Lokalwährungen

Asien-Anleihen: Unterschätzte Aufsteiger

aktualisiert 13.06.11 21:13 Uhr

Asien gehört zu den großen Gewinnern der Wirtschaftskrise. Asiatische Lokalwährungsanleihen gelten bei Privatanlegern dennoch als Nischenmarkt. Zu Unrecht, sagt Mike Zelouf, der einige Vorurteile über die Asien-Bonds mit dem Währungshebel abbauen will.

von Mike Zelouf, Gastautor

Vor wenigen Jahren waren in Lokalwährung herausgegebene asiatische Anleihen nur wenigen Anlegern vertraut. Das hat sich geändert. Das attraktive Risiko-Rendite-Profil und die Diversifikationsvorteile haben die außerhalb Japans liegenden asiatischen Rentenmärkte stärker in den Fokus der Anleger gerückt.

Trotzdem kursieren weiter ­Mythen über asiatische Rentenprodukte in Lokalwährungen – etwa, dass sie durch die Bank schlecht handelbar und risikoreich seien. ­Diese Fehleinschätzungen versperren manchen Privatanlegern die Sicht auf die Vorteile dieser Anlage­klasse.

Die Anleihen sind liquide und
haben ein gutes Risikoprofil

Asiatische Lokalwährungsanleihen werden häufig als illiquide Randerscheinung des globalen Anleiheuniversums abgetan. In Wirklichkeit aber ist der auf lokale Währungen lautende Anleihemarkt Asiens doppelt so groß wie der britische – und nach den USA, dem Euroraum und Japan der viertgrößte Anleihemarkt der Welt. In globalen Anleiheindizes allerdings ist die Region so gut wie nicht vertreten, da die Indizes mit dem immensen Wachstum des asiatischen Anleihemarkts nicht Schritt halten konnten.


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Auch die allzu oft anzutreffende Ansicht, dass asiatische Anleihen verglichen mit anderen globalen Anleihemärkten als besonders riskant einzustufen sind, hält sich hartnäckig. Das mag vor zehn Jahren so gewesen sein, als die meisten asiatischen Märkte für ­Lokalwährungsanleihen einen Schwellenländer-Status besaßen. Mittlerweile besitzt der überwiegende Teil der Staatsanleihen allerdings Investment-Grade-Status, die Ratingagenturen bescheinigen den Schuldnern also eine hohe Zahlungs­fähigkeit. Trotzdem haben Anleger nach wie vor in einigen Ländern wie etwa Indonesien, das am Investment-Grade kratzt, Chancen auf höhere Renditen.

Im Vergleich mit anderen Segmenten des globalen Anleiheuniversums punktet die Anlageklasse insgesamt mit einem vielversprechenden Risikoertragspotenzial. Denn ihr Gesamtertrag in US- Dollar (oder auch in Euro) ist bemerkenswert, die Ertragsschwankungen aber vergleichsweise gering. Möglich wurde diese stabilere Entwicklung, weil die Staaten besser gewirtschaftet und eine diszipliniertere Geldpolitik mit Infla­tionszielen eingeführt und umgesetzt haben.

Währungsaufwertungen
liefern zusätzliche Erträge

Attraktiv ist die Anlageklasse für ausländische Anleger auch angesichts der potenziellen Währungsaufwertungen. Es wäre allerdings falsch zu folgern, dass die Erträge aus asiatischen Anleihen weitestgehend auf Devisenerträgen be­ruhen. Eine Analyse der Wertentwicklungsbeiträge der vergangenen Jahre zeigt, dass die Anleihe­erträge mit Abstand die größte Ertragskomponente waren und die Devisenerträge die Gewinne lediglich steigerten.

Anleger, die asiatische Anleihen in ihrem Portfolio berücksichtigen, profitieren darüber hinaus von Diversifikationsvorteilen. Denn die Erträge der asiatischen Anleihe­märkte sind relativ gering mit den asiatischen Aktienmärkten und anderen großen Anleihemärkten der entwickelten Welt korreliert. Diese Eigenschaft eröffnet dem Investor die Möglichkeit, das Risiko des Portfolios zu streuen.

Zumal die asiatischen Märkte für Lokalwährungsanleihen keine homogene Anlageklasse sind. Faktisch sind die Gesamterträge (Anleihe- und Währungserträge) und die Volatilität in den Ländern sehr unterschiedlich – mit entsprechend attraktiven Anlagemöglichkeiten für Experten auf diesem Gebiet.

Kurz: Die asiatischen Anleihemärkte in lokaler Währung bieten Anlegern eine Kombination aus attraktiven Anleiherenditen und der Chance auf zusätzliche Währungserträge aus mittlerweile entwickelten und dennoch höher verzinsten Anleihemärkten. Gemessen an ihren Chancen, spielen Lokalwährungsanleihen aus Asien in den Portfolios von Privatanlegern aber immer noch eine untergeordnete Rolle.

zur Person:

Mike Zelouf, Leiter internationales Geschäft
bei Western Asset Management

Zelouf ist seit 1989 für die Legg-Mason-Tochter Western Asset Management tätig und leitet von London aus die Geschäfte des Vermögensverwalters.
Western Asset ist einer der weltweit führenden Manager für Rentenpapiere und betreut ein Vermögen von 456 Milliarden US-Dollar.