzinsen. Börse und beteiligte Banken der Anleger berechnen die Summe automatisch und stellen sie dem Käufer in Rechnung.
Was will der Fiskus?
Steuer auf Zins und Kursplus
Von Zinszahlungen und Kursgewinnen will der Staat 25 Prozent Abgeltungsteuer plus Solidaritätszuschlag und eventuell Kirchensteuer. Die beim Kauf einer Anleihe gezahlten Stückzinsen werden von der eigenen Depotbank automatisch angerechnet. Das heißt, gezahlte Stückzinsen senken zunächst die Kapitalerträge, auf die Steuern zu entrichten sind. Beim Kupontermin wird dann aber auf den ganzen zugeflossenen Zinsbetrag die Steuer fällig.
Lesen Sie auch die anderen Teile unserer großen Serie "Raus aus der Zinsfalle"!
Teil 1: Dauerbrenner: Die besten Fonds der Welt
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