Europas größtes Sorgenkind

Griechenland: Sorgenvoller Blick

20.10.14 12:30 Uhr

Griechenland: Sorgenvoller Blick | finanzen.net

Gerüchte über vorgezogene Neu­wahlen und Sorgen um die Stabilität Griechenlands nach dem Ende der Finanzhilfen setzen die Anleihekurse unter Druck.

von Christoph Platt, Euro am Sonntag

Griechenland bleibt Europas größtes Sorgenkind. So ist nicht nur offen, wie es mit der Finanzhilfe für das Land weitergeht, wenn das europäische Hilfsprogramm Ende des Jahres ausläuft. Nun kommen auch noch Sorgen um die Stabilität der Regierung hinzu. Weil Gerüchte die Runde machten, die Regierung könne zerbrechen, gingen die Kurse griechischer Staatsanleihen in den vergangenen Tagen in die Knie. Die Rendite der zehnjährigen Papiere sprang am Dienstag erstmals seit fünf Monaten wieder über die Marke von acht Prozent.

Umfragen zufolge liegt die Oppositionspartei Syriza, die einen strikten Sparkurs ablehnt, mittlerweile 6,5 Prozentpunkte vor der Regierungspartei von Ministerpräsident Antonis Samaras. Das erhöht nach Ansicht der Anleger die Wahrscheinlichkeit, dass es zu vorgezogenen Neuwahlen kommt. Eigentlich soll erst wieder 2016 gewählt werden.

Auch das mögliche Verhalten Griechenlands hinsichtlich der Finanzhilfen beunruhigt die Märkte. Weil sich im Primärhaushalt 2014 erneut ein Überschuss ergeben dürfte, sieht sich das Land auf einem guten Weg, aus eigener Kraft an den Finanzmärkten bestehen zu können. Das könnte Griechenland dazu veranlassen, nach dem Auslaufen der Hilfen aus dem Euro-Rettungsfonds keine weiteren Finanzhilfen mehr zu beantragen. Die Anleger sehen darin eine große Unsicherheit, weil Griechenland mit diesem Vorhaben auch scheitern könnte.

Die von den Finanzmärkten favorisierte Lösung ist eine vorsorgliche Kreditlinie des Euro-Rettungsfonds. Diese könnte als Sicherheitsnetz fungieren, falls Griechenland nicht auf eigenen Beinen stehen kann. Mit dieser Maßnahme ginge allerdings einher, dass die Athener Finanzpolitik weiterhin internationalen Kontrollen unterworfen bleibt. Griechenland möchte sich indes möglichst schnell davon befreien.

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