China-Anleihen: Dramatischer Anstieg der Zahlungsausfälle
Schwellenländer-Anleihen, insbesondere auf US-Dollar laufende China-Bonds, gelten am Markt als attraktive Anlageoption. Doch ein massiver Anstieg der Zahlungsausfälle lässt Experten zunehmend skeptisch werden.
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Der chinesische Anleihenmarkt ist der drittgrößte der Welt. Dennoch meiden viele Anleger Anlagen in diesem Segment. Dabei haben Experten den Bondmarkt im Land des Lächelns in der jüngsten Vergangenheit als attraktive Anlageoption vermarktet.
Arbitrage-Effekt macht Investment interessant
So hat unter anderem Amy Kam, die als Investmentmanagerin bei GAM Investment tätig ist, in einem Marktkommentar China-Anleihen als attraktiv bezeichnet. Dabei verwies die Expertin insbesondere auf die Arbitrage-Möglichkeit. Bond-Anleger können sich die Renditedifferenz an zwischen chinesischen Onshore- und Offshore-Titeln (chinesische Unternehmensanleihen, die außerhalb des Marktes in Festlandchina gehandelt werden) zunutze machen. Da diese auf US-Dollar gehandelt werden, scheinen sie gegenüber Inlandsanleihen attraktiv, so die Expertin. Immerhin sei die Renditedifferenz kürzlich trotz der Rally bei chinesischen Offshore-Anleihen auf ein Dreijahreshoch gestiegen. Zeitgleich hatten Maßnahmen der chinesischen Regierung, mit denen die Konjunktur angekurbelt werden soll, für Druck bei den Renditen von Lokalwährungsanleihen gesorgt.
Zahlungsausfälle machen Experten zunehmend vorsichtiger
Doch zwischenzeitlich werden Stimmen laut, die chinesische Anleihen zunehmend skeptischer beurteilen. Dabei geht es insbesondere um die zunehmenden Zahlungsausfälle bei chinesischen Unternehmensanleihen. Wie "CNBC" unter Berufung auf zwei Banken berichtet, sei die Zahl sowohl für Anleihen in der Landeswährung als auch Bonds, die in US-Dollar begeben wurden, im vergangenen Jahr deutlich angestiegen. Die Defaults würden auch in diesem Jahr weiter anhalten, so die Erwartung von Analysten. Dabei sollen die verschärften monetären Bedingungen durch hohe Kreditkosten und ein hartes Vorgehen gegen Schattenfinanzierung verstärkt worden sein. Die Konjunkturabkühlung und die extrem engen Kreditbedingungen hätten die Unternehmensverschuldung im vergangenen Jahr auf ein Rekordhoch getrieben, heißt es weiter.
Situation deutlich verschärft
Demnach sei die auf Yuan laufende Verschuldung auf 119,6 Milliarden Yuan gestiegen - etwa vier Mal so hoch, wie noch im Jahr 2017. Das berichtete die DBS Bank aus Singapur, die größte Bank Südostasiens, im Februar. Die japanische Bank Nomura malt sogar ein noch düsteres Bild und bezifferte die Höhe der Ausfälle bei Onshore-Anleihen, Inlands-Bonds, die auf Yuan laufen, auf 159,6 Milliarden Yuan.
Ein ähnlicher Trend sei auch bei Offshore-Anleihen auszumachen, also Anleihen die auf US-Dollar laufen. Hier habe der Schuldenbetrag 2018 einen Wert von 7 Milliarden Dollar erreicht, berichtet CNBC weiter.
"China erlebte im vergangenen Jahr eine beispiellose Welle von Zahlungsausfällen bei Unternehmensanleihen. Dies ist ein erneutes Anzeichen, das die Finanzmärkte ins Wanken bringen könnte, wenn sich der Abschwung weiter fortsetzt", so die Analysten von DBS in ihrem Bericht. Demnach sei allein der Energiesektor im Jahr 2018 mit 46,4 Milliarden Yuan für 40 Prozent aller auf Yuan laufenden Zahlungsausfälle verantwortlich, so die Bank-Analysten weiter.
"Die Ausfallwelle reicht bis 2019 ... Angesichts der geringeren Risikobereitschaft und des hohen Reifevolumens sind die Aussichten schlecht", fügte die DBS hinzu. Allein in diesem Jahr seien Unternehmensanleihen im Volumen von 3,5 Billionen Yuan fällig.
Redaktion finanzen.net
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