Nach dem Ausverkauf

Mittelstandsanleihen: Heißer Herbst und kaltes Entsetzen

05.12.13 09:30 Uhr

Pleiten, Pech und Pannen sorgen für einen heißen Herbst bei den Minibonds. Was Anleger beruhigt kaufen können, was sie meiden sollten – und wo der spekulative Einstieg lohnt.

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von Thomas Strohm, Euro am Sonntag

Der heiße Herbst ist da. Banken und Berater hatten ­sicher Erfreulicheres erhofft, als sie ihn in der Sommerpause so eifrig beschworen. Mittelständler sollten wieder in Scharen ihre Anleihen emittieren und die Anleger sich darum reißen. Diese Zeiten aber sind vorbei, der heiße Herbst 2013 sieht anders aus: Die Stimmung am Markt ist mies, Emissionen wurden abgeblasen, Kurse fallen wie die Blätter.

Die Angst hat ihre Gründe. Mit dem Ersatzbrennstoffspezialisten FFK Environment und dem Onlinehändler Getgoods sind jüngst zwei weitere Emittenten in die Pleite ­gerutscht. Bei 3W Power sollen Anleihegläubiger auf Forderungen verzichten, damit die Firma überlebt. Der Zeitarbeitsanbieter HKW hat ­unangekündigt die Zinszahlung verschoben — Beobachter fürchten, dass es dabei nicht bleiben wird. Und andere Firmen könnten ebenfalls bald ins Schlingern geraten.

Der Markt für Mittelstandsanleihen ist indes äußerst vielfältig. Für risikobewusste, aber vorsichtige Anleger gilt es, die — durchaus vorhandenen — soliden Emittenten zu finden. Spekulative Investoren können versuchen, bei den jüngsten Tur­bulenzen zu Unrecht abgestrafte Adres­sen auszumachen, um dort mit der Hoffnung auf hohe Renditen einzusteigen. Aber Vorsicht: Es gibt eben etliche Emittenten, vor denen sich Anleger hüten sollten. €uro am Sonntag hat den Markt unter die Lupe genommen und nennt für jede der drei Anleihegruppen einige Kandidaten (siehe Investor-Info).

„Wenn in den nächsten Jahren immer mehr Anleihen fällig werden, wird sich die Spreu vom Weizen trennen“, warnt Ralf Meinerzag, Fondsmanager des Steubing German Mittelstand. Bereits jetzt müssen Anleger die Firmen herausfiltern, die sich refinanzieren können. „Aus dem laufenden Geschäft werden es die wenigsten Emittenten schaffen, ihre Anleihe zurückzuzahlen“, sagt Meinerzag. Das ist grundsätzlich kein Problem, Konzerne wie Daimler oder die Deutsche Telekom zahlen ihre Anleihen auch zurück, indem sie neue Bonds emittieren. „Spannend wird, zu welchen Kon­ditionen sich die Mittelständler re­finanzieren können“, so Meinerzag. „Und einige Unternehmen werden an der Anschlussfinanzierung auch scheitern. Ein Drittel steht dann sicherlich auf der Kippe.“

Der Ausleseprozess ist schmerzhaft. Wenn die Anleger nervös werden und Gerüchte die Stimmung noch zusätzlich anheizen, geraten die Kurse von Mittelstandsanleihen schnell unter Druck. Der Handelsumsatz ist oft gering, mit einer größeren Order sinkt der Preis rasch, Stoppmarken werden gerissen, die Notierung rutscht weg. „Die jüngsten Kursbewegungen sind zum Teil schlicht irrational und nicht fun­damental zu erklären“, sagt deshalb Marius Hoerner, Fondsmanager des Artus Mittelstands-Renten HI.

Zu den Adressen, die zu Unrecht in die jüngsten Turbulenzen geraten sind, zählen viele Beobachter das Recyclingunternehmen Scholz. Die Firma hat zweifellos Probleme, die im Sommer zutage getreten sind. „Diese wurden aber professionell mit einem Restrukturierungsplan und Hilfe von außen angegangen“, sagt Hoerner: „Alles, was sich seither getan hat, bewegt sich im Rahmen dieses Plans.“ Den haben auch die beteiligten Banken abgenickt, die zum Unternehmen stehen. „Das alles ist sicher kein Selbstläufer, aber Scholz hat gute Chancen, die Wende zu schaffen“, meint Hoerner.

Jüngst hat die Nachricht über den Verlust der Hälfte des Grundkapitals für Unruhe gesorgt. „Das kam nicht überraschend, es hätte nur besser erklärt werden müssen“, sagt Mei­nerzag. Scholz hat sich vom Geschäft in Australien getrennt und musste das nun abschreiben. Im nervösen Markt ließ dies den Kurs auf 60 Prozent absacken. Nach den Rückschlägen im Sommer hatte sich der Preis gerade wieder gen 90 Prozent orientiert. Aktuell notiert die Anleihe bei 75 Prozent — für sehr risikobereite Anleger könnte das eine Einstiegs­gelegenheit sein. Wird die Anleihe normal bedient und bei Fälligkeit im März 2017 zurückgezahlt, liegt die jährliche Rendite bei 20 Prozent.

Derzeit sucht das Familienunternehmen einen Investor. „Wir gehen davon aus, dass Scholz bald einen neuen Eigenkapitalgeber findet“, so Meinerzag. Die Firma sei zu wichtig für die Stahlindustrie, die Scholz mit recyceltem Material versorgt. Bei der österreichischen Tochter ist darum die Stahlfirma Voest­alpine beteiligt. „Eine ähnliche Lösung könnte es für die deutsche Mutter geben“, so der Fondsmanager.

Auch was Zamek angeht, zeigt er sich zuversichtlich. Der Suppenhersteller hat zweifellos ebenfalls große Probleme. Im Ende Juni abgelaufenen ­Geschäftsjahr hat das Unternehmen einen Verlust von fast zehn Millionen Euro gemacht, zum Großteil hat das mit einem Streik zu tun. Das wurde alles bereits mitgeteilt — trotzdem könn- te es, wenn der Jahresabschluss im ­Dezember veröffentlicht wird, für den Kurs wieder turbulent werden. „Im laufenden Geschäftsjahr sollten aber die Restrukturierungsmaßnahmen greifen“, so Meinerzag: „Wir glauben, die packen das.“ Das sehen nicht alle Beobachter so. Der Anleihekurs steht nach einem Absturz auf 25 Prozent Mitte November nun bei 40 Prozent. Bis Fälligkeit 2017 wäre das eine Rendite von 44 Prozent per annum — wenn denn alles gut geht.

Dass sich alle Bedenken in Wohlgefallen auflösen, scheint bei HKW Personalkonzepte dagegen utopisch. Zu den Firmen, die alles andere als anziehend sind, zählt auch Peine. Harald Glööckler jedenfalls ist auf den Herrenausstatter nicht gut zu sprechen. Der Designer hat eine Kollektion für das Unternehmen entworfen, die ­Kooperation aber beendet. Nun ist von mehrmonatigem Zahlungsverzug die Rede, was Peine entschieden zurückweist. Zudem hat Creditreform das Rating für Peine Mitte November überraschend gesenkt. Eigentlich wäre eine Überprüfung erst im Mai 2014 fällig gewesen. Außer der Reihe ging es um zwei Stufen abwärts, vom mäßigen „BB-“ auf ein dürftiges „B“, was ausreichende Bonität und hö­heres Insolvenzrisiko bedeutet. Die Note bleibt unter Beobachtung.

Bonds im Blick behalten
Seit Mitte Oktober ist der Kurs der im Juli emittierten Peine-Anleihe auf Talfahrt, derzeit wird sie zu 55 Prozent gehandelt. Auch die Kurse von Poster XXL oder des Onlinespiele­anbieters Gamigo sind kräftig abgesackt. Dagegen notieren die Bonds der Saftfirma Valensina oder des Felgenherstellers Uniwheels noch stabil über Ausgabepreis, was bei Beobachtern seit Längerem für ungläubiges Kopfschütteln sorgt. Deutlicher Rat bei all diesen Titeln: Verkaufen!

Die Beispiele zeigen, dass Mittelstandsbonds nicht unbeobachtet bis Fälligkeit im Depot liegen sollten. Wer sich nicht die Zeit dafür nehmen will, die Firmen im Auge zu behalten, kann auf Fonds bauen. Die Produkte von Artus (ISIN: DE 000 A0R HHB 0), Steubing (ISIN: LU 093 408 098 6) oder Bayerninvest (ISIN: LU 090 344 170 6) haben kein hohes Volumen und keine große Historie vorzuweisen. Anleger können damit ihr Geld aber streuen — und ­einen Ausfall leichter verkraften, wenn es mal wieder heiß wird.

Investor-Info

Schwarze Liste
Finger weg!

Neben den Anleihen von bereits insolventen Firmen wie Getgoods, dem Schuldenschnittkandidaten 3W Power und dem Kuponschieber HKW Personalkonzepte gibt es noch einige andere Emittenten von Mittelstandsanleihen, um die Anleger lieber einen großen Bogen machen sollten. Zum Teil sind die Kurse der aufgeführten Papiere bereits abgestürzt. Einige Anleihen notieren aber auch noch um oder sogar über pari. Anleger, die investiert sind, sollten daran denken, ihr Kapital in Sicherheit zu bringen.















Spekulatives Investment
Nur für (sehr) Risikobereite

Investments in Scholz oder gar Zamek sind sehr riskant und nur etwas für Anleger, die den Verlust des Kapitals verkraften könnten. Etwas weniger risikobehaftet sind die Anleihen der Modefirmen Hall­huber und René Lezard, deren Kurse deutlich unter Nennwert liegen, die aber von Fondsmanagern positiv gesehen werden. Das konservativste Papier dieser Gruppe ist Golden Gate. Die Immobilienfirma hat schlechte Zahlen vorgelegt, das Rating wurde herabgestuft; der Bond sollte aber dennoch am Laufzeitende bedient werden können.









Solide Anlage
Für Vorsichtigere geeignet

Der Autozulieferer Hörmann hat ungeachtet der Turbulenzen diese Woche binnen einer Stunde 50 Millionen Euro einsammeln können; ein Investment sollte dennoch nicht mehr als eine Beimischung in einem breit aufgestellten Anleiheportfolio sein. Ähnlich solide sind der Automobilzulieferer Alfmeier und der Eigenheimbauer Helma, die ebenfalls erst vor Kurzem ihre Bonds emittiert haben. Auch die schon länger gehandelten Anleihen von Homann Holzwerkstoffe – Ikea ist ein großer Kunde – und der Baufirma Porr bieten ein gutes Risiko-Rendite-Profil.

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