IPO geplatzt: Das bedeutet der gescheiterte WeWork-Börsengang für die Anleihen des Unternehmens
Für den US-Bürovermieter WeWork waren die vergangenen Wochen eine Achterbahnfahrt, die mit einem Absturz endete: Das hoch bewertete Startup musste seine Börsenambitionen zunächst auf Eis legen. Das drückt nun auch massiv auf die Anleihenkurse.
Werte in diesem Artikel
• Abgesagter Börsengang belastet auch die WeWork-Anleihenkurse
• Fitch stuft WeWork-Bonds ab
• Sorge um Kostenbasis treibt Investoren um
Es war das (vorerst) unrühmliche Ende eines Überfliegers: Das vor wenigen Monaten noch mit 47 Milliarden Dollar bewertete Startup WeWork konnte seine hohen Preisvorstellungen nicht bei Anlegern durchsetzen. Zwischen zehn und 20 Milliarden Dollar schätzten potenzielle Investoren den fairen Wert des Unternehmens im Rahmen seiner Börsenpläne - WeWork zog die Konsequenzen und sagte sein IPO ab.
Ratingagenturen reagieren schnell
Die Einnahmen aus dem IPO hatte WeWork in die Forcierung des Unternehmenswachstums investieren wollen - doch in Sachen Expansion muss der Büroplatzvermittler nun wohl deutlich kleinere Brötchen backen. Das rief die Ratingagentur Fitch auf den Plan, die die Kreditwürdigkeit des Unternehmens bis auf CCC+ und damit tiefer in den Ramschbereich herabstufte und zugleich mit einer weiteren Senkung drohte. Ohne einen Börsengang habe WeWork keine ausreichenden Mittel, um seine Wachstumspläne umzusetzen, so die Ratingagentur, die zeitgleich auf die prekäre Finanzlage von WeWork verwies.
Anleihenkurse berechen ein
Der hohe Schuldenstand des Unternehmens macht nach dem gescheiterten IPO nun auch Anleiheninvestoren nervös: Am Freitag sackten Unternehmensanleihen im Wert von 669 Millionen US-Dollar auf einen Tiefstkurs von 82 Cent zum US-Dollar ab, wie Daten von MarketAxess zu entnehmen war. Als die IPO-Pläne noch aktuell waren, wurden WeWork-Bonds teilweise bei 104,5 Cent gehandelt.
Es habe zuletzt "eine Menge Skepsis in Bezug auf ihr Geschäft" gegeben, zitiert "MarketWatch" Dave Battilega, Co-Portfolio-Manager bei Three Peaks Capital Management. "Die Anleihen haben eine Rally hingelegt, als die Börsenpläne eingereicht wurden, aber das brachte auch potenzielle Probleme mit dem Geschäftsmodell und dem Zugang zu Kapital ans Licht", so der Experte.
Rotstift dringend benötigt
Den Bonitätswächtern von Fitch zufolge hat die Muttergesellschaft von WeWork, We Company, noch Geld für vier bis acht Quartale. Das Unternehmen benötigt dringend frisches Kapital und verhandelt wohl derzeit mit dem Großinvestor Softbank über eine neue Finanzspritze. Der japanische Großkonzern gilt als treibende Kraft hinter der IPO-Absage - nachdem der Venture Capital-Geber in diesem Jahr bereits den Börsenabsturz einer anderen milliardenschweren Beteiligung, dem US-Fahrdienstvermittler Uber, mit ansehen musste. Ob die Japaner, die rund 29 Prozent an WeWork halten sollen, bereit sind, weiteres Geld in das Unternehmen zu pumpen, wurde bislang nicht öffentlich gemacht.
Fraglich ist zudem, ob der Geldsegen so hoch ausfallen wird, dass WeWork seine ambitionierten Wachstumspläne umsetzen kann. Vorsorglich haben die neuen CEOs Artie Minson und Sebastian Gunningham, die die Unternehmensleitung nach dem Abgang von Gründer Adam Neumann übernommen hatten, dem Büroflächenvermittler ein massives Sparprogramm verordnet. Neben dem Verkauf von zum Firmenverbund gehörenden Unternehmen soll auch ein groß angelegter Stellenabbau helfen, die Kostenbasis in den Griff zu bekommen.
Redaktion finanzen.net
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