Fed-Chefin Yellen: Die Macht ihrer Worte
16.12.15 12:30 Uhr
US-Leitzins: Es gilt als nahezu sicher, dass die US-Notenbank in wenigen Tagen die Zinsen erhöht. Was Anleger erwartet, wo Risiken drohen.
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von Christoph Platt, Euro am Sonntag
Tut sie’s oder tut sie’s nicht? Diese Frage treibt die Anleger seit Monaten um. Bislang zierte sich Janet Yellen, die Chefin der US-Notenbank Fed, den Leitzins anzuheben. Doch am Mittwoch soll es endlich so weit sein - so jedenfalls der überwältigende Konsens der Marktteilnehmer. Dann sollen die US-Zinsen nach exakt sieben Jahren auf Allzeittief wieder steigen. Seit Dezember 2008 liegen sie bei null bis 0,25 Prozent.
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Yellen hat die Anleger seit Monaten verbal darauf vorbereitet. Ein Zinsschritt im Dezember sei im Bereich des Möglichen, hatte sie mehrfach betont. Die Wirtschaft laufe gut, was höhere Zinsen rechtfertige. Entschieden ist zwar noch nichts. Doch die Äußerungen der Fed-Chefin sind ein deutlicher Hinweis, dass die Wende bevorsteht. Zudem haben die jüngsten Arbeitsmarktdaten, die besser ausfielen als erwartet, den Druck auf die Fed-Chefin weiter erhöht.
Steigende Zinsen dürften mit einer Mischung aus Sorge und Erleichterung aufgenommen werden. Mit Erleichterung, weil die monatelange Hängepartie, wann die Zinswende kommt, endlich ein Ende hat. So dürfte der Schritt durchaus zur Beruhigung der Märkte beitragen.
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Auf der anderen Seite gibt es viele Sorgen. Höhere Zinsen könnten US-Anleger dazu bewegen, im Ausland angelegtes Geld wieder in die Heimat zu holen. Dies würde vor allem die Aktienmärkte der Schwellenländer belasten, die gegenüber derartigen Entwicklungen sehr empfindlich sind.
Daneben gäbe es unmittelbare Folgen für Anleihen: Steigen die Zinsen, werden alte Papiere unattraktiver und ihr Kurs sinkt. Eine Gefahr, derer sich Besitzer von US-Anleihen bewusst sein müssen. Auch die Börsen der Industrieländer könnten leiden. Zwar wäre die Zeit des ultrabilligen Geldes trotz eines Zinsschritts noch nicht zu Ende, doch die Signalwirkung könnte erhebliche Folgen haben. So warnen mehrere US-Finanzinstitute davor, das Ausmaß der Gefahr zu unterschätzen. In der Vergangenheit habe die Fed die Zinsen oft beherzter angehoben als von den Anlegern vorhergesehen. Zurzeit rechnet die Mehrheit mit drei Zinsschritten von jeweils 25 Basispunkten in den kommenden zwölf Monaten.
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Die Zinsen könnten jedoch schneller steigen, wenn die Wirtschaft gut läuft und die Inflation anzieht. Gerade Letzteres werde von vielen Anlegern momentan überhaupt nicht einkalkuliert. Hinzu komme, dass die aktuell niedrigen Kupons -anders als bei früheren geldpolitischen Straffungen - keinen Puffer gegen steigende Anleihekurse böten.
Insofern wird viel darauf ankommen, mit welchen Worte Frau Yellen eine Zinserhöhung der Fed begründet.
Ungewisse Aussichten
Die Kurse zehnjähriger US-Staatsanleihen dürften bei einer Zinserhöhung nachgeben. Die erwartete Dollarstärke schafft für deutsche Anleger dagegen einen Kaufanreiz.
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