Fondsmanager Cielinski: "Wieder Einstiegschancen"
Jim Cielinski, der Head of Fixed Income bei Columbia Threadneedle zu Chancen am Anleihemarkt nach dem Zinsentscheid der US-Notenbank.
von Peter Gewalt, Euro am Sonntag
€uro am Sonntag: Herr Cielinski, die US-Notenbank Fed hat die Zinsen nun doch nicht angehoben. Wie beurteilen Sie die Begründung der Fed für ihren Schritt?
Jim Cielinski: Die Fed hat die Risiken im gegenwärtigen wirtschaftlichen Umfeld und an den Finanzmärkten weltweit betont. Dabei hat sie hervorgehoben, dass diese Faktoren die ökonomischen Aktivitäten und somit wahrscheinlich die Inflation begrenzen könnten, was übrigens auch schon geschehen ist.
Hat Sie die Entscheidung denn überrascht?
Die Markterwartungen und unsere Einschätzung waren, dass die Federal Reserve nicht handeln wird. So zeigten Indikatoren vor der Fed-Sitzung nur eine Chance von rund 28 Prozent an, dass die Notenbank die Zinsen anheben wird. So gesehen handelte sie daher wie erwartet. Was mehr überrascht hat, war der defensive Tonfall der Fed. Viele Marktteilnehmer sind von einem offensiveren Statement ausgegangen.
War es denn ein Fehler, so zu agieren?
Die Notenbank hätte standhaft bleiben müssen. Sie hatte die Chance zu agieren und tat es nicht. Diese Verzögerung wird mehr Volatilität in den Markt bringen.
Wann wird die Fed Ihrer Meinung nach die Zinsen
denn anheben?
Wir erwarten immer noch, dass die Fed die Zinsen noch dieses Jahr anhebt. Der Arbeitsmarkt entwickelt sich gut, und die USA bleiben bei Weitem das stärkste der Industrieländer. Auch die Fed-Mitglieder signalisieren eine Zinserhöhung für dieses Jahr. Aber die Gefahr ist gestiegen, dass die Entscheidung auf 2016 verschoben wird.
Welche US-Anleihen mögen Sie in diesem Umfeld?
Wir finden verstärkt US-Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating positiv. Vor allem die Bonds mit langer Laufzeit aus diesem Sektor haben sich seit 2015 unterdurchschnittlich entwickelt und sind daher nun wieder attraktiv.
Gibt es denn derzeit attraktive Anleihen in Europa?
In einem globalen Kontext sind die Renditen europäischer Anleihen kaum attraktiv. Aber negative Zinsen und das weitergehende Anleihekaufprogramm der EZB sollten den Markt unterstützen.
Europäische Hochzinsanleihen haben sich sehr schlecht entwickelt und sind daher langsam wieder interessant. Und Peripherieanleihen bieten ebenfalls die Chance, dass sie sich im Vergleich zu Bundesanleihen besser entwickeln.
Sind griechische Anleihen
denn nach der Parlamentswahl wieder attraktiv?
Griechische Anleihen sind ein Nischenmarkt ohne "normale" Langfristinvestoren, mit niedriger Liquidität und immer noch fragwürdigen langfristigen Fundamentaldaten. Konsequenterweise haben wir keine Pläne, derzeit in diese Bonds zu investieren. Zwar haben die Wahlen weniger Aufmerksamkeit genossen als die Anfang des Jahres. Doch die Risiken der Umsetzung des Rettungsprogramms sind durch die Wahlergebnisse selbst nicht wirklich reduziert worden.
Wie schätzen Sie Schwellenländeranleihen ein?
Schwellenländeranleihen sind generell unter Druck, auch weil sich Chinas Wirtschaftswachstum abschwächt. Zwar erwarten wir bei den Emerging Markets auch weiterhin Turbulenzen. Doch inzwischen bieten einige ausgewählte Märkte wie mexikanische Staatsanleihen durchaus wieder Einstiegschancen.
Kurzvita
Jim Cielinski
Der US-Amerikaner verantwortet das Anleihemanagement der Fondsgesellschaft Columbia Threadneedle und den Threadneedle (Lux) Global Opportunities Bond Fund (ISIN: LU 064 049 283 0)
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Bildquellen: Threadneedle Investment Services GmbH, Julian Mezger für Finanzen Verlag