Linde: Pfundige Rendite

von Thomas Strohm, Euro am Sonntag

Der Gasekonzern Linde hat jüngst das Gewinnziel fürs laufende Jahr kassiert und auch die mittelfristige Prognose gekappt. Ein solider Schuldner bleibt Linde dennoch: "Wir stufen den stabilen deutschen Emittenten als ­defensives Basisinvestment ein, das vor allem für Buy-and-Hold-Investoren geeignet ist", sagt Matthias Schell, Anleiheanalyst bei der LBBW.

Wer als Anleger dieser Einschätzung folgt und sich eine Anleihe von Linde kauft, um sie bis Fälligkeit zu halten, muss sich jedoch mit einer mickrigen Rendite zufriedengeben. Denn die Bonitätsnoten des DAX-Konzerns sind nach wie vor gut. Die Agentur Moody’s etwa hat erst Mitte des Jahres ihre Note für normale Linde-Anleihen auf "A2" angehoben.

Eine vernünftige Rendite gibt es mit Bonds des Konzerns nur, wenn Anleger bereit sind, bei der Sicherheit kleine Abstriche zu machen. Das geht mit nachrangigen Anleihen, deren Besitzer bei einer - im Fall von Linde sehr unwahrscheinlichen - Pleite erst nach den Inhabern normaler Anleihen bedient würden. Oder mit Fremdwährungsbonds.

Aber auch mit einer Kombination davon: Linde hat nicht nur eine Nachranganleihe in Euro ausgegeben, sondern auch eine in Britischen Pfund. Beide laufen bis 2066, können aber vom Konzern 2016 gekündigt werden. Investoren gehen davon aus, dass Linde diese Möglichkeit auch nutzt und dann beide tilgt.

Die Euro-Anleihe bringt bis dahin eine Rendite von 1,19 Prozent per ­annum. Der Pfund-Bond verspricht mit 2,20 Prozent im Jahr deutlich mehr. Das liegt am höheren Zinsniveau in Großbritannien. Anleger müssen sich zwar des Wechselkursrisikos bewusst sein. Das ist aber bei der britischen Währung überschaubar. Etliche Devisenanalysten pro­gnostizieren bis Ende 2015 sogar eine Aufwertung des Pfund zum Euro, womit für Bondbesitzer Währungs­gewinne verbunden wären.