Kommt der Zinsschritt?

US-Notenbank könnte geldpolitische Straffung ins Auge fassen

17.12.14 16:00 Uhr

US-Notenbank könnte geldpolitische Straffung ins Auge fassen | finanzen.net

Am Mittwoch ist es wieder mal soweit: Die Finanzwelt blickt gespannt in Richtung USA, wo die Notenbank über den Leitzins entscheidet und einen Ausblick auf ihre weitere Geldpolitik gibt.

Am 16. und 17. Dezember kommen die US-Währungshüter zusammen und beraten über ihren weiteren Kurs. Nachdem die Federal Reserve ihre milliardenschweren Konjunkturhilfen (QE3) im Oktober eingestellt hatte, rechnen nun viele Anleger mit Hinweisen für eine Leitzinserhöhung.

Zinserhöhung im nächsten Sommer?

Der Konsens rechnet nicht damit, dass die Fed noch in diesem Jahr an der Zinsschraube dreht, aber es ist gut möglich, dass sie die Märkte darauf vorbereitet und eine Wende ihrer Geldpolitik signalisiert.

Im Wesentlichen dreht sich die geldpolitische Diskussion in den USA um die von der Zentralbank verwendete Formulierung: "beträchtliche Zeit". Seit März 2014 sprechen die US-Notenbanker davon, die Leitzinsen "für eine beträchtliche Zeit" auf ihrem derzeitigen Rekordtief zu halten. Dies wird von den Finanzmärkten dahingehend interpretiert, dass das Zinsniveau in den kommenden sechs Monaten nicht steigen wird. Doch inzwischen haben mehrere Fed-Vertreter angedeutet, dass sie auf diese Standardformel verzichten wollen, was auf eine Zinserhöhung im Sommer 2015 hindeuten könnte.

Dies wäre die erste Zinsanhebung nach der Finanzkrise und damit ein Meilenstein im Bestreben, die US-Wirtschaft mit Hilfe von billigem Geld wieder anzukurbeln. Seit Dezember 2008 steht das Zinsniveau bei null bis 0,25 Prozent, das ist deutlich länger als zunächst erwartet.

Die große Herausforderung für Fed-Chefin Janet Yellen wird es sein, eine Zinserhöhung in Aussicht zu stellen, ohne sich selbst einem Zeitplan zu verpflichten oder ein Marktbeben auszulösen. Und es gibt noch ein Dilemma: Die US-Konjunkturdaten geben keine einheitliche Richtung vor. Zwar spricht ein gesunder Arbeitsmarkt für eine Straffung der geldpolitischen Zügel, aber andererseits sinkt die Inflation, was für eine Zurückhaltung der Fed sprechen könnte.

Es gibt noch einen weiteren Grund, weshalb die US-Notenbank bereits jetzt ihre Sprachregelung ändern könnte: Das nächste Fed-Treffen mit anschließender Pressekonferenz ist erst wieder für Mitte März angesetzt. Das wäre dann zu spät, um die Märkte schonend auf einen Zinsschritt zur Jahresmitte 2015 vorzubereiten.

Erste Schritte für eine straffere Geldpolitik bereits unternommen

Das bevorstehende Ende der rekordtiefen Zinsen hat sich bereits Ende Oktober 2014 abgezeichnet. Die US-Zentralbank beendete die Liquiditätsflut und ließ ihr massives Kaufprogramm für Staats- und Hypothekentitel auslaufen. Diese Maßnahme war von den Marktteilnehmern erwartet worden, da die Fed im Vorfeld entsprechende Hinweise gegeben hatte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die US-Notenbank monatlich noch Staats- und Hypothekentitel mit einem Volumen von 15 Milliarden Dollar aufgekauft.

Wagt die US-Notenbank den Alleingang?

Während in den USA über eine Zinserhöhung diskutiert wird, sehen sich Notenbanken der Eurozone, Chinas und Japans eher zu weiteren Lockerungen genötigt. So wird zum Beispiel im EZB-Rat über größere Anleihekäufe gestritten, um gegen die zu geringe Inflation vorzugehen. Während EZB-Präsident Mario Draghi die Finanzmärkte auf Staatsanleihekäufe im ersten Halbjahr 2015 einstimmt, wird Bundesbank-Präsident Jens Weidmann nicht müde, seine Skepsis gegenüber solchen Staatsanleihekäufen zu bekunden.

Alles in allem scheint also eine lebhafte Diskussion beim Treffen der US-Währungshüter bevorzustehen. Deshalb verhalten sich die Anleger vor der zweitägigen Sitzung zunächst abwartend.

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