Euro am Sonntag-Anleihecheck

Schalke 04-Anleihe: Nach Rekordjahr nun im Abstiegskampf

13.05.19 17:30 Uhr

Schalke 04-Anleihe: Nach Rekordjahr nun im Abstiegskampf | finanzen.net
Fahne von Schalke 04

Regelmäßig untersucht die Redaktion von €uro am Sonntag in Kooperation mit URA Research Mittelstands-Anleihen. Diesmal gilt der Anleihe von Schalke 04 unsere Aufmerksamkeit.

von Redaktion Euro am Sonntag

Geschäft: Schalke 04 gilt mit 155.000 Mitgliedern als einer der fünf größten Vereine der Welt. KPMG zählte S04 zuletzt zu den 15 Fußballclubs in Europa mit dem höchsten Firmenwert. S04 erreichte 2018 zum 16. Mal in den vergangenen 18 Spielzeiten einen internationalen Wettbewerb - 2019 wird dieses Ziel aber zum zweiten Mal binnen drei Jahren verfehlt. Der Konzern erzielte 2018 mit einem Umsatz von 350 Millionen Euro und einem Überschuss von 40 Millionen neue Rekordwerte. Positiv wirkte neben Spielerverkäufen vor allem der Umsatzanstieg bei medialen Verwertungsrechten.



Zinszahlung: Die Zinsdeckung gemessen am operativen Gewinn (Ebit) war 2018 sehr gut. Der Cashflow vor Ertragsteuer und Zins war seit Emission der ersten von bisher drei Anleihen 2012 positiv und lag im Schnitt beim Fünffachen der Zinszahlungen. Die Zinsen auf die zwei ausstehenden Bonds können problemlos aus dem Cashflow gezahlt werden. Dies gilt trotz des Fehlens in europäischen Wettbewerben auch für 2019. S04 prognostiziert einen Umsatz von 250 Millionen und einen Jahresfehlbetrag im niedrigen zweistelligen Millionenbereich. 2017, ebenfalls ohne europäischen Wettbewerb, lag der Fehlbetrag bei zwölf Millionen.

Tilgung: Das Anlegervertrauen ist groß. Der Bond notierte, selbst zum niedrigeren Geldkurs, stets über 104, bis zum drohenden Abstieg gar über 110 Prozent. Die Kennzahl "Nettofinanzschulden zu Ebitda" war 2018 sehr gut. Der Free Cashflow war mit Ausnahme von 2017 in vier der vergangenen fünf Jahre positiv - er übertraf in diesem Zeitraum mit kumuliert 39 Millionen das Volumen des 2023 fälligen Bonds. Die niedrige Eigenkapitalquote ist durch stille Reserven bei den Spielern zu relativieren - laut Transfermarkt.de lagen diese Ende 2018 bei 124 Millionen. Sie deckten fast das Volumen der zwei ausstehenden Bonds über 50 Millionen, die Bankverbindlichkeiten über 24 Millionen und den Kreditrahmen für den zweiten Bauabschnitt des Vereinsgeländes "Berger Feld" mit 56 Millionen. Zudem stecken Reserven in der vereinseigenen Arena. Ein Börsengang wie bei Dortmund oder die Hereinnahme von Investoren wie bei Bayern kommen für Schalke nicht infrage, man will Herr im eigenen Hause bleiben.


Fazit: Weil der Verein 2019/20 bei europäischen Wettbewerben fehlt, werden sich die Kennzahlen deutlich verschlechtern. So ist wieder negatives Eigenkapital zu erwarten. Zudem werden die Schulden durch Investitionen ins "Berger Feld" in den nächsten Jahren kräftig steigen. Die Zinszahlungen dürften aber ohne größere Probleme möglich sein. Zur Tilgung 2023 sind noch keine Aussagen möglich, außer dem Hinweis auf den meist positiven Free Cashflow und die Reserven. Um den Druck der Fälligkeit zu vermeiden, wäre eine "ewige Anleihe" überlegenswert.

URA Research verwendet bei seiner Anleiheanalyse eine standardisierte Methode, die sich ausschließlich an den Interessen der ­Investoren orientiert. Zu den Kunden zählen Vermögensverwalter und Family Offices.








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