Anleihen: Goldman kauft Venezuela-Bonds
07.06.17 17:30 Uhr
Mitten in der Zeit des Aufruhrs leiht die Investmentbank Goldman Sachs dem sozialistischen Regime Geld. Dafür muss sie heftige Kritik einstecken.
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von Christoph Platt, Euro am Sonntag
Seit zwei Monaten toben in Venezuela blutige Straßenkämpfe. Demonstranten protestieren gegen die Regierung von Präsident Nicolás Maduro und fordern seinen Rücktritt.
In dem Land fehlt es am Nötigsten. Grundnahrungsmittel und Medikamente sind knapp, viele Venezolaner hungern. Die Inflationsrate liegt bei 800 Prozent. Mehr als 50 Menschen sind seit dem Aufflammen der Proteste Anfang April ums Leben gekommen.
Für Maduro wird es zunehmend schwerer, sich an der Macht zu halten. Die Opposition fordert seit Monaten Neuwahlen, die der Präsident allerdings ablehnt. Er bringt stattdessen ein Verfassungsreferendum ins Spiel.
Finanzielle Unterstützung erhält der sozialistische Präsident nun ausgerechnet durch den Inbegriff des Kapitalismus: Goldman Sachs hat in großem Stil bis 2022 laufende Anleihen des staatlichen Ölkonzerns PDVSA gekauft. Dabei machte die US-Bank ein besonderes Schnäppchen. Sie zahlte für Papiere im Nennwert von 2,8 Milliarden US-Dollar nur 865 Millionen. Der Preis lag 31 Prozent unterhalb des ohnehin niedrigen aktuellen Anleihekurses.
In der Vergangenheit hatte Venezuela trotz aller Krisen stets seine Schulden beglichen, um eine Staatspleite zu verhindern. Sollte der Bond vollständig zurückgezahlt werden, würde Goldman Sachs eine Rendite von 43 Prozent pro Jahr einstreichen. Kritiker werfen der Investmentbank nun vor, mit den Anleihekäufen das undemokratische Regime von Maduro zu stützen.
Anleihen Venezuelas sind auch für private Anleger verfügbar. Sie müssen aber sehr abgebrüht sein. Das Risiko einer Staatspleite Venezuelas in den kommenden fünf Jahren wird auf knapp 90 Prozent geschätzt.
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