Pfandbriefe

Zinsstrategie: Gute Renditen ohne Risiko

30.05.10 06:00 Uhr

Schon bald läuft das Ankaufprogramm für Pfandbriefe der Europäischen Zentralbank aus. Für Renditejäger eine echte Chance. Welche Strategie Anleger jetzt anwenden sollten.

von Euro-Redakteur Matthias Fischer

Jean-Claude Trichet findet seit Monaten kaum noch eine ruhige Minute. Wie auch? Teil II der Finanzkrise, die Schuldenproblematik der südeuropäischen Staaten und Irlands, hält den Chef der Europäischen Zentralbank in Atem.

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Vor einem Jahr hatte der 67-Jährige noch andere Probleme zu lösen. Eines davon: Pfandbriefe, eigentlich ein Hort der Sicherheit, litten unter dem Misstrauen der Anleger. Die Papiere wurden an den Märkten gleich doppelt geprügelt: Zum einen sanken ihre Kurse, entsprechend stiegen die Renditen kräftig an. Zwischen fünf und sieben Prozent für eine Laufzeit zwischen vier und fünf Jahren waren selbst bei erstklassigen Emittenten eher die Regel als die Ausnahme.

Zum anderen erhöhte sich der Abstand zwischen An- und Verkaufskurs kräftig. Zuweilen lag dieser Spread bei über drei Prozent – in der Klasse der fest verzinslichen Papiere, in dem bis auf die dritte Nachkommastelle kalkuliert wird, sind das Welten. Für das Finanzsystem war das besonders kritisch. Denn Pfandbriefe gehören zu den Papieren, die als Sicherheiten genutzt werden.

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Aber dann kündigte Trichet ein Aufkaufprogramm der Europäischen Zentralbank an (EZB) an. Für bis zu 60 Milliarden Euro sollten die Zentralbanken der Eurozone bis zum Juli 2010 Pfandbriefe und ihre ausländischen Pendants, die sogenannten Covered Bonds, kaufen. „Ich bin zuversichtlich, dass diese Maßnahme dazu beitragen wird, die Finanzmärkte zu unterstützen“, sagte der Franzose im Juli 2009.

Ein knappes Jahr später ist sein Kalkül aufgegangen: Die Renditen der Papiere sind gesunken, die Abstände zwischen An- und Verkaufskurs ebenfalls. Ganz ungetrübt ist die Freude der Franzosen aber nicht: Noch immer liegen die Abstände zwischen Geld- und Briefkursen wegen der geringen Handelsvolumina deutlich weiter auseinander als vor der Krise. „Investoren werden sich stark auf Buy and Hold-Strategien konzentrieren“, vermutet Pia Schönwälder, Pfandbrief-expertin bei der BayernLB. „Zudem erhöht die geringe Liquidität die kurzfristige Volatilität, es kommt also häufiger zu kurzfristigen Schwankungen der Kurse.“

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Von den 60 Milliarden der EZB sind mittlerweile rund 50 Milliarden Euro investiert. Das Programm läuft Ende Juni aus. Zwar fragen sich Volkswirte, ob die Zentralbanker die Periode nicht verlängern werden, aber bisher hat Trichet solchen Spekulationen eine Absage erteilt.


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Damit fällt bald ein wichtiger Nachfrageimpuls weg. Überbewerten sollte man diesen Effekt aber nicht. Schließlich entsprechen die 60 Milliarden Euro der Zentralbanken gerade mal 3,5 Prozent der ausstehenden Covered Bonds.

Dennoch: Vor allem bei den Papieren aus den wegen ihrer wirtschaftlichen Lage argwöhnisch beobachteten PIIGS-Staaten (Portugal, Italien, Irland, Griechenland, Spanien) könnten die Kurse deutlicher nachgeben. „Sollte die Nervosität über die Zukunft dieser Peripherie-staaten der Europäischen Union bis dahin nicht abnehmen, könnte das gleichzeitige Ende der Käufe die schlechte Marktstimmung für die Covered Bonds dieser Länder verstärken“, sagt Expertin Schönwälder. Bei deutschen Pfandbriefen dagegen dürften die Auswirkungen nur wenig zu spüren sein.

Lesen Sie, welche Pfandbriefe attraktiv sind

Grundsätzlich sind Covered Bonds für risikoscheue Anleger interessant. In der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland etwa ist bisher noch nie ein Pfandbrief ausgefallen, die Anleger haben bisher also immer Zinsen und Tilgung bei Laufzeitende erhalten.

Pfandbriefe sind durch einen sogenannten „Deckungsstock“ besichert. Wird der Emittent zahlungsunfähig, werden die Ansprüche der Pfandbrief-investoren vor denen aller anderen Gläubiger aus diesem Deckungsstock bedient. Aber auch so weit ist es noch nicht gekommen – in Not geratene Emittenten wurden zuvor immer gerettet. Wie im vergangenen Jahr etwa die Hypo Real Estate, die der Staat übernommen hat.

Die hohe Sicherheit drückt sich auch in den Einschätzungen der Ratingagenturen aus: Pfandbriefe made in Germany bekommen oft die Bestnote AAA und liegen so mit deutschen Staatsanleihen auf Augenhöhe. Dennoch – und das macht sie aus Anlegersicht attraktiv – bieten sie gegenüber den teutonischen Staatsbonds eine höhere Rendite. So rentiert etwa der bis August 2013 laufende Pfandbrief der Eurohypo mit 1,97 Prozent pro Jahr, eine vergleichbare Bundesanleihe kommt auf 1,3 Prozent.

Allerdings gibt es auch einen Wermutstropfen: Deutsche Pfandbriefe sind im Vergleich zu den Papieren aus anderen europäischen Ländern ziemlich teuer. „Als Alternativen bieten sich insbesondere Covered Bonds aus Frankreich (Obligations Foncières) oder skandinavische Covered Bonds an“, sagt Pia Schönwälder. „Die Gesetzgebungen bieten in vielen Punkten ähnlich stringente Vorgaben zum Gläubigerschutz wie das deutsche Pfandbriefgesetz.“

So rentiert das bis Oktober 2013 laufende Papier der Caisse Refinancement mit 2,10 Prozent. Wagemutigere Anleger können auch auf spanische Papiere (Cédulas) setzen. Der bis Februar 2014 laufende Covered Bond der Caja Madrid etwa offeriert 3,4 Prozent. Nur für ausgesprochen spekulative Anleger eignen sich Covered Bonds aus Griechenland oder Portugal.

Stellt die EZB die Aufkäufe ein, stehen Covered Bonds in den darauf folgenden Monaten unter mehr oder weniger starkem Kursdruck.Entsprechend könnten sich in diesem Zeitraum attraktive Kaufgelegenheiten ergeben.

Darauf baut die von €uro entwickelte Covered-Bonds-Strategie: Investoren parken zunächst Geld auf einem Tages- oder Festgeldkonto. Die Anbieter in der Tabelle unterliegen allesamt der deutschen Einlagensicherung, die pro Kunde bis zu 50 000 Euro schützt. Bei Tagesgeldkonten hat man täglichen Zugriff auf die Einlage, allerdings darf auch der Zins täglich vom Anbieter geändert werden. Bei Festgeldern wird das Geld für einen Zeitraum angelegt, gleichzeitig aber auch die Zinsen für diese Zeit garantiert. Als Festgeldzeitraum für die €uro-Strategie bieten sich maximal bis zu sechs Monaten Laufzeit an.

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Bei Fälligkeit werden die Gelder dann in Pfandbriefe umgeschichtet, deren Laufzeit zwischen einem und maximal fünf Jahren liegen sollte. Wegen der kurz- bis mittelfristigen Laufzeit mindert sich das Risiko, dass etwa von einem zukünftig steigenden Zinsniveau ausgeht. Zudem sollte das Covered-Bond-Portfolio sukzessive über ein halbes Jahr aufgestockt werden, um sich von tagesaktuellen Schwankungen abzukoppeln. Dazu dient auch, die Kauforder stets mit einem Limit zu versehen, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden.

Weil durch das Auslaufen des EZB-Aufkaufprogramms auch die Liquidität auf den Märkten nachlassen könnte, sollten Anleger zudem ihre Covered Bonds möglichst bis zur Fälligkeit halten und nicht vorher verkaufen. Auch wenn bis dahin Jean-Claude Trichet nicht mehr EZB-Chef sein wird – der Franzose mit den schnittigen Gesten befindet sich in seinem letzten Amtsjahr.